(Southern Lord)
Genre: Noise Rock
Peter Brötzmann setzte als Saxofonist internationale Akzente im Free Jazz. Sein Sohn Caspar erlernte früh das Pianospiel, lauschte ebenfalls Jazz. Sein Erweckungserlebnis hat er mit 16. Er findet eine elektrische Gitarre, die eine Kollegin seines Vaters zwischengeparkt hatte. Als Autodidakt bringt er sich selbst das Spielen bei und gründet eine Hardcore-Band. Nach dem Umzug nach Westberlin gewinnt er mit seiner zweiten Band Bonkers den Senatsrockwettbewerb 1984. Vier Jahre später veröffentlichte er sein Debütalbum „The Tribe“, das wirklich bösartige Gitarrenflächen enthält und die Kritik fassungslos, jedoch überschwänglich verlautbaren lässt: „Das ist purer Lärm“. Den Bass zupft wie auch beim Nachfolger „Black Axis“ (1989) Gabi Delgado Lopez, der zuvor mit DAF Musikgeschichte geschrieben hatte. Caspar Brötzmann setzt mit ,Tempelhof’ einem der langweiligsten Berliner Bezirke ein musikalisches Denkmal, das allerdings weniger aggressiv und zerfasert als die anderen Tracks auf „Black Axis“ klingt. Page Hamilton von Helmet gab später zu Protokoll, dass ihn die beiden Platten enorm geprägt hätten. Sonic Youths Thurston Moore nennt Caspar Brötzmann den weltbesten Gitarren. SUNN O)))s hauseigenem Label Southern Lord ist es zu verdanken, dass die beiden längst vergriffenen Scheiben anlässlich des 30. Jubiläum nun neu aufgelegt werden. Dabei wird deutlich, dass die Songs keinesfalls von der Zeit geschliffen wurden. Es handelt sich noch immer um eine pure Lärm-Eruption, die begeistern oder verstören mag, aber niemanden kalt lässt. (FSH)