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Knackende Knochen und ultra-realistisch choreografierte Kämpfe sind seit Ong-Bak wieder schwer im Trend. Wem hat man die Leinwandkunst zu verdanken? Tony Jaa. Gegen diesen thailändischen Superstar ist kein Kraut gewachsen, höchstens noch die Foltermühle Hollywoods. Aus diesem Vorhof der Hölle zu entkommen, gelingt nur wenigen. Tony Jaa hat es scheinbar geschafft. Denn der Muay-Thai-Krieger ist wieder in Ostasien und meldet sich umso gewalt(ät)iger zurück. Zeit für Tony, Zeit für seine Faust, Zeit für FIST OF THE WARRIOR!

Man muss nicht um den heißen Reisbrei herumreden, wenn es um die rudimentär vorhandene Geschichte geht. Denn die Stärken liegen bekanntermaßen im Martial-Arts-Genre an anderer Stelle. Aber ein paar Worte sind dazu freilich zu verlieren: Bai An (Tony Jaa) hat Rache geschworen, weil seine Frau und Tochter von zwielichtigen Typen ermordet wurden. Er lebt nur dafür. Seine akribischen Aufzeichnungen führen ihn zum zwielichtigen Unternehmer He Yinghao, der irgendwie in das Verbrechen verwickelt ist. Einer seiner Handlager hat offenbar auch Schutzgeld erpresst: Das findet Bai verständlicherweise nicht so toll. Bereits nach zwei Minuten zeigt der Martial-Arts-Experte, wo der Dampfhammer sitzt – jawohl, so muss das sein! Darum gucken und lieben wir solche Filme!

Die bösen Buben führen direkt zu Yinghao, den Bai als den Killer identifiziert hat. Der Rachsüchtige hat einen Hinterhalt geplant, um den gut bewachten Unternehmer im Kampf zu stellen. Doch Pustekuchen. Es geht ums große Ganze. Rachsüchtiger Familienvater hin oder her: Bevor Bai mit Yinghao abrechnen kann, müssen die beiden wohl oder übel zusammenarbeiten, denn der skrupellose Drogenbaron Clay hat es auf Yinghao abgesehen und entführt dessen Tochter. Rache und Familienbande sind scheinbar starke Motoren, um über die eigenen Schatten zu springen. Und so kloppt man sich durch die Horden der Unholde bis zum furiosen Finale.

Der doppelte Hinterhalt ist schon eine Augenweide. Unterstützt von CGI wird in fahrenden Autos, auf einem Lkw und auf der Straße so richtig die Sau rausgelassen. Tritte, Schläge, Würfe, Schießereien, Gebrüll, ein bisschen Blut. Das tut einem als Zuschauer schon mörderisch weh. Man ertappt sich beim Grinsen und beim Aua-Rufen im Wohnzimmer: Der Schmerz wird spürbar. Es lässt keinen Zweifel aufkommen, Emotionen vor und in der Mattscheibe werden großgeschrieben. So muss das sein, denn das ist asiatisches Kino!

Auch wenn selige Ong-Bak- oder Tom-Yum-Goong-Zeiten unwiederbringlich verloren sind, es ist eine wahre Wonne, wie sich Tony Jaa durch Asien drischt. Denn den Sprung nach Hollywood kann man nur als Ausrutscher bezeichnen. Auftritte in irgendwelchen x-beliebigen Teilen von „Fast & Furious, dreimal X und „Expendables“-Schrott sind einfach nur peinlich und deutlich unter Wert. Denn mit Fug und Recht kann man behaupten, dass Tony Jaa in einem Atemzug mit dem übergroßen Bruce Lee und dem nicht minder begabten Jackie Chan zu nennen ist.

Das kommt nicht von ungefähr. Die beiden Legenden trieben den jungen Panum Yeerum („Tony Jaa“) an, seinen Körper zu stählen und Schauspieler zu werden. Der Thailänder wollte freilich nicht Kung Fu lernen, sondern seine eigene Kultur der Welt näherbringen: Muay Thai Boran (klassischer Thaiboxkampf). Die Mühen sollten sich bald auszahlen. Er studierte Sportwissenschaften, arbeitete nebenbei als Stuntman und entwickelte ab Mitte der 90er mit dem Regisseur Phanna Rithikrai eine neue Form der Leinwandaction: Nichts weniger als die pure Kampfkunst ohne Spezialeffekte wollte man zeigen.

Die Essenz dessen und gleichsam seinen internationalen Durchbruch erlebte Jaa mit „Ong-Bak“, seinem vielbeachteten Debüt. Kurz gesagt: Ein Meisterwerk. Ein ultrabrutaler Film, ohne Schnickschnack und Tricks. 2005 folgte der ebenso meisterliche „Tom Yum Goong – Revenge Of The Warrior“. Die beiden Fortsetzungen von „Ong-Bak“ sind bestenfalls enttäuschend, weil die Produktionsumstände als verheerend geschildert werden. Die Ausflüge nach Hollywood machten die Sache nicht besser, aber FIST OF THE WARRIOR lässt ein gewaltiges Ausrufezeichen zurück. Das weckt Hoffnungen. Tony Jaa is back, with his vengeful fists! Unbedingt anschauen!


Marcus Cislak

Titel: FIST OF THE WARRIOR

Land/Jahr: China 2020
Label: PLAION PICTURES

FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 102 Min.
Verkaufsstart: veröffentlicht