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Stephen King zählt zweifellos zu den erfolgreichsten Autoren unserer Zeit. Mit über 400 Millionen verkauften Büchern, die in mehr als 40 Sprachen übersetzt wurden, und zahlreichen Verfilmungen ist sein Einfluss auf die Popkultur kaum zu überschätzen.

Nun wagt sich Osgood „Oz“ Perkins an eine Verfilmung der 1980 erschienenen Kurzgeschichte „Der Affe“ – ein mutiges Unterfangen, bedenkt man, dass das Original nur wenige Seiten umfasst. Doch das Ergebnis überzeugt: Perkins gelingt eine der stärksten King-Adaptionen überhaupt.

Die Handlung setzt kurz vor dem Millennium ein: Die Zwillingsbrüder Hal und Bill entdecken auf dem Dachboden ihres Elternhauses eine verstaubte Affenfigur mit Trommeln. Ein harmloses Andenken ihres Vaters? Keineswegs. Denn sobald der mechanische Affe seine Trommel schlägt, ereignen sich rätselhafte Todesfälle – in diesem Fall erwischt es die Babysitterin. Der Zusammenhang ist offensichtlich, und die Brüder versuchen, das unheilvolle Spielzeug loszuwerden …

Bis hierhin wirkt THE MONKEY wie eine klassische Horrorstory nach Schema F – das Böse wird erkannt, entsorgt, und der Spuk ist vorbei. Doch jetzt nimmt Perkins' Film erst Fahrt auf. Die Jahre vergehen, Hal und Bill entfremden sich, bis die dunklen Ereignisse sie erneut einholen: Der Affe ist zurück.

Diese Geschichte atmet King-Flair von der ersten bis zur letzten Minute. Ob das mörderische Auto in „Christine“, die Maschinen in „Rhea M – Es begann ohne Warnung“ oder die dämonische Waschmaschine in „The Mangler“ – besonders in seinen frühen Werken liebte es der Kultautor, Gegenstände mit bösartigem Eigenleben zu versehen. Auch Parallelen zu „Es“ drängen sich auf: Jugendliche stellen sich dem Bösen, glauben, es besiegt zu haben – nur um Jahre später festzustellen, dass es nie ganz verschwunden war.

Doch THE MONKEY begnügt sich nicht mit einem Best-of-King-Klischeealbum. Stattdessen schlägt Perkins einen eigenen Ton an. Im Zentrum stehen die Lebenswege und inneren Konflikte der beiden Brüder. Es geht um verdrängte Traumata, familiäre Verstrickungen und den unausweichlichen Kreislauf der Vergangenheit. Wie schon bei seinem preisgekrönten „Longlegs“ zeichnet sich der Filmemacher auch hier für Drehbuch und Regie verantwortlich. Und erneut gelingt es ihm, Horror mit psychologischem Tiefgang überzeugend zu verweben. THE MONKEY setzt nicht auf Jumpscares, sondern entfaltet seine Bedrohung schleichend. Die Geschichte bleibt fesselnd, weil sie weniger auf plumpe Effekte baut, sondern tief in die Seelen ihrer Figuren vordringt.

Gleichzeitig gelingt Perkins allerdings auch ein Balanceakt: Der Film ist durchzogen von rabenschwarzem Humor. Vor allem die grotesken, fast cartoonhaften Todesarten stechen hervor – originell, makaber und unvergesslich. Das bedeutet allerdings nicht, dass hier eine Horrorkomödie mit gelegentlichen Toten zu erwarten ist – der Film enthält einige deftige Gore-Momente, die den Zuschauer*innen die Kinnlade runterklappen lassen werden-

Dass das Zusammenspiel aus Horror, Humor und Drama so gut funktioniert, liegt nicht zuletzt am herausragenden Cast um „Die Bestimmung“-Star Theo James. Der britische Darsteller brilliert in einer fordernden Doppelrolle und verleiht sowohl dem nüchternen Hal als auch dem impulsiven Bill ein eigenes Profil. Mit feiner Mimik und präziser Körpersprache fängt er die Spannungen und inneren Brüche der Figuren eindrucksvoll ein und sorgt auch für einige absolut gelungene (situations)komische Momente..

THE MONKEY ist nicht nur eine gelungene King-Adaption, sondern einer der herausragenden Horrorfilme des Jahres. Wer eine Vorliebe für düsteren, tragikomischen Grusel hat, sollte diesen Film keinesfalls verpassen.

Florian Tritsch

Titel: THE MONKEY

Land/Jahr: USA 2025
Label: PLAION PICTURES

FSK & Laufzeit: ab 18, ca. 95 Min.
Veröffentlichung: 26. Juni