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Davon zehren BLACK MIRRORS an erster Stelle ganz prächtig, denn die spielen einen herrlich aus der Zeit gefallenen Rock, der gerne in bluesige Gefilde abdriftet und sich auch vor Wüstenstaub nicht scheut. Klarer Hingucker respektive Hinhorcher ist dabei Frontfrau Marcella Di Troia, die – anders kann man es nicht sagen – mit ihrer ekstatischen Art und Weise und einer hervorragenden Gesangsleistung den Klub mühelos auf ihre Seite zieht. Stilistisch ein perfekter Fang, denn das Gebotene passt zu THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA, ohne zu sehr in denselben Gefilden zu fischen. Rund vierzig Minuten geht der Spaß, wobei sich der Pulk in der kleineren Location dicht an dicht zusammendrückt und die herrlich losgelösten Vibes genießt. Neben dem starken Eigenmaterial wird auch ein MC5-Cover zum Besten gegeben, wobei sich auf Nachfrage ungefähr drei Köpfe als Kenner des Originals zu erkennen geben. Als Abschluss erfolgt natürlich das obligatorisch ausschweifende Genudel am Sechssaiter, wie es nirgendwo besser passt als hier.

Damit könnte glatt angenommen werden, THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA hätten nach einem so starken Opener einen schweren Stand. Pustekuchen! Die Mannen um Björn „Speed“ Strid betreten nach einer üppigen Umbaupause in voller Montur die Bühne, wobei es doch recht eng wird: Die sechs Musiker haben als besonderes Schmankerl noch zwei Background-Sängerinnen mitgebracht, was im großen Saal weniger in Bühnen-Tetris ausgeartet wäre. Aber man ist ja professionell, also wird daran kein Gedanke verschwendet, und gleich mit dem Titeltrack des aktuellen Albums „Sometimes The World Ain't Enough“ ein diebisch gut rockendes Set eingeläutet. Hat sich die Band bei den diesjährigen Festival-Auftritten noch stark auf das genannte Album gestützt und dafür sogar Gassenhauer vom Vorgänger vermissen lassen, werden diesmal auch die schmerzlich vermissten 'Midnight Flyer' und 'Star Of Rio' zum Besten gegeben. Immer wieder ein Genuss: Die blumigen Keyboard-Sounds, die einem Begriffe wie „Laser“ oder „Turbo“ ins Gedächtnis rufen. Es wird heiß im Kleinen Klub, sogar sehr. Mitklatschen läuft ständig, munter geschunkelt wird dagegen bei den balladesken Passagen, die gezielt als Atempausen eingestreut werden. Insbesondere wird der Retro-Genuss durch einen ausbalancierten Sound gestützt, bei dem auch die Background-Sängerinnen gut in Szene gesetzt werden und zu mehr als einem bloßen Gimmick avancieren. THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA setzen mehr auf Qualität denn Quantität, sodass der Auftritt nicht viel länger als eine Stunde geht, aber so passt es auch: Eine Stunde Vollgas, danach ist alles gesagt. Charmanter hätte die Angelegenheit wohl nur mit passender Light-Show ausfallen können, was im Kleinen Klub ein Wunschtraum bleibt. Angesichts der familiären Atmosphäre im Achselschweiß des Nebenmanns absolut kein Beinbruch.