Über die Produktionsgeschichte könnte man ein ganzes Drehbuch schreiben. Der Produzent Alexander König und der Regisseur Eric Hordes haben 2014 gemeinsam ein faszinierendes Skript geschrieben, welches gerade für die deutsche Genrefilm-Szene super interessant war. Die beiden „Neu“-Filmemacher fragten mich für die Hauptrolle Vanessa Mayer an, die ab der Hälfte des Films von einem Troll besessen ist. Da ich ein Trash- und Fantasy-Liebhaber bin, war das für mich ein richtiger Platz zum Austoben. Auf einem Besen fliegen, Zaubertränke brauen und Tore in andere Dimensionen öffnen – das spiel' ich ja nicht alle Tage!
Ich hatte auch nach den Dreharbeiten noch ein sehr gutes Verhältnis zu den beiden Filmemachern. Als die beiden mich fragten, ob ich Lust hätte, der extra für den Film gegründeten Merkurfilm GmbH bei der Postproduktion ein bisschen unter die Arme zu greifen, war ich sofort Feuer und Flamme und habe dadurch auch meine eigene, neue Perspektive erkannt: Filme produzieren.
Bei der Produktion gab es auch persönliche Differenzen. Eric Hordes spricht etwa im Making Of davon, sich in dich verliebt zu haben...
Eigentlich möchte ich hierzu im Moment nichts sagen.
Die ursprüngliche Film-Version von Eric Hordes, in der du nur wenig Screentime hattest, wurde von dir und Alexander König nachbearbeitet. Was wurde noch geändert?
Aus dem ersten Rough-Cut haben wir zwei, drei überflüssige Szenen rausgenommen und dem Film insgesamt ein höheres Tempo und für die englische Fassung einen zu 90% anderen Soundtrack verpasst. Wir ließen den Film auf Englisch synchronisieren und haben die Effekte ein wenig aufgemöbelt. Außerdem haben wir TROLLS WORLD „fit fürs Ausland“ gemacht und dafür noch mal ein paar Stellen überarbeitet. Wir waren auf vielen internationalen Festivals mit dem Film zu Gast – das zeigt, dass wir Einiges richtig gemacht haben müssen. (lacht)
Gibt es eine Panne beim Dreh von TROLLS WORLD – VOLL VERTROLLT, die dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Einmal wurde im Dorint-Hotel in Baden-Baden, wo wir 2015 gedreht haben, ein Feuerwehreinsatz ausgelöst, weil Scheinwerfer zu heiß geworden und die Wärmemelder Alarm geschlagen haben. Kosten: 2.500 Euro. Solche Dinge sind teure Anfängerfehler, aber durch Fehler lernt man. Einerseits gab es viel Chaos, aber es war auch ein Abenteuer, das wir alle zusammen durchgestanden haben. Das sieht man auch noch einmal sehr schön im Making Of, das als Bonus auf der „Limited Steel Edition“ enthalten ist.
Die überdrehten Dialoge erinnern ans „Schnodder-Deutsch“ von Rainer Brandt, der etwa für die deutschen Dialoge von Bud Spencer- und Terence Hill-Filmen verantwortlich zeichnet. In welcher Sprache wurde gedreht?
Für den Film war von Anfang an eine Schnodder-Synchro geplant, da Hordes und König große Rainer-Brandt-Fans sind. Am Set wurde sowieso in unterschiedlichen Sprachen gespielt. Manche sprachen deutsch, die meisten englisch, aber Jiri Lábus spricht zum Beispiel nur tschechisch.
Für die internationale Fassung wollten wir dies natürlich beibehalten und konnten mit viel Glück tolle amerikanische Sprecher in Austin, Texas finden, die dem Film nochmal eine ganz andere Klangfarbe verleihen.
In deiner Rolle als besessene Vanessa Mayer isst du erst Blumen, später verspachtelst du Abfälle aus der umgestürzten Bio-Tonne und dann beißt du auch noch jemandem die Zunge ab. War das nicht etwas eklig?
Was tut man nicht alles für einen Low-Budget-Film, an dem sein ganzes Herz hängt? (lacht)
Das „Blumen-Essen“ habe ich mir leider selbst eingebrockt, weil ich am Set eine spontane Idee hatte. Aufgrund der Kurzfristigkeit hat der Fahrer einen Strauß von der Tankstelle gekauft, der leider ziemlich fies schmeckte, weil er mit Chemikalien haltbarer gemacht worden war. Tja, da war ich selbst schuld. Aber wenn man in seiner Rolle drin ist, dann bekommt man diese Widrigkeiten gar nicht mit, da man sich in seiner Rolle und in seiner eigenen Welt befindet.
Der Biomüll bestand aus Sauerkraut, Asia-Gemüse, Kuchenkrümeln – und nach drei Stunden hab' ich keinen Bissen mehr runtergekriegt ohne zu würgen. Dagegen war das „Zunge-Abbeißen“ noch völlig harmlos, da es sich hierbei um eine prosthetics, also eine nachgebaute Zunge handelte, die entfernt an einen Faschingsartikel aus Gummi erinnerte.
Du spielst auch in „Sky Sharks“ mit, der im Januar 2021 im Kino startet. Hast du generell ein Faible für Trash-Filme?
Trash-Filme machen beim Dreh unglaublich viel Spaß. Oft hat man als Independent-Filmer mit ganz anderen Problemen zu kämpfen als gut bezahlte Auftragsproduktionen. Doch genau diese Überwindung von Hindernissen und trotz allen Widrigkeiten einen Film zum Leben zu erwecken, entfacht in den Beteiligten eine unglaubliche Leidenschaft. In Independent-Filmen muss man Seite an Seite kämpfen und dafür brennen. Ich liebe diesen Spirit. Man wird nicht reich, aber mit viel Leidenschaft belohnt.
Du bist in jungen Jahren mit der SciFi-Serie „Lexx – The Dark Zone“ als dralle Blondine, also vor allem durch dein Äußeres international bekannt geworden. Hat das deiner Karriere als Schauspielerin sogar ein Stück weit geschadet?
Als ich 1996 bei „Lexx“ mitspielte, war ich ganz frisch in der Fernsehbranche. Wenn man noch wenig Erfahrung und auf einmal z. B. Tim Curry als Spielpartner hat, fühlt sich alles fast einen Schritt zu groß an. Ich hätte auch niemals geglaubt, dass „Lexx“ in weltweit 40 Länder verkauft werden würde. Mein Aussehen damals war natürlich ein Riesenvorteil und ich bin froh, dass ich in der Zeit zwischen 20 und 30 so viel arbeiten und auch die Welt sehen durfte.
Dass es ab 30 schwieriger wird, Rollen zu bekommen, ist nicht überraschend. Bei jeder Schauspielerin geht die Phase vorbei, in der man die jungen, „sexy“ Rollen spielen kann, ohne dass es albern wirkt. Der nun erforderliche Imagewandel von sexy auf tiefgründigere, gereiftere Rollen ist schwierig und anstrengend. Die Filmbranche ordnet einen Schauspieler meist in eine Schublade ein und man muss erst einmal eine neue Schublade finden.
Wie hast du darauf reagiert?
Ich mache derzeit einen nicht bewusst geplanten Imagewandel durch. In den letzten fünf Jahren ist viel passiert. Schönes und Schlechtes, aber ich habe noch nie so viel über das Leben gelernt. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin in der Zeit privat und auch in der Öffentlichkeit etwas abgetaucht, habe so viel gearbeitet wie noch nie. Zusammen mit meinem Partner Alexander König habe ich mit der Fantomfilm GmbH drei Filme produziert und fertig gestellt und das macht mich sehr stolz und zufrieden. Durch einen privaten Schicksalsschlag wurde mir erneut gezeigt, dass man nicht zu lange damit warten soll, einen Traum zu verwirklichen und wie sehr es sich lohnt, seinen Traum leben.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte LUTZ GRANERT.
+++ GEWINNSPIEL +++
Ab sofort verlosen wir 2 Exemplare der „Limited Steel Edition“ (VÖ: 13. November) mit DVD und Blu-Ray von TROLLS WORLD – VOLL VERTROLLT, auf der neben zahlreichen anderen Boni auch ein Making Of (Behind the Scenes) zu finden ist. Für die Teilnahme müsst ihr folgende Gewinner-Frage beantworten: In welcher deutschen Stadt wurde der Film gedreht? Kleiner Hinweis: Die Antwort versteckt sich im Interview.
Schickt eine Mail mit der Antwort und unter Angabe eurer Adresse bis Dienstag, 17. November, 12 Uhr (Teilnahmeschluss) an