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Schon sehr früh am Abend erhalten die Schleswig-Holsteiner von REZET die Möglichkeit, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Der erdige Thrash-Sound der Jungs, die in ihrer Diskografie bereits vier Longplayer zu Buche stehen haben, stimmt sehr gut auf das noch Folgende ein. Die ersten beiden Songs, die erklingen, läuten auch die neueste Scheibe „Deal With It!“ ein. Technisch versiert tragen die Norddeutschen ihre Songs vor, wobei der Titeltrack des Debüts „Have Gun, Will Travel“ den Schlusspunkt markiert. Spielerisch gesehen sind REZET richtig gut drauf, so dass sie die Position des Openers dieses feinen Abends zur vollsten Zufriedenheit ausfüllen.

Dass auf FLOTSAM AND JETSAM livehaftig immer Verlass ist, stellen die Amis unmittelbar danach einmal mehr unter Beweis. Vor ziemlich genau drei Jahren zelebrierte die US-Legende bereits an selbigem Ort eine Messe wahrer Spielfreude und auch anno 2019 haben Sänger Eric & Co. nichts von ihrer Magie eingebüßt. FLOTSAM steigen mit ´Prisoner Of Time´, dem Opener ihrer neuen Langrille „The End Of Chaos“, ins Set ein, um umgehend danach mit ´Desecrator´ gleich den ersten Song des legendären Debüts „Doomsday For The Deceiver“ ins Publikum zu schmettern. Angesichts der (zumindest subjektiv gesehen) viel zu kurzen Spielzeit können die Amis jedoch in Form der obligatorischen Abrissbirne ´Hammerhead´ leider lediglich nur noch ein Stück von besagtem ersten Album ins Publikum schmettern. Dazwischen gibt´s ´Iron Maiden´ von der selbstbetitelten Scheibe von vor drei Jahren, das mittlerweile seinen Weg ins Standard-Liveset gefunden zu haben scheint. Mit ´Demolition Man´ und `Recover´ folgen noch zwei Stücke des neuen Albums, bis ´I Live You Die´ und der Titeltrack des Zweitwerks „No Place For Disgrace“ einen mehr als gelungenen Auftritt beschließen. Man merkt einfach, dass die Mannen um die beiden Urmitglieder Eric A.K. (Gesang) und Michael Gilbert (Gitarre) ungemein viel Spaß an der Sache haben - von der spielerischen Qualität der Amis ganz zu schweigen! Nach dem Konzert zeigt sich, dass so Mancher FLOTSAM AND JETSAM als die geheimen Gewinner des Abends feiert.

Die Erwartungen an den Auftritt von DESTRUCTION sind indes zuweilen ziemlich hoch, gastiert die Thrash-Institution doch zum ersten Mal nach dem Einstieg von Gitarrist Damir Eskić mit seiner Zweiaxt-Armada in Nürnberg. Während FLOTSAM und DESTRUCTION beide ja bereits vor fast genau drei Jahren auf derselben Bühne gastierten, mutmaßt man, dass der Sound der Letztgenannten mit zwei Klampfern doch ungemein druckvoller und fetter rüberkommen müsste. Eskić soliert auch mehr als anständig, zeigt eine engagierte, schweißtreibende Show und baut zwischen zwei Songs das Motiv von Mozarts „Alla Turca“ ein. So mancher alte (Thrash-)Klassiker wird mitunter gar mit zweistimmigen Gitarrenlinien aufgepeppt. Trotzdem haben sich DESTRUCTION ihre alten Stücke auf respektvolle Art und Weise zur Brust genommen, allzu viel Gefiedel ist dann glücklicherweise doch nicht auszumachen. Die Setlist erweist sich als Mischung aus Alt und Neu, sprich es werden neben Songs vom aktuellen Album „Born To Perish“ (´Inspired By Death´, ´Betrayal´ und Titeltrack) auch unverzichtbare Hymnen wie ´Curse The Gods´, ´Mad Butcher´, ´Eternal Ban´ oder ´Bestial Invasion´ geboten. Leider hat es sich damit aber schon mit richtig alten Stücken aus den seligen 80ern, nicht mal ´Invincible Force´, ´Total Desaster´ oder so gibt’s, die normalerweise eigentlich schon als Standard gelten. Stattdessen dann halt ´Nailed To The Cross´, ´Thrash Till Death´ oder ´The Butcher Strikes Back´, die sicherlich ebenso über ihre Qualitäten verfügen. Cool wäre indes gewesen, noch mal einen richtig alten, unerwarteten Gassenhauer aus der Frühzeit auszugraben; aber man kann ja nicht alles haben. DESTRUCTION machen anno 2019 mit zwei Äxten zwar durchaus was her auf der Bühne, aber der spontan-spielfreudige Charakter wie zuvor bei FLOTSAM AND JETSAM kommt da nicht wirklich bei rüber. Stattdessen wirken Schmier, Mike & Co. wie ein präzise eingespieltes Uhrwerk.

Genauso tickt dann auch der von einem Gros des Publikums langersehnte Headliner des Abends: Ausnahmsweise wird von eingefleischten Nürnberger Fußballfans sogar mal akzeptiert, wenn die Bühne in grünes Scheinwerferlicht gehüllt wird, der Farbe des Lokalrivalen Greuther Fürth. Ansonsten sind OVERKILL exakt aufeinander eingespielt und werden ihrem Ruf als intensive Liveband einmal mehr gerecht. Dreh- und Angelpunkte der Show natürlich Power-Bassist D.D. Verni und der charismatische Bobby „Blitz“ Ellsworth. Letztgenannter radebrecht in seiner für ihn so typischen Art einige Wörter auf Deutsch und adressiert die Meute an diesem Abend mehrmals korrekterweise als „Franconians“. Die Setlist erweist sich als Mischung aus Altbewährtem und diversen Überraschungen. Dass die Jungs aus New Jersey mit ´Under One´ und ´Bastard Nation´ gleich zwei Songs der selbst bei eingefleischten Fans nicht ganz unumstrittenen 1994er Scheibe „W.F.O.“ nacheinander zocken, hätte wohl kaum jemand im Vorfeld erwartet. ´Horrorscope´ ist auch nicht gerade einer der üblichen Verdächtigen und dass DIE Überhymne ´In Union We Stand´ nicht im Programm ist, erweist sich im Nachhinein gesehen als kleiner Wermutstropfen. Selbst als nach den letzten Klängen von ´Ironbound´, welches den regulären Teil des Sets beschließt, OVERKILL zurück auf die Bühne stürmen, um eine frenetisch gefeierte Zugabe zu spielen, ist man noch guter Hoffnung, den erwähnten Klassiker zu hören.

Stattdessen gibt´s das derbe ´Deny The Cross“ vom Zweitwerk „Taking Over“, den standardmäßigen Nackenbrecher ´Rotten To The Core´ und zum krönenden Abschluss natürlich das Subhumans-Cover ´Fuck You´, in das man kurzerhand überraschenderweise das punkige ´Welcome To The Garden State´ von der aktuellen Platte „The Wings Of War“ einbaut. Blitz & Co. beenden ihre Show also ähnlich wie sie anfing mit einem Stück neueren Datums, fungierte als erster Song doch der Opener ´Last Man Standing´ vom besagten Album. Von der Scheibe geben OVERKILL dann auch im regulären Teil noch ´Bring Me The Night´ und ´Head Of A Pin´ zum Besten. Ansonsten zelebrieren die äußerst agilen Herren eine Mischung aus Alt und Neu wie ´Electric Rattlesnake´, ´Hello From The Gutter´, ´Elimination´, ´Horrorscope´ und ´Mean, Green, Killing Machine´. Beim Titeltrack des 1985er Debüts „Feel The Fire“ offenbart sich einmal mehr auf eindrucksvolle Weise, welch verdammt geile Songwriter die Amis schon von Beginn an waren! Dagegen wirkt das unmittelbar darauf folgende ´Ironbound´ nicht so überragend. Natürlich ist dies Jammern auf einem extrem hohem Niveau, weil OVERKILL eben einfach eine von Anfang bis Ende arschtighte Show aufs Parkett legen, bei der trotzdem verdammt viel Herzblut rüberkommt. So lässt sich Blitz selbst auch zu diversen selbstironischen Kommentaren hinreißen wie dass Nürnberg schon so einiges zu bieten habe, unter anderem auch „nette“ Schlaganfälle. Der Frontmann spielt dabei natürlich auf das Übel an, das ihn selbst in genau jenem Club vor 17 Jahren inmitten des eigenen Auftritts ereilt hatte. Alleine deswegen ist es schon gut zu sehen, dass Bobby trotz gesundheitlicher Probleme wieder ganz der Alte ist! Stimmlich überragend steht er seinen Mitmusikern in Nichts nach. OVERKILLs Auftritt an diesem Abend ist eine schiere Machtdemonstration und eine einzige Rechtfertigung, dass die Band in diesem an Höhepunkten nicht gerade armen Tour-Billing ganz oben steht! Wollen hoffen, dass uns die Jungs aus New Jersey in der Form noch lange erhalten bleiben! Der Beliebtheitsgrad der Gruppe bemisst sich alleine schon an der Tatsache, dass der Hirsch an diesem Abend bis zum letzten Ton von Verni & Co. proppenvoll gefüllt bleibt. Viele Fans hat bereits die in sich stimmige und verheißungsvolle Zusammenstellung des Billings überzeugt, die Reise gen Frankenmetropole auf sich zu nehmen. Und da wurde alles in allem gesehen eindeutig nicht zu viel versprochen!