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In der Rezi habe ich die mehrstimmigen Intros von ‚Speak‘ und ‚The Distance‘ mit Pain Of Salvation verglichen. Wer/was war hier euer Vorbild bei den Arrangements? Def Leppard haben für ihr Intro zu ‚Kings Of The World‘ beispielsweise ganz bewusst die Gesangsharmonien von „Queen II“ studiert. Wie habt ihr die Stimmen arrangiert – einfach eine Basisstimme zigfach klonen bringt hier nichts, oder?

‘The Distance‘ war eine typische ungeplante Aktion. Die Mehrstimmigkeit war eigentlich für das Outtro gedacht, wollte dort aber im Mix nicht zur Geltung kommen, so dass wir es rausschmeißen wollten. Dann kam spontan die Idee, den Part als A-cappella-Intro zu nehmen und so ist es auch geblieben. Das ‚Speak‘ Intro ist auch erst spät dazu gekommen, da der Übergang in den Song so nicht funktioniert hatte. Jonas und unser Produzent Beray hatten sich dann zusammengesetzt und dieses Intro geschrieben. Hier hört man dann auch ganz deutlich Beray mitsingen. Live lassen wir die beiden Intros weg und gehen jeweils sofort in den Song rein. Dafür haben wir für die Konzertbesucher jeweils andere Übergänge und Intros gebastelt, die sich perfekt in die Live-Show einbauen lassen.

Existiert der Themenblock über Abschied, Aufbruch und räumliche Trennung in der Albummitte von „The Colors Among Us“? Habt ihr seit dem Debüt Trennungen von Partnern, Umzüge, Arbeitsplatzwechsel, Todesfälle im Familienkreis und ähnliches erlebt und so verarbeitet? Inwiefern sind die Texte überhaupt autobiographisch und kathartisch?

Bislang sind wir eher eine Truppe, die sich eher über die Musik, die Klangwelt und Tonalität ausdrücken kann, als über die Texte. Das liegt vor allem an unserer Herangehensweise bei neuen Songs. Während viele Bands einen fertigen Text haben und um diese dann einen Song bauen, haben wir eine Melodie, aus der wir einen Song formen, der am Anfang sogar auch mal aus Fantasietexten bestehen kann. Schwierig wird es dann, einen Text in eine entsprechende Melodie zu packen. Aber dafür ist es um so interessanter, wenn wir bei einem neuen Song zusammensitzen und uns gegenseitig fragen, was dieser Song denn nun ausdrücken will. Oft ist es dann so eindeutig, dass wir alle das gleiche sagen, ohne dass wir je darüber gesprochen hätten. Es kommt aber auch vor, dass jeder etwas Anderes in einem Song hört, so dass wir dann einen Mittelweg finden müssen, der keine Nuance missachtet.

‚This Is Goodbye‘ bringt diese Stimmung auch verbal auf den Punkt. Habt ihr den Song schon live mit Alina performt?

Wir haben unsere Release-Show zusammen mit Alinas Band KOJ gespielt. Natürlich hat sie uns auch die Ehre gegeben, bei ‚This Is Goodbye‘ mit uns auf der Bühne zu stehen. Ein Video von dem Auftritt (wenn auch mit Studiosound) gibt es online. Die Aufnahmen liefen sehr einfach ab, wir hatten Alina einen groben Studiomix geschickt, sie hatte sich darauf vorbereitet und ist dann einen Tag zu uns ins Studio gekommen. Alina ist eine großartige Sängerin. Sie hat sich einfach ans Mikro gestellt, gesungen und es war perfekt. Was das über die Zukunft solcher Arrangements aussagt, können wir aktuell selber noch nicht sagen.

Auf eurer ersten CD stand noch „Gema-frei“, jetzt habt ihr einen Label/Verlagsanschluss. Habt ihr Ambitionen, zumindest für ein paar Jahre alles auf die Musik zu setzen, oder seid ihr schon fest eingebunden in Studium-/Berufs- und Familienleben, so dass PHYRIA immer ein intensives Hobby bleiben wird? Ist euch das am Ende gar lieber, um unabhängiger zu bleiben?

Wir haben alle einen gutbezahlten Job, der uns auch Spaß macht. Das heißt nicht, dass wir nicht bereit sind, viel Zeit und Liebe in die Musik zu investieren. Das heißt aber, dass wir die absolute Freiheit haben, mit der Musik das zu machen, was wir wollen. Wir müssen nicht auf die Art Musik schreiben, damit möglichst viele Leute zu den Konzerten kommen, weil wir unsere Familien von den Einnahmen ernähren müssen.

Erst war ich verwundert, dass es anders als beim Debüt keine Texte im Booklet gab – waren es rein wirtschaftliche Gründe, die zu der Lösung mit der Homepage dafür geführt haben?

Das war auch eine längere Überlegung unsererseits. Der Preisunterschied ist erheblich, wenn man sich überlegt, fast 70 Minuten Musik in ein Booklet zu schreiben. Auch lag unser Fokus, wie beschrieben, eher auf der Musik als auf dem Text. Wir haben dann mit lyrics.phyria.com extra eine Homepage für die Songtexte erstellt, die so zumindest offiziell für jeden zugänglich sind.

Text: Björn Thorsten Jaschinski

Foto: http://www.phyria.com/; Jens Unkenholz (concertmoments.de)