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Tribulation

Zum Bersten gefüllt ist die Halle zwar nicht, doch so können die anwesenden Fans entspannt und mit Bier in der Hand vor die Bühne trotten und zum ersten Arbeitstag nach Ostern alles ruhig angehen lassen. Doch von besinnlicher Post-Feiertagsstimmung keine Spur. Pünktlich um 20 Uhr starten die nordischen Geister von TRIBULATION ihr Set mit ihrem neuen ‚Lady Death‘. Gemessen an den größeren Bühnen, die die Death Metal- und Vintage Rock-Chimäre noch vor Kurzem mit Arch Enemy bespielten, ist nun alles klein, gemütlich und auf das Mindeste reduziert, doch Bands wie TRIBULATION benötigen keine visuellen Spielereien, um das Publikum in ihren düsteren Bann zu reißen. Allein das grazil-diabolische Treiben von Jonathan Hultén auf der linken, ergänzt von Adam Zaars' ruhigerem, aber nicht weniger unkonventionellen Auftretens auf der rechten sind Erlebnis genug, und ohne große Ansagen fliegt die Band von einem Track in den nächsten. Insbesondere der packende Ohrwurm 'Nightbound' von der neuesten Langrille entpuppt sich als neuer Meilenstein in der Setliste und lässt keinen Nackenwirbel verschont. Leider reißt bei 'The Lament' ein Verstärker die Hufe hoch und der komplette Song muss ohne Jonathans Gitarre auskommen, doch shit happens - auch widerspenstiger Technik gelingt es nicht, eine TRIBULATION-Show zu versauen. Das Quartett überzeugt einfach in jeder Lebenslage, auch wenn ihr Set noch ein paar Songs mehr hätte vertragen können und viel zu schnell das Licht wieder angeht.

Insomnium zählen eindeutig zu einer den hörenswertesten Bands Finnlands, sie zu sehen ist aber auch diesmal wieder eine Herausforderung – düsterblaues Schummerlicht und dicke Nebelwände ziehen sich gleich zu den ersten Klängen über die kleine Bühne, sodass Kamera und Photoshop hier trotz gutem Zuredens schlichtweg die weiße Fahne schwenken. Der Begeisterung der anwesenden Fans tut dies jedoch keinen Abbruch, denn die eisigkalte Sumpfatmosphäre passt hervorragend zu den Klängen des letzten Albums „Winter's Gate“, das die Finnen konsequent in voller Länge über die ersten vierzig Minuten der Show durchziehen. Um die Tragik der schwelgenden und mitreißenden Melodien nicht zu unterbrechen, zieht Frontmann Niilo sein Ding ohne auch nur ein einziges Grußwort durch und wie ein erdrückendes Theaterspiel holzen INSOMNIUM sich durch den, in theoretisch sieben Teile gesplitteten Mammut-Track. Schwermut, Dunkelheit und Eiseskälte strömen von der Bühne in der verschwitzte Publikum, das je nach Moment entweder die Haare fliegen lässt oder mit geschlossenen Augen vor sich hinschwelgt. Und auch wenn das Album garantiert keine leichte Kost ist, sind es doch gerade die Augenblicke der bedrückenden Melancholie, die man an den Finnen so sehr lieben muss.

Nichtsdestotrotz tut es dann aber auch gut, als die Band mit 'Primeval Fear' in etwas zugänglichere Gefilde brettert. Zu sehen ist in dem mittlerweile roten Licht immer noch nicht allzu viel, doch INSOMNIUM verlassen sich vollends auf ihren Klang und in der Menge sieht man sogar die ersten sportlichen Tanzmoves, sobald das Tempo angezogen wird. Die Memento-Mori-Hymne 'Ephemeral' bringt die Österreicher dann sogar dazu, lauthals mitzusingen, bevor der epische 'Promethean Song' noch einmal alles darbietet, wofür die melancholische und doch durchschlagskräftige Band steht.

Bereits kurz vor 11 entlässt das Conrad Sohm seine Besucher in die laue Winternacht, doch wer von den mittlerweile immer häufigeren Tourcombos aus vier bis fünf verschiedenen Bands langsam überfordert ist, wird heilfroh gewesen sein, an dem Abend seine Aufmerksamkeit auf zwei Topacts konzentrieren zu können - denn sowohl TRIBULATION als auch INSOMNIUM sollten in voller Länge genossen werden.

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