Der Ticketpreis ist mit 35.—EUR im Vorverkauf für beide Tage bzw. 15.—EUR für das Freitags- und 25.—EUR für das Samstagsticket plus kostenlosem Camping absolut fair. Das gleiche gilt für Getränke- als auch Essenspreis Vorort. Dies ist selbstredend ohnehin nur möglich, da einige fleißige Helfer Vorort, sei es Security, Mercher, Sound-/Light-Crew oder Getränkeverkäufer ehrenamtlich bzw. mit Minimal-Bezahlung die Ehre geben und mithelfen. Tolle Sache! Das gleiche gilt für den Kinderspielplatz sowie zahlreiche Sitzgelegenheiten, welche es älteren Semestern mit Kind möglich machen, hier stressfrei mit am Start zu sein. Jegliche Probleme wie eine zu Beginn nicht funktionierende Kühlung oder ein breiiger Sound während den ersten 15 Minuten der Opening-Band, werden hier relaxed in Teamwork gelöst. So muss das sein!
Freitag 26.08.2022:
Den Anfang dürfen dieses Jahr die Ingolstädter ROTTING EMPIRE machen. Die Melodic-Groove-Deather haben jüngst mit „Buried In The Past“ nach 10 Jahren Albumpause ein bockstarkes Album veröffentlicht, welches in diversen (Online-)Magazinen durch die Bank gute bis sehr gute Kritiken einfahren konnte. Gönnen tut man es den sympathischen, bodenständigen Jungs die auch heute mit sichtlich Herzblut und Spaß zu Werke gehen, voll und ganz. Der während den ersten 3 Songs eingangs erwähnte, beschissene Sound wird einfach mit Gerstensaft runtergespült und gut ist es. Sänger Danny Burns macht auch gar keinen Hehl daraus, dass die Band länger nicht Live gespielt hat und klebt sich eben mal seinen Spickzettel an den Mikroständer. Besonders hervorzutun weiß sich heute Josef Landauer, der gleichermaßen arschtight als auch gefühlvoll aufspielt und zeigt das er höllisch grooven als auch packende, gefühlvolle Soli zocken kann. `Years Without Sunlight` kristallisiert sich für den Rezensenten heute als erstes großes Highlight im Set heraus. Nach `Last Chapter` folgt das ältere Stück `Nailed To The Cross`, welches von Fans erster Stunde sichtlich frenetisch abgefeiert wird. Der dritte Tagesgewinner ist das neue Stück `Depression`, welches sich textlich als auch musikalisch als Highlight auf dem neuen Longplayer herauskristallisiert. Den Deckel auf eine wirklich amtliche Eröffnungsshow macht dann `Off To War` vom 2012er Werk „Sui Generis“.
Für Abwechslung im heutigen Billing sorgen anschließend die Münchner LIFE COMES CLOSER. Deren abwechslungsreicher, zwischen Melodie und Gebretter pendelnder Hardcore-Punk kommt auch bei der reinen Metal-/Kutten-Fraktion im Publikum recht gut an. Das liegt mitunter sicher auch an der charismatischen, kleinwüchsigen Power-Frau Dora, welche schwer tätowiert wie ein Wirbelwind über die Bühne fegt und dabei gleichermaßen aggressiv, authentisch und positiv-sympathisch rüberkommt. Ihre Vocals haben ordentlich Biss und man merkt ihr an, dass sie die Message der selbst getexteten Lyrics Onstage auch mit Wucht darbieten möchte. Ihre männlichen Mitstreiter agieren ebenfalls mit Drive und Energie, lassen sich von den anfänglichen Soundproblemen nicht aus der Ruhe bringen. Am intensivsten sind LIFE COMES CLOSER immer, wenn sie innerhalb eines Stücks die maximale Abwechslung fahren. Das heißt dann Oldschool-Hardcore Riffs der Marke Agnostic Front oder Sick Of It All treffen auf New-School Hardcore Grooves und Breakdowns, die auch Melodie und Punk-Melodien zulassen. Auf jeden Fall eine Band, die man mehr beachten bzw. im Auge behalten sollte!
An den der folgenden, vor 11 Jahren im Salzburger Land gegründeten Combo KRANKHEIT schneiden sich dann ein wenig die Geister. Das Trio fährt eine Mischung aus neue Deutsche Härte und düsterem Metal. Diesem werden dann einige aus der Klassik bekannte Melodien und Passagen hinzugefügt, was auf jeden Fall für etwas Eigenständigkeit sorgt. So verlassen sich die Österreicher nicht nur auf Riffgeschrubbe und Härte, sondern versuchen mit düsteren, morbiden Melodien samt ihrem „Corpsepaint“ und einer intensiven Lightshow eine ganz bestimmte Atmosphäre zu erzeugen. Ist nicht jedermanns Sache, verfehlt bei der den anwesenden Fans vor der Bühne aber nicht seine Wirkung. Den einzelnen Musikern kann man bescheinigen, eine selbstbewusste, engagierte Performance abgeliefert zu haben.
Bei den folgenden ANTIPEEWEE sind sich dann wieder gefühlt alle anwesenden Musik-Lager einig. Wie immer, wenn die Cthulhu-Anbeter (insbesondere unweit ihrer Heimat) spielen, gilt das Motto sie kamen, sahen und siegten. Die Oldschool-Thrasher haben einige Argumente auf Ihrer Seite. Erstens, dass hier unübersehbar Freunde auf der Bühne stehen, die sich mehr als grün sind und die gemeinsame Zeit voll zusammen zelebrieren. Zweitens, dass sie spätestens seit dem vorletzten Album ihre Formel, eingängige und gleichermaßen abwechslungsreiche Songs auf technisch gehobenem Niveau zu schreiben perfektioniert haben. Dies hebt ANTIPEEWEE in der Deutschen Szene weit von der Kategorie der Rumpel-Thrash oder reinen Spaß-Thrash Formationen ab. Saitenhexerin Cora weiß ebenso immer wieder mit anspruchsvollen, gefühlvoll dargebotenen Gitarren-Soli zu überzeugen. Für ein weiteres alleinstellungsmerkmal sorgen die Vocals von Shouter Philipp. Was Klangfarbe und Phrasierung anbelangt, atmen die neben Metal auf einen gewissen Hardcore-Punk Geist. Einen guten „zweiten Frontmann“ gibt hingegen Bassist und Backing-Vocals-Distributor „Schott“ vor. Der Mann ist schon eine kleine Rampensau, die neben der immer wieder zufrieden grinsenden und dauerbangenden Fr. Baier (ebenfalls bei Atlantean Kodex im Dienst) sehr viele Blicke auf sich zieht. Zweitklampfer Johannes, welcher auch bereits seit 2013 dem Cthulhu-Clan angehört als auch Drummer Thomas liefern ebenso eine astreine Performance ab, weswegen der Rezensent hier nur die Höchstnote zücken kann. Besser kann eine Thrash-Band dieser Größenordnung echt nicht abliefern! Für die größte Endorphin-Ausschüttung sorgten heute die Stücke `Infected By Evil` als auch `The Rise Of Cthulhu` mit seinem unwiderstehlichen Chorus. Cthulhu Fhtagn Motherfuckers!
Nach dieser Thrash-Machtdemonstration ist klar, dass dies nur noch von einer größeren, erfahrenen Band härterer Stilart zu toppen ist. Die 2009 gegründete Death-Metal Combo BODYFARM nimmt dies aber sportlich. Auch wohl wissend, dass man mit Markus Rödl einen Meister seines Fachs dabei hat was Mischen anbelangt. Der gute verpasst den Holländern von Anfang an einen höllisch drückenden, brutalen und glasklaren Sound. Das sorgt dafür, dass der Moshpit wirklich vom ersten Song an offen ist und hier sogar die zuvor bei ANTIPEEWEE beachtliche Anzahl von Haupthaar-Schüttlern noch leicht übertroffen wird. Ist aber auch kein Wunder anhand des sofort ins Blut gehenden Songmaterials der Combos. Der Ruf einer guten, intensiven Live-Band eilt BODYFARM ja auch nicht ohne Grund seit Jahren voraus. In diesem Zusammenhang ein lautes R.I.P an den 2019 verstorbenen Thomas Wouters (Vocals, Guitar). Sein Nachfolger der sich um Vocals und Bass kümmert, heißt Ralph de Boer und wer seine Performance von den Death-Thrashern Dead Head kennt weiß, dass der gute ein extrem guter, charismatischer Frontmann ist der mit einer Menge Power zu Werke geht. Davon als auch dem extrem tighten Zusammenspiel profitieren die Niederländer heute extrem. Laberweinting frisst ihnen aus der Hand, was sich nach Showende auch mit zahlreich gesichteten Merchkäufern bestätigt. Ein absolut würdiger Freitagsheadliner!
Den Tag ausfaden dürfen danach die Black-Metaller MAAHES. Dass es hier nichts mit sanft in den Schlaf wiegen wird war klar. Der melodische, technisch stellenweise recht ausgeklügelte Sound der Bayern mit tollen orientalischen Melodien, weiß viele Anwesende trotz fortschreitendem Alkoholkonsums nochmal aus der Reserve zu locken. Eine stimmungsvolle Lightshow sowie Outfits, die eine Kreuzung aus Wüstenkrieger-Reiter und Mumie darstellen, sorgen für zusätzliche Pluspunkte. Besonders Laune macht es, Drummer „Anubis“ bei der Arbeit zuzusehen. Sein originelles, kraftvolles und brachiales Spiel ist schon ein Highlight für sich. Die Ruhe, welcher der mit Anubis-Maske bekleidete Herr aber selbst bei Blastbeat-Attacken ausstrahlt, ist wirklich arschcool. Am intensivsten wirken die Songs von MAAHES immer, wenn sie verstärkt die Melodien das Zepter übernehmen lassen. Es wäre zu wünschen das sich die Bayern was Songwriting anbelangt konsequent weiter in diese Richtung bewegen und das Trueness-Korsett noch weiter abstreifen. In diese Kategorie hätten MAAHES aus diversen Gründen ohnehin von Anfang an nicht recht hineingepasst. Was ausdrücklich als Kompliment verstanden werden will!
Samstag 27.08.2022
Wegen anderweitigen Verpflichtungen schafft es die LEGACY-Delegation am zweiten Tag leider erst pünktlich zum Beginn von ONTBORG aufs Gelände. Zuvor musizierten bereits SCRYING MIRROR aus Augsburg, die Groove-Thrasher DEATH RECEIPT, gab es Metalcore von I`M YOUR NEMESIS aus Bad Griesbach als auch orientalisch geprägten Death-/Black-Metal von ERIDU aus der Bayerischen Landeshauptstadt. Am folgenden russischen Nu-Metal/Metalcore-Gebräu mit Frauengesang von FALLCIE schnitten sich Ohrenzeugen zufolge etwas die Geister, wogegen bei den Deathcorelern ETERNAL TORTURE eher Einigkeit herrschte, dass diese einen wirklich amtlichen Gig abgeliefert haben.
Aber wenden wir uns wieder der Gegenwart, und damit ONTBORG zu. Die 2017 in Südtirol gegründete Formation fällt ganz klar unter die Kategorie Killer-Band welche viel zu wenige Leute kennen. An dem Songmaterial, dem bisher veröffentlichtem Killer-Album oder den Live-Qualitäten der Combo kann es schon mal ganz klar nicht liegen. Wünschen wir ONTBORG also, dass sie das kleine Quäntchen Glück als auch einen guten Label-Deal finden, um den absolut verdienten Erfolg einzufahren. Wenn man die Graveworm-Verbindung zweier Musiker beiseiteschiebt, sind die einzelnen Musiker der Italienischen Band noch nicht bei größeren Bands in Erscheinung getreten. Das Quartett hat mit Lukas Flarer einen sauguten Sänger und Gitarristen im Line-up. Die Bissigkeit und Boshaftigkeit, mit welcher der Herr seine Botschaften ins Mikro keift, sind wirklich entzückend. Davon abgesehen wirkt die Band sehr gut eingespielt, voll motiviert und weiß sich die Gitarren-Fraktion durch ein wirklich geniales, ideal zwischen Brutalität und Melodie pendelndes Zusammenspiel zu glänzen. Das Publikum dreht über volle Giglänge völlig am Rad und geht das erste Mal am heutigen Tag so richtig aus sich heraus. Anhand dieser Machtdemonstration hätte man ONTBORG ruhig noch etwas weiter hinten in der Running Order platzieren können. Geil!
Wunderbares Kontrastprogramm gibt es anschließend mit KRYPTOS. Auch ohne „Exotenbonus“, schließlich kommt die Band aus Indien, weißt das Quartett mit seinem zwischen 80s Heavy Metal und frühem Speed-Metal pendelndem Sound von A-Z voll und ganz zu überzeugen. Hier regiert der wahre alte Metal-Spirit! Dies fängt bei den coolen Lederjacken und Grimassen der Musiker an – und hört bei der Aufführung der großen Rock-Posing Enzyklopädie auf. Weiter im Kontext mit Gitarren-Solos welche die Luft-Gitarren im Publikum rauchen lassen und Refrains, die man als gestandener Metalfan einfach mitsingen MUSS! Da Sound und Lightshow ebenfalls erste Sahne sind und alle anwesenden in völliger Partystimmung sind, bleibt nichts weiter als diese coole Show als kurzweilig und erstklassig zu bezeichnen. Oder doch? Naja KRYPTOS geben sich dankbar, Fan nah und super-sympathisch. Und es sollte messbar sein, dass die Umsätze an Alkoholischen Getränken während und nach diesem Gig merklich angezogen haben dürften. KRYPTOS optimieren Brauereiumsätze. Merkt Euch das!
Was ANTIPEEWEE am Freitag veranstaltet haben, machen ihnen BATTLECREEK fast (!) nach. Dies wäre so in etwa Überschrift des heutigen Konzert-Reviews. Allerdings ist das Schnaitsee-Quartett viel mehr Sacred Reich, Nuclear Assault und Sepultura als die geschätzten Cthulhu-Kollegen. Soll heißen: Weniger Municipal Waste als auch weniger Melodie, aber mehr böse Riffs, alter Crossover-Metal und vor allem brutales Midtempo-Gestampfe. Zudem haben BATTLECREEK ihr Songwriting spürbar in eine technischere, komplexere Richtung entwickelt. Anhand der zwei dargebotenen, neuen Stücke vom kommenden Album wird wirklich spannend, was uns hier erwartet. Den diese Visitenkarte hat wirklich gesessen und lässt großes erwarten. Die Musiker haben mächtig Spaß in den Backen, fetzen wie von Taranteln gestochen über die Bühne und agieren dabei mit einer fast unverschämten Gelassenheit auf einem spielerischen Niveau, dass in dieser Band-Größenliga wirklich beachtlich ist. Es wäre wahrlich keine Übertreibung, Gitarrist Chris zu bescheinigen das er spielerisch auf Augenhöhe mit einem Wiley Arnett agiert. Dies gilt übrigens auch für seine a) Solo-Fertigkeiten und b) Fähigkeiten eigene originelle Soli zu schreiben, die originell, wunderschön und gleichermaßen technisch anspruchsvoll sind. Da passt es ins Bild, dass BATTLECREEK vor Covid in Augsburg für Sacred Reich anheizen durften und heute ein bockstarkes Cover deren Song `Independent` im Gepäck haben. Endorphin Bombe! Der Rezensent verneigt sich vor dem Können des Herrn Meisl sowie der Spielfreude von ihm und seinen Kollegen. Weiter so Männer!
CRITICAL MESS sollten im Anschluss nun eigentlich noch einen draufsetzen, scheitern aber an dieser Aufgabe. Was das Technische Niveau anbelangt, so zählen die Hannoveraner ohne Wenn und Aber sicherlich zu den kompetentesten Vertretern dieses Wochenendes. Aber auch nachdem die Band das halbe Set runtergerissen hat, will der berühmte Funke bei mind. der Hälfte aller anwesenden nicht so recht überspringen. Mitnicken und höflich Beifall klatschen ist eher angesagt als völliges am Rad drehen, Dauerbangen oder einen Moshpit aufzumachen. Eins muss aber ganz deutlich betont werden. Dies liegt auf keinen Fall an Frontfrau Britta Görtz (Ex-Cripper). Sie verkörpert Power pur, ist unheimlich charismatisch, weiß natürlich-sympathische Kommunikation mit dem Publikum zu führen und ist gesanglich über jeden Zweifel erhaben. Egal ob es fiese Screams, tiefere Growls oder phrasierte Shouts sind – Britta ist in jeder Disziplin erstklassig. Es ist leider, auch wenn es schwer fällt das zu schreiben, das Songmaterial an sich. Es lässt Melodien, Widerhaken-Momente und stellenweise einfach Spirit und Seele vermissen. Brutal, frickelig und technisch reicht halt nicht immer, um einen Blumentopf zu gewinnen. In dieser Form muss man sich leider die Frage stellen, ob CRITICAL MESS ohne die gute Britta überhaupt den aktuellen Status hätten. Es wäre Zeit für eine Kurskorrektur. Entweder was Songwriting, oder eben das Line-up anbelangt. Frischer Wind bzw. frische Blut ist dringend vonnöten.
Nun ist es endlich an der Zeit für das allergrößte Highlight des heutigen Tages. Die Großmeister WARPATH aus Hamburg geben sich die Ehre in Niederbayern. Und um sicherzugehen, dass das richtige Bier am Start ist, hat man sogar ein Fass garstiges Altbier mit in den Süden genommen. Die 1991 gegründete Band, welche sich spätestens seit dem 1993er Output „Massive“ einem unwiderstehlich-tödlichen Cocktail aus viel Thrash-Metal sowie einer gehörigen Portion Hardcore-Punk, garniert mit Todesblei-Dressing verschrieben hat, muss den meisten wohl nicht mehr weiter vorgestellt werden. Von 1998 bis 2015 lagen WARPATH auf Eis, um sich 2017 mit „Bullet For A Desert Session“ phänomenal zurückzumelden. Der größte Unterschied zwischen den Alben aus den 90s und dem neueren Material ist, dass sich die Band mehr als früher traut, auf jeder Platte 2-3 langsamere, atmosphärisch eindrucksvolle Düster-Groover im Kriechgang einzustreuen. Leider kommen diese Songs wie z. B. `Crossing` oder `St. Nihil` heute nicht bzw. kaum zum Zuge, wobei wir schon am absolut einzigen Kritikpunkt sind. Seit 2019 hat Sänger Dirk „Digger“ Weiß, einziges verbliebenes Gründungsmitglied, ein neues Gitarren-Duo an Bord geholt. Roman Spinka und der Chilene Claudio Illanes (Undercroft) machen hier einen astreinen Job und spielen wirklich prächtig zusammen. Die Rhythmus-Fraktion Sören Meyer (Bass) und Norman Rieck (Drums) sind bereits seit Wiederauferstehung der Band im Line-up und somit eine gut geölte Maschine. Die heutige Show wird mit `The Last One` von der aktuellen Platte „Disharmonic Revelations“ eröffnet. Danach wird mit dem Groove-Monster `Night On Earth` von „Against Everyone“ (1994) der erste Altsong ausgegraben, welcher sehr gut beim Publikum ankommt. Mit `Parasite` und dem fiesen `MMXX` repräsentieren dann weitere zwei Tracks das neuste Output. Echte Bandklassiker schieben die Hanseaten anschließend mit dem treibenden `Extend` sowie dem direkt in den Venom-Geist atmenden Newbie `Ressurection` übergehenden `That`s For Me` hinterher. Dies verfehlt seine Wirkung nicht und zieht sogar noch eine Stange mehr Leute direkt vor die Bühne. Beachtlich ist, dass `Innocence Lost`, der neue Track auf der 30-Jahr Best-Of, dieses Energielevel locker halten kann. Riecht nach modernem Klassiker das Ding! Das Stadl neben dem Waldgasthof kocht und WARPATH schieben mit `Against Everyone` und `Massive` gleich noch mal zwei Klassiker hinterher. Bei diesen wird wieder mal überdeutlich, welch eine stimmliche Urgewalt Sänger Dirk (immer noch) ist. So viele vergleichbare Sänger mit seinem Organ gibt es nicht in der Deutschen Thrash-Szene. Nihilistische Aggro-Vocals hat der „Digger“ halt ebenso drauf wie Hardcore-Shouts und tiefe, kraftvolle Gesangslinien wie wir sie gerne von einem Chuck Billy hören. Davon abgesehen, dass Herr Weiss eben ein sehr leidenschaftlicher, charismatischer Frontmann ist, der zwar stets Selbstbewusst performt, aber dennoch zu keiner Sekunde abgehoben wirkt. Der gute Dirk hat heute einfach sichtlich Bock und Spaß. Deswegen zeigt er uns mit `God Is Dead` noch mal wie gut er singen kann, eher er mit seinen Jungs für das göttliche, schnelle Altstück `Paranoia` als Zugabe noch mal die grobe Thrash-Kelle auspackt. Lehrstunde einer packenden Bilderbuch-Show!
Nach dieser gehen dann auch die ein oder anderen Getränkesorten wie Weißbier aus. Ein schönes Zeichen, wenn der Mob ordentlich durstig war. In diesem Zusammenhang sei noch erwähnt, dass das Festival außerordentlich friedlich und entspannt war. Selbst die kleinste Spannung wurde locker von Publikum oder den sehr freundlichen Securitys gelöst. Bleibt noch, sich bei dem Veranstalter Ehepaar Diana und Harald Sausenthaler sowie deren fleißigen Helferlein für die viele Arbeit und das Herzblut zu bedanken, welche sie in die Veranstaltung stecken. Es wäre ihnen zu wünschen, dass sich bei der nächsten Auflage des Festivals noch eine Stange mehr Leute einfinden würden. Andererseits möchte man auch nicht, dass diese familiäre Veranstaltung „zu groß“ wird. Dagegen ließe sich aber mit strikter Limitierung der Tickets sicher entgegenwirken. Die Schlussworte sind klar: Support your local Underground Metal Scene!
Text und Fotos: Markus Wiesmüller