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Alle Fotos von www.konzertfotografie.hamburg, © Jan Termath

8KIDS beginnen 30 Minuten nach der angekündigten Zeit mit dem unendlich starken Song 'Blitzschlag' und präsentieren sich damit als absoluten Geheimtipp – sicher nicht mehr lange so geheim! Der Gesang ist überwältigend stark und herausragend emotional, sodass man ihnen fast die Verpflichtung auferlegen möchte, höchstgradig erfolgreich zu werden, damit viele, viele Menschen in den Genuss ihres wunderbaren Post-Hardcore-Rocks kommen. 8KIDS durchdringen spielend deine Gänsehaut und starten einen Frontalangriff auf deine Tränendrüsen, ohne dabei zu gewollt, zu banal, zu kitschig zu sein. Zum Glück nähert sich das Debutalbum „Denen die wir waren“ mit großen Schritten (26. Mai 2017). Bis dahin muss der neuste Song 'Zeit' ebendiese verkürzen – leider schon der letzte Song des Konzerts.

Die schwierige Bühnennachfolge treten VENUES an. Doch schon während die Frontfrau noch vom Ton fordert, ihre Stimme für sie selbst ein wenig leiser zu stellen, möchte man sie bitten, auch ihre Attitüde etwas herunterzudrehen. Als die Band wenig später etwas künstlich erneut auf die Bühne gelaufen kommt, versucht sie, sich positiver zu geben, doch es fällt leichter, ihr dafür ein Fleiß-Aufkleberchen zu geben als wirklich gute Noten. Die Musik jedoch ist angenehmer post-harcoriger, metalcoriger Rock bis Metal, in dem die soliden Shouts des anderen Sängers einen gelungenen Kontrast zum Klargesang herstellen. Leider geht die durchaus starke Frauenstimme oft unter – kein allgemeines Problem, sondern eines dieses Liveauftritts. Nichtsdestoweniger machen VENUES gute Stimmung, wie man z. B. im neuen Video zum Song 'Ignite' nachfühlen kann.

DESASTERKIDS aus Berlin beenden den gefühlsduseligen Abschnitt des Abends und stürmen mit Fliegeralarm, Hey-Rufen und kämpferischen Trommeln die Bühne. Die Berliner bringen das „Breakdown City“-Flair der dreckigeren Ecken der Hauptstadt mit. Von den Bannern bis zum Album „030“ schreit alles nach Berlin. Das lässt das Hamburger Publikum naturgemäß erst einmal kalt – der breakdowndurchzogene Metalcore allerdings nicht. Die Köpfe werden geschüttelt, als säßen Ratten im Haar. Shouter Andi brilliert in den Härten und Gitarrist Iain beim Klargesang glatt noch eine Spur mehr. Groovend bis hymnisch erklingt 'Break Down The Walls' und erreicht den vom Anfang des Abends an gut gefüllten Raum sofort. Der neue Song 'Dark Days' ist nach einer etwas längeren Output-Pause ein neuer Wegweiser für den Sound von DESATERKIDS: Der treibende Metalcore wird weiter ins metallische bis machine-head-eske gezogen und macht richtig Vorfreude auf mehr neuen Stoff von den Berliner Berlin-Berlinern. Gelungen ist auch die Wall of Love, bevor der Auftritt mit '#sicksicksick' sein Ende findet.

Aus der Emotionalität durch die Härte ab in die Party. TO THE RATS AND WOLVES injizieren Club-Atmosphäre in das süchtig lechzende Publikum – Instant-Stimmung! Rap, Elektro und dann die Band: Core, Shouts und Härte im Wechsel mit boybandartigem Poprock. Sänger Dixi Wu lässt sich schon beim zweiten Song 'Young.Used.Wasted.' über die tobende Menge reichen, die das repetitive „I don't like the drinks but the drinks like me!“ mitbrüllt. Passend gefolgt wird dieser vielleicht beste Song der Band von Trichtersaufen und 'Blackout'. Auch wenn es ein wenig so klingt, als hätten die Backstreet Boys seit den 1990ern nur noch sehr hartes Wasser getrunken und würden heute als TO THE RATS AND WOLVES auftreten, ist das Ergebnis so gute Laune, dass man die Charts mit hartem Wasser durchspülen möchte, um mehr von dieser überaus gelungenen Pop-Metalcore-Elektro-Rap-Party-Symbiose zu erhalten. Was dem einen oder anderem an Dreckigkeit im Sound fehlen mag, bringen die Essener auf ihrer Haut mit. Wenn Minimum 80% des Publikums richtig abgehen, dann kann man ein Konzert nur als gelungen betiteln und einen Bassisten, der mit seinem Instrument in der Mitte eines tobenden Moshpits ausflippt, sieht man auch nicht alle Tage. Also schnell das 2016er Album „Dethroned“ hören und bei der nächsten Party von TO THE RATS AND WOLVES mitspringen!

 

Alle Fotos von www.konzertfotografie.hamburg, © Jan Termath; Headerfoto: Archivfoto