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PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS, JUNKYARD DRIVE @ L.A., CHAM – 08.11.2024

Freitagabendshows sind für Bands als auch Fans immer dankbar und beliebt. Dementsprechend brechend voll ist heute das L.A. Venue bereits 90 Minuten vor Konzertbeginn. Viele Besucher haben es sich außerdem zur Gewohnheit gemacht, vor den Konzerten die Top-American-Diner Qualität des Essens zu genießen. Nicht nur die leckeren Burritos, sondern auch die Burger und Steaks muss man einfach mal probiert haben. Für besonders harte und hungrige, gibt es außerdem noch den Chuck Norris Burger als Empfehlung.

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Den Anfang dürfen heute JUNKYARD DRIVE aus Dänemark machen. Die meisten anwesenden hatten diese jungen wilden wohl bisher nicht wirklich auf dem Zettel. Dabei sind die Skandinavier bereits seit zehn Jahren aktiv und veröffentlichten bereits vier Alben und eine EP. Geboten wird energetischer, erdiger Hard-Rock mit gelegentlicher NWOBHM-Kante. Saxon, alte Skid Row, aber ausdrücklich auch D.A.D lassen sich allesamt im Grundsound der Combo heraushören. Neu erfunden wird das Rad hier nicht, aber der Mix bzw. das Gebräu aus altbekannten Einflüssen ist sehr gelungen und geht wirklich sofort ins Blut. Dabei ist es wirklich völlig egal, ob JUNKYARD DRIVE Halb-Balladen, Midtempo-Rocker oder auch schnellere, aggressivere Stücke raushauen. Outfit und Stageacting erinnern an Klischees aus den 80s und frühen 90s. Dabei wirkt die Band aber jederzeit natürlich und locker – keineswegs gezwungen oder zu sehr auf „Retro“ getrimmt. Frisur, Gesichtszüge und Körpersprache des Lead-Gitarristen erinnern an MacGyver. Vokuhila rules! Besonders zu begeistern wissen heute die Tracks `Shoot From The Hip`, `Beautyfool`, `The Tide Is High` sowie `Mr. Rock `n Roll` zum Schluss des Konzerts. Besondere Sympathiepunkte und tosenden Beifall erntet das Klampfer-Duo, als dieses mal eben lässig die Bühne verlässt, um unter dem Publikum abzurocken. Als Showdown wird hierzu dann ein perfektes Gitarrensolo-Duell zum Besten gegeben, was an Leidenschaft und Spielfreude nicht so leicht zu überbieten sein dürfte. Insgesamt zeigen JUNKYARD DRIVE heute Abend nicht nur Anheizer-, sondern tatsächlich Co-Headliner Qualitäten. Top!

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So manch mittlerweile eher lahme Altherren-Legendenband hätte nach der vorherigen Machtdemonstration aus Dänemark nun etwas zittern müssen. PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS müssen sich hier hingegen keine Sorgen machen. Denn in dieser Band ergänzt sich Alt und Jung gut – als auch Rampensäue mit eher introvertierten Musikern. `Highway Star` von Deep Purple darf als Intro herhalten, und dann geht die Post ab! Koryphäe Phil Campbell (Ex-Motörhead) gibt zusammen mit seinen drei Söhnen Dane, Tyla und Todd plus Sänger Joel Peters gleich vom Opening-Smasher `We`re The Bastards` an Vollgas. Die Campbells lassen es sich nicht nehmen, auf einer der Gitarrenboxen die Wales-Flagge zu hissen und wissen auch sonst, die recht einzigartige Familien-Chemie mit eindrucksvollem Spirit zu zelebrieren. Sound und Licht sind wirklich erstklassig, was insbesondere die Gitarren perfekt in Szene setzt und ordentlich braten lässt. Nach `Freak Show` stellt Phil die rhetorische Frage, ob es heute auch Lemmy-Fans im Publikum gibt. Diese bekommen dann mit `Going To Brazil` das erste Motörhead-Cover zu hören. Mr. Campbell Senior feuert dabei in sich versunken ein vor Herzblut nur so strotzendes Traumsolo ab. Zum niederknien! Spätestens nach dem Hit `Schizophrenia` ist klar, dass die allergrößte Rampensau im Hause Campbell Gitarrist Todd ist. Der 42-jährige ist nicht nur einer der Hauptsongwriter der Band, sondern auch Live nach seinem Dad der größte Blickfang und Charismatiker. Der gute singt fast pausenlos jeden Text mit, egal ob er gerade vor dem Mikro steht oder nicht. Sänger Joel gibt sich eher bodenständig und zurückhaltend, markiert aber mit seiner vermutlich festgedübelten Sonnenbrille und dem lässigen Stageacting ganz klar die coole Rocksau. Bassist Tyla agiert eher gemütlich und entspannt, schlürft sein Dosenguiness (bäh!) und lässt den Tiefton-Groove für sich sprechen. Nach `High Rule` gibt es mit `Born To Raise Hell` die zweite Huldigung von Phils ehemaligem Arbeitgeber, welche gefühlt von der nahezu ausverkauften Halle kollektiv mitgesungen wird. Das erste große Highlight des Abends aus jüngster Gegenwart, ist aber `Straight Up` von der PHIL CAMPBELL Soloplatte. Das Stück funktioniert auch bestens ohne Prominenz wie Rob Halford hinter dem Mikrofon, was ausdrücklich aus weiterer Schulterklopfer für Frontmann Mr. Peters zu verstehen ist. Seine unbekümmerte, bodenständige Art und mit Humor garnierten, die Fans in den ersten Reihen einbindenden Ansagen in den Songpausen, kommen sehr gut bei der Crowd an. Als Phil Campbell z. B. fragt welchen Motörhead Song wir nun hören wollen und eher ruhigere Stücke ausgerufen werden, wird dies gekonnt „those two tall tough-looking guys here at front of stage only like our slow songs. Who would guess that?“ süffisant von Joel kommentiert. Nur um danach eine max. harte und schnelle Version von `Ace Of Spades` abzufeuern. Die Stimmung kocht zum Ohrwurm `Strike The Match` noch mal so richtig über. Großmeister Phil geht mehr und mehr aus sich heraus, hat heute sichtlich großen Spaß an dem Gig und nimmt immer zufrieden grinsend zur Kenntnis, wenn sein Sohn Todd von der anderen Bühnenseite aus den Weg zu ihm nimmt um Daddy ordentlich anzuposen. Vater und Sohne hier Seite an Seite bei der Arbeit zuzusehen, macht unglaublich Spaß. Zum Konzertende hin gibt es noch mal eine ganze Stange alte Gassenhauer zu hören. Auf den Klassiker `Killed By Death`, aus der Anfangszeit von Phil bei Motörhead, folgt das als „last song we recorded before Lemmys passing“ angesagte David Bowie Cover `Heroes` und der (von Dane brutalst getrommelte) Übersong `Overkill`. Ein nahezu perfektes Rock-Konzert, welches lediglich 10-15 Minuten mehr Spielzeit und den ein oder anderen raren Motörhead Song außerhalb der Standards hätte vertragen können. Halten wir jedenfalls fest, dass PHIL CAMPBELL AND THE BASTARD SONS aktuell überall und irgendwo jederzeit die Bude abzureißen wissen. Eine UNGLAUBLICH gute Live-Band!

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Text: Markus Wiesmüller
Fotos: Danny „Trabi“ Jakesch