Die Rolle des Openers fällt heute INGRIMM zu. Aus gesundheitlichen Gründen ohne Bassist Stephan, aber nichtsdestotrotz mit Spaß an der Sache hauen sie am laufenden Band Launenummern wie 'Hängt ihn' oder 'Himmel und Hölle' raus und bereiten in ihren gut 40 Minuten Playtime den folgenden Bands schön den Weg.
Und dieser Weg führt schließlich zu einem Boulevard, nämlich dem HELL BOULEVARD von Matteo vDiva Fabbiani, die sich wie ein Phönix aus der Asche aus den seligen LOST AREA erhoben haben.
Auch HELL BOULEVARD lassen sich nicht lange bitten und liefern oberamtlichen Dark Rock mit Glam-Elementen ab, bei dem es auf der Bühne stets was zu sehen gibt - neben spaßigen Einlagen zwischendurch ist es vor allem eine wahre Freude, Gitarrist Von Marengo und eben Matteo beim Posen zuzusehen. Nummern wie 'Zero Fucks Given' , 'Satan in Wonderland' oder die 'Bitch Next Door' tun ihr übriges um den Burghof in eine schwitzende, feiernde homogene Masse zu verwandeln. Ein Cover von 'Hit Me Baby One More Time' (ja, genau das, an das ihr vermutlich gerade denkt) schließt den Auftritt unerwartet, aber schön ab.
Musikalisch folgt nun ein ziemlicher Stilwechsel, denn mit SKI´S COUNTRY TRASH steht nun zwar ein Bekannter vom Vortag auf der Bühne, allerdings diesmal mit seiner Country-Combo, was vor allem im Laufe des Auftritts wieder Lea-Randella-Bass-Action bedeutet, denn was die Dame mit ihrem Instrument da auf der Bühne veranstaltet, stiehlt dem Rest der Band beinahe durchgehend die Show, und wenn man dazu noch die einzigartige Stimme von Ski dazunimmt, ist jeder Auftritt eigentlich immer ein Ereignis zwischen Ausflippen und Gänsehaut ('Hurt'!)
In musikalisch wieder gewohntere Gefilde geht´s anschließend mit den Vladdies, auch bekannt als VLAD IN TEARS, die ganz grob in den selben Gewässern unterwegs sind wie zuvor schon HELL BOULEVARD, aber natürlich ihre eigenen Nuancen zu setzen wissen und bekanntermaßen - als Festivaldauergast kennt und mag man sie in Mülheim ja bereits - auch mit Beweglichkeit und Spielfreude punkten. Daran kann auch die inzwischen reichlich brutale Temperatur nichts ändern. Und auch bei VLAD IN TEARS darf ein bemerkenswertes Cover nicht fehlen - nämlich 'Wicked Game'.
Und wer die Nummer noch als HIM-Cover kennt, wird hier nicht umhin kommen, ein paar stimmliche und optische Parallelen zwischen Chris Miconi und Ville Valo zu ziehen.
Weiter im Text geht´s mit AEVERIUM, die, wer hätte es gedacht, ebenfalls mehrfach auf Schloß Broich zum Tanze spielten. Allerdings zum ersten mal mit Sängerin Vanessa.
Die Band legt sich stilistisch dabei nicht auf einen Stil fest sondern bedient sich bei diversen Stilen von Symphonic Metal über Heavy bis hin zu Nu Metal Einschlägen, und das ist eine Mischung, die in die Ohren und Beine geht, erst Recht wenn man die sympathische Art der Band, allen voran Vanessa und Sänger Marcel, dazunimmt. Selbst die technischen Probleme zu Beginn werden so charmant überspielt, dass man sie glatt als Aktivposten der Show zählen mag.
Und nach dieser eher jungen Band gibt sich einer der großen alten Namen der NDW/NDH die Ehre: JOACHIM WITT.
Der "Herbergsvater", der auf der Bühne auch gerne mal den kapriziösen alten Mann gibt, liefert wie gewohnt eingängige Songs aus dem NDH-Teil seiner Karriere ab und spaßt dabei mit seinem Publikum herum - und ist als alter Mann natürlich kein D-Zug auf der Bühne, muss er aber auch gar nicht sein, kann er doch alleine durch seine Art und Stimme die Leute in seinem Bann halten.
Vom Grande Finale in Form von LORDI gibt es leider keine Bilder, doch wie gewohnt zeigen sich die Monster als absolute Meister des Entertainments, von Optik über den verdammt eingängigen Hardrock bis hin zu Interaktion mit dem Publikum, so wie man es von den Finnen kennt und liebt.
Und leider ist auch dieses Spektakel viel zu schnell vorbei, doch werden die Fans nicht in die Nacht entlassen, ohne noch ein paar Appetizer auf das 2023er Line-Up mit auf den Weg zu bekommen:
So werden die mächtien 69 EYES, MEGAHERZ, LACRIMAS PROFUNDERE, die Senkrechtstarter NULL POSITIV um Elli Berlin und die HELDMASCHINE die Burg im nächsten Jahr rocken.
Definitiv bereits ein Kreuz im Kalender wert!