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Der Co-Headliner Sons Of Apollo sagte kurzerhand ab, und viele potentielle Besucher gaben daraufhin ihre Tickerts zurück. In Folge dessen wurde das Event kurzerhand in einen kleinen Club namens Progresja verlegt, der zu allem Unglück auch noch dafür bekannt ist, dass es unangenehm heiß werden kann. Bei Außentemperaturen von über 35 Grad stank dies den Fans gewaltig. Der einzige Lichtblick war die Tatsache, dass die restlichen Bands dadurch erheblich mehr Spielzeit bekamen. Und auch bei den geplanten Autogrammstunden aller Bands war man großzügig und ließ entgegen vorheriger Ankündigung die Fans Fotos mit den Bandmitgliedern machen.

Nachdem bereits der Soundcheck für Verzögerungen gesorgt hat, scheint es nicht mehr darauf anzukommen. Die hinzugebuchten Support-Acts lassen sich Zeit, und so beginnt der eigentliche Headliner-Reigen erst um 19 Uhr mit berührenden Cello-Klängen. Diese läuten den Auftritt der norwegischen Band LEPROUS ein, die früher als Live-Band von Ihsahn agierten, inzwischen aber selbst fast erfolgreicher sind als der Mentor. Der Cellist ist Raphael Weinroth-Browne, ein aufstrebender Musiker aus Kanada, der mit verschiedenen Projekten wie z.B. "The Visit" oder "Kamancello" von sich reden macht. LEPROUS haben ihn kurzerhand als zusätzlichen Live-Musiker verpflichtet, nachdem sie ihn vor zwei Jahren im eigenen Vorprogramm entdeckt hatten. Obwohl viele Fans ihren Weg zu LEPROUS' Musik über Ihsahn gefunden haben (nicht zuletzt auch durch die gemeinsamen Duette auf den Alben beider Bands), so können sie doch nicht dem Metal zugeordnet werden. Prog trifft es schon eher, obwohl sie eigentlich nicht kategorisierbar sind und universell schöne Musik machen, hin und wieder versetzt mit verrückten Soundideen. Bewiesen haben sie dies mit ihrem aktuellen Album "Malina", dessen Eröffnungsstücke auch die Opener des Gigs sind. ‚Bonneville‘ und ‚Stuck‘ dienen also zum Aufwärmen, während den meisten schon klar wird, dass die Soundprobleme an diesem Abend wohl nicht nur kurz anhalten werden. Ein riesiger Kabelsalat, wie es ihn nicht mal in Wacken gibt, bedeckt die Bühne, und es knackt und rauscht an allen Enden. Der inzwischen 17-jährigen Live-Laufbahn der Band ist es zu verdanken, dass sie trotz allem routiniert ihren Gig durchziehen. Neben ihren Top-Hits ‚From The Flame‘, ‚The Price‘ und ‚The Flood‘ setzen sie auf viele Balladen wie das anrührende ‚The Cloak‘ oder das von den Fans heiß geliebte ‚Salt‘, zu welchem auch das Ex-Bandmitglied Øystein Landsverk als Gastmusiker mit auf der Bühne steht, da er inzwischen live für Ihsahn spielt und somit eh anwesend ist. Überhaupt wird alles an Gastauftritten aufgefahren, was möglich ist. Die Fans haben es bereits vermutet, und gegen Ende des Gigs ist es dann soweit: IHSAHN betritt die Bühne, um mit LEPROUS zusammen das gemeinsame Haudrauf-Stück ‚Contaminate Me‘ zu spielen, welches natürlich für viele das unangefochtene Highlight des Auftritts ist.

Kurz nach 20 Uhr legt IHSAHN furios mit ‚Lend Me The Eyes Of Millennia‘ und ‚Arcani Imperii‘ vom neuen Album „ÁMR“ los. Er musste sich nach der Abnabelung von Leprous als seine Live-Band mit neuen Musikern eindecken, bleibt dabei jedoch seinen Landsleuten aus befreundeten Bands treu. So ist sein Keyboarder Nicolay Tangen Svennæs, der gleichzeitig in Rendezvous Point spielt, der Band von Leprous' Schlagzeuger Baard Kolstad. Und auch die anderen Bandmitglieder sind einfach ehemalige Musiker von Leprous, die die Band aus familiären Gründen vor Jahren verlassen mussten, nämlich Drummer Tobias Ørnes Andersen und Gitarrist Øystein Skonseng Landsverk. Einen Bassisten braucht die lebende Legende IHSAHN nicht, da er sich einer Moog-Bass-Programmierung bedient. Und da wir gerade von Leprous sprechen, beim dritten Song des Abends, ‚Celestial Violence‘ vom Vorgängeralbum "Arktis", holt Ihsahn den Leprous-Sänger Einar Solberg erneut auf die Bühne und schmettert mit ihm zusammen die herzergreifende Ballade durch die Boxen. Gänsehautsstimmung von der ersten bis zur letzten Sekunde! Welch gelungene Allianz! IHSAHN legt mit weiteren Stücken aus den älteren Alben nach, zum Beispiel ‚Mass Darkness oder ‚Frozen Lakes On Mars‘, sein wahrscheinlich längstes Live-Stück seit Jahren. Doch der Fokus liegt natürlich auf den neuen Songs, so zum Beispiel auf dem Liebeslied ‚Sámr‘, bei welchem leider wieder massive Soundprobleme zuschlagen, die der Meister aber duch seine jahrelange Bühnenerfahrung geschickt zu überspielen weiß. Er spielt das brachiale Gitarrensolo von ‚Sámr‘ glockenklar und voller gewaltiger Emotionen. Beinahe treibt es einem die Tränen in die Augen. Geduldig erklärt er auch, warum es zwischen den Songs so lange dauert, immer wieder die Gitarren nachzustimmen, nämlich einfach weil die Hitze die Saiten automatisch immer wieder verstimmt. Außerdem sorgt die Hitze auch für den ersten Ohnmachtsanfall im Publikum. Der Veranstalter hatte vorgesorgt, die Sanitäter sind sofort zur Stelle, und dem Mädchen geht es bald wieder gut. Nach IHSAHNs eigenem Lieblingstrack von "Arktis" namens ‚Until I Too Dissolve‘ und weiteren Klassikern findet der Gig nach knapp einer Stunde sein angemessen umjubeltes Ende.

Die aus mindestens fünf verschiedenen Ländern angereisten Fans von ANATHEMA haben an diesem Abend das größte Glück, denn der Band wird keine feste Spielzeit gegeben, sie dürfen "Open End" spielen. ANATHEMA lassen sich folglich schon beim Soundcheck genügend Zeit und beginnen dann bei bester Klangqualität den Auftritt mit ‚Deep‘ und ‚Lost Control‘. Diese beiden Tracks absolvieren die Cavanagh-Brüder noch allein an der Bühnenfront, bevor Sängerin Lee Douglas dazustösst und mit ihnen zusammen mit inbrünstiger Hingabe ‚Can’t Let Go‘ und ‚Endless Ways‘ singt. Das Publikum ist von der ersten Sekunde an begeistert, und jeder Song wird mitgesungen, und man wiegt sich im Takt der ergreifenden Melodien. ANATHEMA erschaffen auf der Bühne berührende Klangwelten und spielen sich quer durch 20 Jahre Bandgeschichte. Es sind alle Lieblinge der Fans auf der Setliste. ‚The Lost Song‘, ‚The Optimist‘ oder das traurige ‚A Natural Desaster‘ sorgen für Gänsehautstimmung. Zwei Stunden lang bedienen ANATHEMA das Publikum mit bester Qualität auf allen Ebenen und wagen es vor lauter Zugabe-Rufen kaum, die Bühne zu verlassen. Nach ‚Fragile Dreams‘ ist dann aber endgültig Schluss. Für die weitgereisten Fans hat sich der Weg somit mehr als gelohnt, es dürfte einer der besten ANATHEMA-Auftritte der letzten Jahre gewesen sein.

Für den Veranstalter war es wirklich schade, dass ihm so viele Steine in den Weg gelegt wurden, denn die Bandauswahl 2017 und 2018 zeugt von erstklassigem Musikgeschmack. Bleibt zu hoffen, dass die potentiellen Besucher dem Prog In Park Festival 2019 noch eine Chance geben und dass der Veranstalter aus den diesjährigen Schwierigkeiten gelernt hat.

Text & Fotos: Uta Arnold

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