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Tag 1 (Freitag):

Mit mobiler Behausung geht es ins beschauliche Kirchdorf bei Haag in Oberbayern, um eine bunte Mixtur aus vielen Musikstilen zu genießen. Die Campingfläche ist mehr als ausreichend bemessen, Dixis stehen ebenso in ausreichender Zahl zur Verfügung. Auf dem Infield erwartet einen ein ausreichendes Areal mit schöner Bühne, einem Bier-/Bar-/Frühstücks-Zelt sowie einem dahinter etwas versteckt liegendem Futterstand. Dieser hat im Laufe des Festivals mehr als genug zu tun, um die vielen hungrigen Mäuler zu versorgen. Auch wenn das Essen sehr lecker ist, so strapazieren die langen Wartezeiten durchaus die Nerven. Aber hier haben die Veranstalter bereits Besserung für das nächste Jahr gelobt. Und nach ein paar Bierchen geht dann die musikalische Sause auch schon los.

Als Opener des Festivals betreten NORGAAHL aus Olching bei München die Bühne. Die Mischung aus Death- und Thrash Metal, versehen mit einer guten Portion Groove, lockt auch gleich zahlreiche Fans vor die Bühne. Die Jungs legen sich ordentlich ins Zeug und sorgen für einige Banger. Der Sound läuft gut rein und macht Laune. Ein gelungener Einstieg ins Festival. SUM LIGHTS aus dem schönen München sind als eine der letzten Bands in Line-Up gerutscht und feiern heute auf dem Bavarian Battle ihre Live-Premiere. Der Sound bildet mal ein krasses Kontrastprogramm zum Opener: Hier trifft Black Metal auf Death Metal auf Progressive Metal und entführt den Hörer in fremde Galaxien. Das ist schon ein ziemlich abgespacter Sound, der einem hier um die Ohren geknallt wird. Viel Doom trifft auf sehr viel Hall-Effekte, was das Ganze zu einer kopflastigen Sache macht. Der etwas breiige Sound verstärkt hier leider diesen Eindruck. Trotzdem wird auch diese Band von einigen Fans zelebriert und gefeiert.

012 NorgaahlNORGAAHL

Progressiv geht es weiter, wenn auch weitaus weniger als noch bei SUM LIGHTS. Bereits bei SWEEPING DEATH gibt es gute zehn Minuten Zeitverzug als sie ihren Set beginnen. Aus diesem Grund muss der Gig auch entsprechend am Ende gekürzt werden. Doch bis dahin ist noch Zeit für jede Menge Spielfreude. Der progressive, melodische Heavy Metal weiß zu gefallen, und so lassen die ersten Hey-Hey-Rufe auch nicht lange auf sich warten. Leider sind die Vocals hier etwas zu leise, aber die Band wird trotz der aufziehenden Regenwolken gefeiert. Sogar der erste kleine Moshpit wird gestartet.

Vor einem deutlich gefüllteren Areal betreten im Anschluss ATOMWINTER die Bühne. Der Death Metal im Stile von Bolt Thrower bollert aber auch recht amtlich durch die Boxen und sorgt gleich für den nächsten Pit. Die Band liefert eine gute Show und ist viel auf der Bühne unterwegs. Der Gig ist eine Reise durch die Alben der Band. Die Mischung aus Uptempo- und Groovenummern verfehlt ihre Wirkung nicht. Mit 'Sakrilege' gibt es auch einen neuen, flotten Song um die Ohren geballert, der einen weiteren Pit auslöst. Kein Wunder also, dass sich die Band nach ihrem Auftritt am Merchstand über regen Zuspruch und Absatz freuen darf.

Für die einen ist das BBOA der Einstieg in die Live-Performance, für die anderen bildet das Festival den Schlusspunkt. IRON ANGEL aus Hamburg ziehen nach guten 40 Jahren einen Schlussstrich, somit ist ihr Auftritt hier in Bayern der letzte. Doch von Wehmut ist erstmal keine Spur. Das Areal vor der Bühne ist unverändert gut gefüllt, als sie ihr Set beginnen. Auch hier wird schnell ein kleiner Pit ins Leben gerufen, der Speed Metal lädt ja auch förmlich zur Bewegung ein. Die Stimmung ist gut, allerdings klappt das geforderte Mitsingspielchen nicht so wirklich. Dafür verlässt Dirk Schröder für 'Heavy Metal Soldiers' auch mal die Bühne und gesellt sich singend zu den Fans vor der Bühne. 'Legions Of Evil' markiert dann leider schon den Schlusspunkt des Gigs, und mit einem saloppen „Winke Winke“ werden 40 Jahre beendet.

071 Iron AngelIRON ANGEL

Die Nacht senkt sich mit Vehemenz herab und ein penetranter Duft von Räucherstäbchen wabert über das Gelände. Der Ursprung ist schnell gefunden, sind diese doch in nicht unerheblicher Anzahl auf der Bühne drapiert, als die Griechen LUCIFER‘S CHILD in ihr Set einsteigen. Die Lightshow kommt jetzt erstmals richtig zur Geltung und vor der Bühne ist ziemlich was los. Und das trotz des nun einsetzenden Regens. Da werden noch die letzten sichtbaren Momente für eine ordentliche Wall Of Death genutzt. Der opulente (weil mit ziemlich vielen Samples angereicherte) Black Metal sorgt für reichlich Bangerschaft vor der Bühne. Ein beeindruckender Gig!

092 Lucifers ChildLUCIFER'S CHILD

Tag 2 (Samstag):

Morgens, halb zehn in Deutschland. Die hungrige Meute hat sich im Bar-/Frühstückszelt zum gemeinsamen Frühschoppen mit Weißwürsten und Bier sowie musikalischer Untermalung versammelt.

Der Part des Openers am zweiten Tag wurde MORTAL INFINITY zugewiesen. Es geht doch nix über eine ordentliche Portion Thrash Metal, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Der Platz vor der Bühne ist um diese Zeit jedoch noch sehr locker gefüllt. Die Band gibt aber Gas und wird dafür mit reichlich Beifall sowie einigen Headbangern belohnt. Ein guter Einstand. Nach dem Thrash ist vor dem Deathcore. So oder so ähnlich könnte man zum Stilwechsel überleiten. Schon beim Soundcheck von STILLBIRTH ist klar, dass die fünf Jungs hier auf eine breite Fanbase bauen können. Also Oberkörper frei und die neonfarbenen Shorts an, und schon kann die Sause losgehen. Beim Bastard aus Death Metal und Death/Grindcore mit schönen Slamdance-Elementen wird der Boden vor der Bühne schon mal einer ersten Belastungsprobe unterzogen. Die Fans gehen mächtig ab, ein schöne Pit wird ins Leben gerufen und während des Gigs auch brav am Leben erhalten. Die Frage von Sänger Lukas „Habt ihr Bock auf eine Wall Of Death?!“ ist hier wohl eher rhetorischer Natur. Lukas kommt hierzu jedoch extra von der Bühne herunter, um die Fans zu dirigieren. Und auf sein Zeichen hin geht’s dann auch schon los. Der Hingucker ist jedoch ein Fan mit einer Strickmütze, die an Kapitän Davy Jones erinnert. Was mag der wohl darunter geschwitzt haben. Nach 40 Minuten ist die Sause dann aber auch schon wieder vorbei und STILLBIRTH hinterlassen eine glückliche Gemeinde.

121 StillbirthSTILLBIRTH

Danach wird es Zeit für „die härteste Band des Festivals...zumindest was den Frauenanteil angeht“. Wo Frontfrau Shake the Snake Recht hat, hat sie Recht. Die Band ist für Crossplane eingesprungen, die ihren Auftritt canceln mussten. Die fünf Mädels aus Bad Aibling sorgen jedoch nicht nur aufgrund ihres Bühnenoutfits sowie aufgrund des Soundchecks für Aufsehen. Ich zumindest habe für den Soundcheck bislang noch keinen Münchner Freiheit Song gehört, der zudem noch textsicher von der ersten Reihe mitgesungen wird. Der knackige Rock von DOLL CIRCUS läuft äußerst gut rein und überzeugt auf ganzer Linie. Schon bald sind Hey-Hey-Rufe zu vernehmen, die Mädels können sich somit über mangelnden Zuspruch nicht beklagen. Vom 2021er-Debütalbum „Eat This“ gibt’s dann auch den Titelsong um die Ohren geblasen, ehe mit 'Big Balls' eine AC/DC-Coverversion aus dem Zylinder gezogen wird. Die Fans vor der Bühne haben genauso viel Spaß wie die Band auf der Bühne.

Danach ist es Zeit für etwas melodischen Death Metal. DARKFALL aus Graz geben sich die Ehre. Gefühlt ist etwas weniger los vor der Bühne (dafür wird die Schlange am Futterstand länger), der Stimmung tut dies jedoch keinen Abbruch. Der Death Metal wird ordentlich durch die PA gedrückt und Songs wie 'War Has Come' oder 'Rise To Dominate' verfehlen ihre Wirkung nicht. Sänger Thomas ist viel auf der Bühne unterwegs und stachelt die Fans vor der Bühne ständig an. Das Publikum bedankt sich artig mit Bangen und ordentlichem Beifall. Danach wird es technisch. Sehr technisch. PROFANITY zerlegen mit ihrem technischen Death Metal mal eben die Bühne. Das geht beim Trio zwar etwas zu Lasten der Performance, die etwas statisch wirkt. Auch vor der Bühne ist zu Beginn wenig Bewegung auszumachen, hier scheint sich das Gefühl des Überfahren-Werdens breit gemacht zu haben. Das ist aber auch ziemlicher Kopf-Metal, der hier kredenzt wird. Aber schon nach geraumer Zeit setzt sich auch hier ein kleiner, aber feiner Pit in Bewegung, als sich das Areal deutlich mehr füllt. Wie sagt Thomas (Gitarre, Gesang) doch so treffend: „Jetzt erstmal ein Bier gegen den Knoten im Hirn!“ Das trifft es gut! Ein brachiales Früh-Abend-Programm. Und zum Abschluss gibt es noch Geburtstagsgrüße an das Töchterlein, die am Mischpult steht und den Papa in Aktion erleben darf.

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Danach wird es old-schoolig. Aber so richtig. Quasi Thrash Altenessen! DARKNESS sind schon seit Mitte der 80er unterwegs und steigen mit 'Critical Threshold' vom Debütalbum „Death Squad“ in ihr Set ein. DARKNESS können sich von Anfang an auf reichlich Zuspruch vor der Bühne freuen, auch der Mosh- bzw. wahlweise Circle-Pit lässt hier nicht lange auf sich warten. Ein ganz Mutiger entledigt sich noch seiner Schuhe, ehe es in die Circle-Runde geht. Aber passiert ist ihm nix. Sänger Lee ist fleißig auf der Bühne unterwegs und hat sichtlich Spaß am Auftritt, genauso wie der Rest der Band. Die Setlist durchstreift das musikalische Schaffen von alt bis jung, ein aktueller Bezug wird durch 'The Gasoline Solution' hergestellt. Doch langsam drückt auch wieder die Zeit, viel zu früh ist diese feine Thrash-Sause wieder vorbei.

SUIDAKRA sind eigentlich immer ein guter Live-Garant. Nur an diesem Abend scheint etwas der Wurm drinnen zu sein. Zumindest anfänglich, denn so richtig springt der Funke erstmal nicht über. Vielleicht liegt's an der langen Zwangs-Live-Pause? Wie auch immer, nachdem 'Isle Of Skye' durch die PA gedrückt wurde, steigt Sänger Arkadius von der Bühne herab zu den Fans, um sich gemeinsam mit ihnen in einem Circle-Pit aufzuwärmen, musikalisch untermalt von 'Dead Man's Reel'. Danach ist das Eis gebrochen und die Fans gehen gepflegt ab. Auch das verlangte Springen zu 'Pair Dadeni' wird brav mitgemacht. Mit vollem Einsatz geht es weiter, auch wenn Bassist Tim mit einem Krampf in der Hand zu kämpfen hat. Mit viel Beifall werden die Jungs in den Feierabend entlassen. Mit den Schweden NAGLFAR steht die vorletzte Band an. Leider macht da die Technik nicht so ganz mit. Bis die Monitor-Boxen das tun, was sie sollen, vergehen gute 20 Minuten. Schade, denn die müssen von der Setlist gestrichen werden... Aber nun ist erstmal Black Metal angesagt. Das Areal vor der Bühne ist gefüllt, als die Schweden mit 'Vortex Of Negativity' vom aktuellen Album „Cerecloth“ brachial in ihr Set einsteigen. Sofort ist mächtig was los vor der Bühne, Banger und in den Nachthimmel emporgereckte Hörner. Die Schweden liefern einen agilen, energiegeladenen Gig ab, der keine Wünsche offenlässt. Naja, nicht ganz, etwas länger hätte es schon noch dauern können, aber aufgrund der anfänglichen Verspätung musste auch hier der Set gekürzt werden. 'A Swarm Of Plagues' und 'I Am Vengeance' bilden dann auch schon viel zu früh den Schlusspunkt. Mit viel Beifall werden NAGLFAR in die Nacht verabschiedet.

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Auch UNLEASHED haben mit dem leicht verspäteten Beginn und der nach hinten nicht verschiebbaren Deadline zu kämpfen. Umso seltsamer, dass man sich zwischen den einzelnen Songs extrem viel Zeit lässt und nicht einen Song nach dem anderen rausballert. Doch der Reihe nach: Unter viel Beifall entern UNLEASHED die Bühne und legen gleich mal flott mit 'To Asgard We Fly' los, gefolgt von 'They Came To Die' und 'The Longships Are Coming'. Die Fans gehen von der ersten Sekunde an mit, und in den bereits angesprochenen längeren Pausen wird fast schon sehnsüchtig „My warriors scream for me ... Death Metal Victory“ von ihnen angestimmt. Leider bleibt dieser Ruf ungehört und verhallt in der Nacht. Bei 'Hammer Battalion' wird das bisschen noch verbliebene Licht für einen Nacht-Pit genutzt. Aber es gibt auch langsameres Liedgut, 'Midvinterblot' sorgt für zahlreiche Banger. Doch so ganz brauchen die Fans nicht auf das allseits beliebte Mitsingspielchen zu verzichten, an diesem Abend ist die Wahl hierzu jedoch auf 'Never Ending Hate' gefallen. Das obligatorische Trinkhorn zu 'Into Glory Ride' darf natürlich an diesem Abend ebenfalls nicht fehlen. Tja, und dann ist auch schon wieder Schluss. Mit lautstarken UNLEASHED-Rufen werden die Schweden verabschiedet.

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Damit geht das Bavarian Battle Open Air zu Ende. Ein kleines und vor allem feines Festival, das den perfekten Einstieg nach zwei Jahren Zwangspause bildet. Und auch sonst weiß das Fest zu überzeugen: gute Lage, kurze Wege, eine gute Mischung an Bands bzw. Stilrichtungen und mit 1.000 Leuten definitiv gemütlich. Jede Band wird gefeiert, es regiert der Spaß. Die Security ist stets freundlich und hilfsbereit und auch die Merchstand-Belegschaft ist für einen Plausch aufgelegt. Die Getränkepreise sind gut und die Auswahl ist umfangreich. Einzig an der Essensverpflegung muss hier definitiv gearbeitet werden, nur ein Stand für alle Fans inklusive der Bands ist dann doch a bisserl wenig. Aber hier haben die Veranstalter bereits Besserung versprochen. Wir sehen uns im nächsten Jahr. (RAY)