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Hat euer neues Album „Battlefields Of Asura“ etwas mit deinen politischen Ambitionen gemein?

Definitiv ja. Auf dem neuen Album repräsentiert jeder Song eine Gottheit im taiwanesischen Volksglauben. Nach fünf Jahren bin ich damit durch: Ich habe meine Gefühle, Emotionen, Ideen und Werte geteilt, die sich hinter jeder Story über die einzelnen Gottheiten verbargen.

Was sagst du zu einer Welt, die sich in einige wenige Kräfte aufspaltet? Es gibt Trump in den USA, Kim in Nordkorea oder Xi Jinping in China sowie einige andere auf der Welt. Gibt es eine Chance für echten Frieden in der Welt?

Das ist eine sehr knifflige Frage. Darauf wird bestimmt niemand eine klare Antwort geben können, aber ich bin immer noch optimistisch. Ein Land wie Taiwan, das über die letzten Jahrhunderte von verschiedenen Kräften kolonialisiert und besetzt wurde. Das von einem autoritären Regime, das seinerseits nach dem zweiten Weltkrieg von der UN eingesetzt worden ist, beherrscht wurde. Und in den letzten 20 Jahren einen Demokratisierungsprozess durchlaufen hat, obwohl es immer noch von der internationalen Gemeinschaft aufgrund der Repression durch China isoliert ist, kann da als Beispiel gelten. Wenn wir es schaffen voran zu gehen und versuchen unser Land besser zu machen, dann kann das sicher auch die Welt. Davon bin ich überzeugt.

Du bist schon über den ganzen Globus getourt. Hat das dir dabei geholfen, deinen politischen Job zu erledigen?

Sicher! Wenn wir auf Tour sind, wo wir oftmals dutzende Shows ohne Pause spielen, erleben wir andere Leute in verschiedenen Städten. Wir spielen ja immer dasselbe Set. Wir mussten also dieselbe Performance vor anderen Menschen mit derselben Hingabe und Motivation spielen. Als Politiker spreche ich auch mit verschiedenen Zuhörern über dieselben Dinge, manchmal auch mehrmals an einem Tag. Ich muss also auch dort dieselbe Motivation und Leidenschaft an den Tag legen; das ist etwas, was ich in der Band gelernt habe.

Ist es nun als Politiker schwerer, mit CHTHONIC zu touren?

Es ist sehr schwer. Ich denke, dass wir 2019 einige große Festivals bespielen können, um unser neues Album zu promoten.

Welche Fortschritte hat Taiwan die letzten 20 Jahre gemacht?

Vor allem die Demokratisierung. Dazu kommen noch die Rechte der Ureinwohner, Arbeitsrecht, Umweltschutz, Transparenz in der Politik usw. Übrigens scheint Taiwan das erste asiatische Land zu sein, das Anfang nächsten Jahres die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren wird.

Wie reagieren die Leute in Taiwan auf dich? Wie haben deine Bandkollegen auf deine Wahl und dein politisches Engagement reagiert?

Ich fühle, dass die Leute mich hier recht nett behandeln, auch wenn sie teilweise andere Ansichten haben. Meine Bandkollegen haben mich immer sehr unterstützt, aber ich denke, dass sie traurig wären, wenn die Band eine reine Studioband würde [lacht]. Ich habe ihnen sehr viel zu verdanken.

Du bist ja auch Mitglied von Amnesty International. Wie wichtig ist AI für dich und für die Welt?

Ich wurde als Vorsitzender von AI Taiwan für zwei Wahlperioden (vier Jahre) gewählt. Das erlaubte mir, mehr über Menschenrechte und darüber wie eine NGO funktioniert und wie man sie effizienter macht, zu lernen. Ich denke, dass AI eine der wichtigsten NGOs weltweit ist. Sie verbindet Menschen an verschiedenen Orten und vereint sie im Kampf für eine bessere und faire Welt.

Mir ist zu Ohren gekommen, dass es in Taiwan Konflikte zwischen den Generationen gibt. Kannst du uns diesbezüglich aufklären?

Grundsätzlich ist die Situation in Taiwan ähnlich der in vielen Ländern. Im 21. Jahrhundert hat unter anderem das Internet dazu geführt, dass sich die Beziehungen der Leute zu einander und Lifestyles geändert haben. Ökonomische Aktivitäten sind fast gleich denen des letzten Jahrhunderts. Durch die anderen Veränderungen entstehen andere Ansichten der Generationen. Aber mit Sicherheit gibt es eine Sache in Taiwan, die recht einzigartig ist. Die Älteren haben die autoritäre Phase der KMT durchlebt und hart gegen den chinesischen Faschismus gekämpft, wohingegen die Jüngeren in einer freien Gesellschaft mit einem demokratischen System geboren und aufgewachsen sind, sodass sie Taiwan als freies und unabhängiges Land betrachten. Das führt dazu, dass zwei Generationen über soziale Dinge diskutieren aus unterschiedlichen Lebenserfahrungen. Manchmal wird es schwer dabei den richtigen Fokus zu finden.

Welche Wünsche für die Zukunft hast du?

Eine bessere und faire Welt, in der die Menschen frei leben können.

Kannst du uns einige Politiker nennen, die für dich Vorbilder sind?

Ganz klar seine Heiligkeit der Dalai Lama und Nelson Mandela.

Kannst du uns etwas über „Battlefields Of Asura“ erzählen? Warum habt ihr wie auch bei den vorherigen Alben eine taiwanesische und eine englische Version gemacht?

Seit unserem zweiten Album – damals hatte uns das Label das vorgeschlagen – haben wir das so gemacht. Jetzt ist es schon eine Gewohnheit. Die originalen Ideen mit Joe Henley, der als guter Freund die englischen Lyrics mit uns erarbeitet, zu diskutieren und darüber nachzudenken wie man die englischen Lyrics so gestaltet, dass sie genauso cool wie die taiwanesischen werden, ist ein sehr interessanter Prozess.

Kannst du uns Liner-Notes zu den einzelnen Songs geben? Was bedeuten sie, wie schwer war es, sie zu komponieren?

Das Komponieren ging leicht von der Hand, wie ich eingangs schon erwähnt habe. Kommen wir nun zu den einzelnen Songs: 'The Silent One’s Torch' behandelt den wohl bekanntesten Gott in Taiwan, Ma-tso, der Gott der See. Die Lyrics ermutigen die Menschen, in unbekannte Weiten aufzubrechen und in Zukunft weiter zu entdecken. 'Flames Upon The Weeping Winds' repräsentiert Thai-tsu-ia, den Gott des Widerstands. Die dahinter steckende Message besagt, dass wir weiterhin mutig sein sollen, Autoritäten zu widerstehen, größer und stärker zu werden eben auch durch Versagen. Der Gott des Krieges Te-ia-kong ist Thema in 'A Crimson Sky’s Command'. Nicht mit der Menge zu schwimmen hatte ich beim Schreiben im Hinterkopf. In 'Souls Of The Revolution' geht es darum wie die Mächte der Gottheiten eine Flagge in Besitz nehmen. Jeder der die Flagge hebt, könnte somit Wind und Regen und den Kampf gegen das Böse befehlen. Hier haben wir mit unserem guten alten Freund Randy Blythe von Lamb Of God einen Gast an Bord. Hört aufmerksam zu, um genau zu eruieren, bei welchen Stellen er im Einsatz ist. 'Taste The Black Tears' repräsentiert Ong-ia-kong. Im Leben gibt es immer schmerzhafte Erinnerungen, die es schwer machen weiterzugehen. Wir brauchen mehr Kraft, diese Hindernisse zu überwinden. 'One Thousand Eyes' ist Kuan-im-ma oder Avaloki tesvara gewidmet. Wir sind nicht mehr als ein kleines Steinchen im Verlauf der Geschichte, das einen kleinen unbedeutenden Teil des Kosmos beherrscht. Das bedeutet eben nicht, dass unsere Leben nichts sind, sondern mit allem Sein verbunden. Sing-hong-ia, der Wächtergott der Städte oder der Nation wird in 'Carved In Bloodstone' behandelt. Die Hauptbotschaft des Songs lautet Solidarität. Solidarität mit allen jetzt lebenden Menschen und mit den Seelen der Verstorbenen. 'Millennia’s Faith Undone' ist der letzte Song, der alle göttlichen Kräfte vereint und verbindet zur Geburt von Tsing-guan und eine Anspielung auf unser 2008er Album „Mirror Of Retribution“ ist. Der Song drückt unsere Erwartung auf künftige Geburten, Hoffnung und Hilflosigkeit in Bezug auf einige Dinge aus. Denise Ho aus Hongkong hat als Gast einige Parts eingesungen. Jeder spürt den Enthusiasmus, den sie verbreitet. Dazu sind noch drei instrumentale Songs auf dem Album, die mit dem Rest verbunden sind sowie mit Songs auf unseren anderen Alben.

Foto: www.facebook.com/chthonictw