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bandfoto WALDGEFLÜSTER sunvemetal

Copyright: sunvemetal


Am 16. Februar startet die so genannte „Ancient Ascent“-Tour (Quantheon Touring), die Angantyr, Ereb Altor, Asenblut und WALDGEFLÜSTER in die heimischen Clubs bringen wird. Das LEGACY wird zum einen live vom Gig in Wien berichten, zum anderen möchten wir auch aber bis zum Start der Tour auch ein Interview pro Band präsentieren, damit Ihr wisst, was Euch auf der Tour erwartet. Den Anfang machen die Bayern WALDGEFLÜSTER, die letztes Jahr ihr neuestes Album "Ruinen" via Nordvis veröffentlicht haben. Mastermind Winterherz stellt sich unseren Fragen.

Schönen guten Abend und vielen Dank für das Interview zur anstehenden „Ancient Ascent“-Tour. Obwohl WALDGEFLÜSTER ursprünglich ein Solo-Projekt waren, habt ihr schon sehr früh mit Live-Gigs angefangen. Dennoch habe ich das Gefühl, dass sich eure Live-Aktivitäten in den letzten Monaten (und Jahren) noch einmal deutlich gesteigert haben. Wie wirkt sich dies auf das Songwriting für WALDGEFLÜSTER aus? Nimmt man die Songs und Elemente, die live gut funktionieren, mit in den Proberaum und versucht auch gezielt Parts zu kreieren, die man live gut darbringen kann?

 

Grüß dich. Ehrlich gesagt wirkt sich dies überhaupt nicht auf unser Songwriting aus. Sonst hätten wir auch nicht immer noch lauter Zehn-Minuten-Songs auf unseren Alben, sondern würden uns das Leben einfach machen und nur noch Easy-listening-Fünfminüter schreiben. Unser Schreibprozess findet weiterhin einzig und allein im Studio statt. Wir waren nie die Band, die zusammen gekommen ist, um zu jammen und daraus Songs zu kreieren. Wir hassen jammen. Wir schreiben lieber komplexe Songs, die dem Hörer einiges abverlangen und feilen monatelang an Details und Übergängen, damit dies auch funktioniert.

 

Für mich zeichnen sich WALDGEFLÜSTER-Alben dadurch aus, dass sie eine organische und durchgehende Stimmung erzeugen und dass man die einzelnen Songs immer im Gesamtkontext des Albums interpretieren muss. Ergo: Es ist schwierig, nur einzelne WALDGEFLÜSTER-Songs ohne Kontext zu hören. Könnt ihr diesen Zugang nachvollziehen? Wenn ja, wie kann es gelingen, eine solche Atmosphäre auch live zu erzeugen? Wie wählt ihr die Setliste aus?

 

Um ehrlich zu sein – bis auf „Femundsmarka“ haben wir kein wirkliches Konzeptalbum gemacht. Die einzelnen Songs entstehen immer mit etwas Abstand, für uns liegen Monate zwischen zwei beliebigen Songs. Ich kann nachvollziehen, dass für den geneigten Hörer die Stücke in einen Gesamtkontext eingebettet sind, und die Lieder, die es zusammen auf ein Album schaffen, verbindet auch etwas. Für uns allerdings sind es auch einzelne Songs, die für sich stehen. Wir wählen unsere Setlist nach einer Mischung aus „diese Songs wollen die Leute hören“ und „auf diese Songs haben wir richtig Bock“ aus. Am Schluss gibt es eine wilde Mixtur aus neuen und alten Stücken, die live am tauglichsten sind. Die Atmosphäre versuchen wir dann über unsere Performance aufzubauen, indem wir mit voller Hingabe spielen. Ich sehe es aber schon so, dass es einen gewissen Unterschied zwischen WALDGEFLÜSTER auf Platte und WALDGEFLÜSTER in der Live-Situation gibt. Auf Platte sind wir wesentlich „intimer“, live nähern wir uns eher dem an, was unter einer klassischen Rock-Performance verstanden wird. Und das ist auch gut so, immerhin handelt es sich um zwei komplett unterschiedliche Settings.

 

Habt ihr auch schon mal Songs in der Setliste gehabt, die gar nicht funktioniert haben und die ihr seither nicht mehr live spielt?

 

Wir hatten einmal ein Cover eines Folk-Songs versucht. Vielleicht war Prag für so ein Experiment der falsche Ort, auf jeden Fall ging der gar nicht. Wobei der Abend insgesamt nicht der Beste war, also kann es auch an etwas anderem gelegen haben. So oder so, den Song haben wir nie wieder gezockt. Für unser Zehnjähriges beziehungsweise die „Ruinen“-Release-Show hatten wir außerdem den Song ,Von Einsamkeit‘ einstudiert. Auch wenn ich glaube, dass dies gar nicht so schlecht ankam und auch wenn ich weiß, dass sich viele Leute wünschen würden, dass wir den Song spielen, so ist uns dieses Stück aus Performer-Perspektive live einfach zu langweilig. Wir wollen genauso Spaß am Spielen haben wie die Leute am Zuhören, und manche Songs sind einfach für einsame Stunden vorbehalten und sollten nicht in einen Live-Kontext gepresst werden.

 

Ihr seid als eine der wenigen nicht-skandinavischen und nicht-amerikanischen Bands ziemlich in die Bindrune/Nordvis-Familie eingebunden (siehe auch die Split mit Panopticon, et cetera). Inwiefern inspirieren sich diese Bands gegenseitig, wenn es um das Komponieren oder auch um Live-Shows geht? Habt ihr euch da von euren Bruderbands etwas abgeschaut?

 

Auch wenn ich alle Bands bewundere, die unter diesem Banner laufen, bis jetzt habe ich in der Live-Darbietung (von den Bands, die ich live sehen durfte) nur bei Skogen Parallelen zu uns entdecken können. Die amerikanischen Bands sind sehr auf eine perfekte technische Darbietung ihrer Songs fokussiert. Da werden keine Klamotten gewechselt, keine Gesten gemacht, kaum Performance, sie lassen die Musik alleine für sich stehen. Versteh mich nicht falsch: Musikalisch sind die Darbietungen perfekt und rein spielerisch stecken uns viele in die Tasche. Wir verfolgen aber einen ganz anderen Ansatz: Wir performen – Bühnenoutfits, Stands, wirkliche Performance, all dies ist ein ziemlicher Standard bei einem Großteil europäischer Bands. Das hat zur Folge, dass auch mal kurz danebengegriffen wird beim Schädeln oder dass ich mal einen Ton nicht treffe, weil ich gerade außer Atem bin. Beide Ansätze haben meiner Meinung ihre Daseinsberechtigung, und ich liebe die Konzerte unserer amerikanischen Freunde, denen ich beiwohnen durfte. Abschauen konnten wir uns hier aber nichts. Ganz anderes sieht das natürlich beim Songwriting aus. Dort haben die Freundschaften zu den Bands sicher einen Einfluss auf uns gehabt.

 

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Mitte Februar geht es nun mit Angantyr, Ereb Altor und Asenblut auf Tour. Was verbindet Euch jeweils mit den anderen Bands, die mit auf Tour sind? Wo seht Ihr künstlerische Ähnlichkeiten?

 

Angantyr haben sicher Ähnlichkeiten zu unseren härteren Passagen, mit Ereb Altor verbinden uns die epischen Momente und mit Asenblut sind wir verbunden, wenn es mal eingängig werden soll. Ansonsten natürlich die Hingabe zu ernst gemeinter Musik. Aber ich denke, die Frage werde ich leichter nach den zehn Tagen beantworten können, wenn wir die Jungs auch mal persönlich kennenlernen durften.

 

Wie lange werdet ihr jeweils spielen und könnt ihr uns schon verraten, welche Songs sich in der Setliste wiederfinden werden? Wird es einen starken Fokus auf das „Ruinen“-Album geben?

 

Ich vermute, dass sich unsere Spielzeit bei circa 45 Minuten einpendeln wird. Ehrlich gesagt habe ich aber noch keine genaue Vorgabe bekommen. Der Fokus wird natürlich auf „Ruinen“ liegen. Im Augenblick diskutieren wir noch, ob wir nicht noch einen kurzen Teaser für das nächste Album mitnehmen sollen. Aber noch steht dies in den Sternen.

 

Quantheon Touring haben es sich zum Anspruch gemacht, eine neue Form der Konzerte zu erschaffen, indem die Gesamtatmosphäre (auch visuell) verstärkt und auch mehr Wert auf (esoterische) Inhalte gelegt wird als auf Rock’n’Roll-Klischees. Wie findet ihr euch in diesem Konzept wieder? Was erwartet ihr selbst von der Tour?

 

Ich denke, das passt sehr gut zu unserem eigenen Anspruch und unserer Herangehensweise an die Musik. Auch uns ist es wichtig, dass Musik nicht nur „rockt“, sondern in einem Gesamtkontext steht und wirklich als „Kunst“ bezeichnet werden kann. Wir sind deshalb gespannt, wie sich dies auf der Tour konkret vereinigen wird. Von der Tour selbst erwarten wir uns auf jeden Fall eine gute Zeit, neue Freundschaften, ein paar neue Leute mit unserer Musik zu erreichen und wieder ein paar neue Ecken in Europa zu sehen.

 

Was können wir von euch nach der Tour erwarten? Gibt es bald ein neues Album? Oder weitere Live-Gigs?

 

Es wurden schon ein paar neue Gigs für das laufende Jahr bestätigt, unter anderem das Bavarian Battle, das Barther und das Kaltenbach Open Air. Ansonsten haben wir 2017 genutzt, um den Nachfolger zu „Ruinen“ zu schreiben, sodass wir jetzt mit dem Aufnahmeprozess beginnen können. Bei uns ist immer eine etwas langwierige Angelegenheit, aber ich bin zuversichtlich, noch 2019 mit konkreten Neuigkeiten aufwarten zu können.

 

Abschlussfrage: Auf welche Stadt freut Ihr Euch im Kontext der kommenden Tour am meisten, und warum?

 

Schwierige Frage. Wahrscheinlich auf Berlin, aus dem einfachen Grund, dass wir es in der zehnjährigen Bandgeschichte noch nie nach Berlin geschafft haben. Außerdem sind Festival-Gigs immer schön. Und es ist der erste Gig der Tour und somit ist man noch absolut fit und ausgeschlafen.