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EXODUS, ANTIPEEWEE @ L.A., CHAM – 02.08.2024

An einem hochsommerlich glühend heißen Freitag verschlägt es die aktuell (nicht nur Live) weltbeste Thrash-Band wieder mal nach Cham. Logisch, dass diese Veranstaltung locker ausverkauft ist und sich bereits 2-3 Stunden vor Einlass eine Menge Headbanger vor dem extrem cool und kreativ dekorierten L.A. Club Außenbereich zum dinieren und Bier trinken einfinden. Irgendwie kann man sich an den Auto-Wrackteilen, Klischee-Schildern und US-Dekos gar nicht satt sehen. Die Stimmung ist entspannt und immer wieder schlurfen EXODUS-Musiker herum und werden nicht müde, Fotos mit Fans zu halten und ein Plausch abzuhalten. So geht Fannähe! Dabei muss erneut festgestellt werden, dass es wirklich beeindruckend ist wie Tom Hunting seine Krebserkrankung überwunden hat und wirklich fit, durchtrainiert und vital aussieht.

ANTIPEEWEE 8

Pünktlich zum Einlass drücken die Fans ordentlich in die Konzerthalle. Denn heute spielt nicht „irgendein“ Anheizer, sondern die sehr geschätzten und respektierten ANTIPEEWEE. Line-up Veränderungen konnten die Thrasher nicht stoppen – Cthulhu sei Dank! Sebastian, der neue Herr hinter dem Drumkit, hat nicht nur eine positive Ausstrahlung und mächtig Spaß in den Backen, sondern überzeugt auch mit einer energetischen Performance. Klampferin Cora genießt den Gig vom Opener an sichtlich und es ist immer wieder eine Freude, diese Musiker untereinander agieren zu sehen. Der Rezensent würde mal behaupten, dass die neue Bandchemie bestens passt. Irgendwo zum Markenzeichen geworden ist das extravagante Stage-Acting von Sänger Philipp, welcher oft gebückt und mit Haaren im Gesicht seine top phrashierten Shouts abfeuert. Die Abensberger wirken zudem gut eingegroovt und spielen Arschtight auf. Da es auch der Mischer recht gut mit der Band meint, lassen sich heute in doppelstimmigen Leads und Solos auch kleine Technische Feinheiten heraushören. Sehr gut kommt der neue Track `Heretic Power` an, welcher Anfang Juli bereits als Single veröffentlicht wurde. Ansonsten geht es heute am besten zu `Infected By Evil`, `Feeding The Breeding Mother` und `Rise Of Cthulhu` ab. ANTIPEEWEE sind aktuell neben Battlecreek ganz klar die beste Bayerische Thrash-Combo. Cthulhu Fhatagn!

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Nach einer wohltuend kurzen Umbaupause wird es dann endlich wieder Zeit für ein bisschen „good friendly violent fun“. Das EXODUS gleich mit dem Klassiker `Bonded By Blood` einzusteigen, erweist sich als guter Schachzug und bringt bei tropischen Temperaturen sofort alle auf Betriebstemperatur. Der Moshpit hält während `R.E.M.F` und `Blood In, Blood Out` konstant an, ehe die Amis eine kurze Ansagenpause machen. Schön das Lee Altus nun endlich wieder Livehaftig mit auf der Bühne steht. Abgesehen von Koryphäe Rick Hunolt gibt es eben kaum einen anderen Gitarristen, welcher solch ein Traum-Duo mit Riffmeister Gary Holt bilden kann. `And Then There Were None` wird heute höllisch brutal dargeboten und zieht sogar noch ein paar mehr Banger vor die Bühne. Die Kuttendichte erhöht sich! Was Drummer Tom Hunting nicht nur während dem Hit `Piranha` hinter dem Drumkit abzieht, ist immer wieder erstaunlich. Positive Aggression, Power UND Präzision pur. Ohne den guten würden den Thrashern Live sicherlich ein paar PS mehr fehlen. `Deathamphetamine` hat sich mittlerweile von den neueren Tracks fest in der Setlist etabliert – und das ist gut so. Bassist Jack Gibson, als auch Tom Hunting und Gary Holt steuern immer wieder feinste Gang-Shouts bei. Irgendwo etwas motivierter und packender als vor ein paar Jahren. Und weil wir gerade von Motivation sprechen: Frontmann Steve Souza ist aktuell in der Form seines Lebens. Genauso gut hatte man ihn zuletzt Ende der 80s bzw. Anfang der 90s erlebt. Alle Phrasierungen sind giftig-gallig und perfekt platziert. Zetro hält Nonstop Blickkontakt mit den ersten Reihen vor der Bühne, ist ständig in Bewegung und kommuniziert in den Songpausen konstant mit dem Publikum. Zu Zeiten von „Tempo Of The Damned“ wirkte der gute wesentlich kraftloser, unnahbarer und weniger motiviert. In dieser Form hat aktuell wirklich KEINE andere der alten Thrash-Helden eine Chance gegen Friscos finest. `Blacklist` hat sich irgendwie zu einem Live-Hit entwickelt, könnte aber subjektiv gesehen mal eine Performance-Pause vertragen. Zetro würdigt drei Metal-Kids, die mit ihrem Vater direkt vor der Bühne abgehen als die nächste Metal-Generation. `Prescribing Horror` sorgt für eine atmosphärisch intensive Verschnaufpause, ehe es mit `The Beatings Will Continue (Until Morale Improve)` wieder voll auf die Fresse gibt. Der Circle-Pit weitet sich von Song zu Song mehr aus und das Energielevel in der brechend vollen Halle steigt auf den bisherigen Tageshöhepunkt. Und dann die erste große Überraschung des Abends. `Impact Is Imminent` wird ausgegraben und in einer Form dargeboten, die einige Kinnladen nach unten kippen lässt. Eines der besten Riffs die Gary Holt jemals geschrieben hat. `Brain Dead` ist ein Moshfest der Extraklasse und `A Lession In Violence` zieht das Tempo wieder ordentlich an. Lee Altus gibt sich heut sehr textsicher und feuert die Fans vor der Bühne pausenlos zu neuen Höchstleistungen an. `Fabulous Disaster` ist eine echte Live-Granate, die heute als eines der Highlights durchgeht. Ebenso, dass EXODUS in der Songpause die zuvor erwähnten drei Metal-Kids auf die Bühne holt. Eine tolle Geste! Und dann kommt der unvermeidliche Showdown: Das L.A. steht während dem Klassiker `The Toxic Waltz` und dem Übersong `Strike Of The Beast` völlig Kopf und der Schweiß tropft nicht nur von der Decke – sondern fließt auch überall sonst. Diese Show ist eine echte Lehrstunde, wie ein perfektes Thrash-Konzert aussehen muss. Respekt!

Text: Markus Wiesmüller

Fotos: Danny „Trabi“ Jakesch

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