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Bleiben wir zunächst jedoch noch bei dem neuen Longplayer, dem ein textliches Konzept über antike Geschichte zugrunde liegt, genauer gesagt beschäftigen sich FIREWIND mit den legendären Schlachten bei den Thermopylen und bei Salamis im Jahre 480 vor Christus. Um der Geschichte, die im Rahmen von „Immortals“ erzählt wird, gerecht zu werden, sind auf dem Cover der neuen Scheibe antike griechische Ruinen sowie ein Spartaner-Helm zu sehen. “Gustavo, ein Kerl aus Brasilien, mit dem wir schon sehr lange zusammenarbeiten, zeichnete für das Artwork verantwortlich. Er fertigte seit der „The Premonition“-Scheibe all unsere Cover an. Ich teilte ihm mit, um was es beim Albumkonzept geht und er kam dann irgendwann mit seinen Ideen an, was man aufs Cover packen könnte. Er malte diesen alten griechischen Tempel und all diese Symbole. Wir diskutierten viel über das Artwork, ich wollte definitiv einen griechischen Kriegerhelm auf dem Cover. Die Losung war, dass das Bild sehr antik und griechisch aussehen sollte. Ich denke, dass Gustavo großartige Arbeit geleistet hat!“

Das Cover ist dabei recht einfach, aber effektiv gehalten. „Ich wollte kein Gemälde, sondern einfach nur Symbole, die für bestimmte Komponenten des Konzepts stehen.“ Nach einem kurzen Intermezzo in den Vereinigten Staaten wohnt Gus mittlerweile wieder in seiner Heimatstadt Thessaloniki. “Drei Mitglieder von FIREWIND leben in Griechenland, der Sänger in Deutschland und unser Schlagzeuger Johan Nunez ist halb Belgier / halb Spanier und wohnt mittlerweile in Madrid, nachdem er aus Belgien dorthin gezogen ist. Wir sind mittlerweile seit fünf Jahren in dieser Besetzung tätig und unser Drummer spielt auch in meiner Soloband. Wir sind also mehr oder weniger immer zusammen, reisen gemeinsam in der Weltgeschichte rum. Bevor eine Tour beginnt, proben wir ein paar Tage davor, das war´s aber auch schon!“

Andere Perspektiven

Erneut schrieb Gus sämtliche Songs für das neue Album, insofern ist es gerechtfertigt zu sagen, dass er der Mastermind von FIREWIND ist. “In gewisser Hinsicht ist das tatsächlich meine Band, denn ich rief diese Gruppe damals, als ich 18 Jahre alt war, ins Leben. Das ist also mein „Baby“, ich baute alles von Anfang an auf. Und meine Mitmusiker wissen und respektieren das. Sie vertrauen mir, weil sie wissen, dass ich eine bestimmte Vision habe und diese verfolge. Ich liefere die Ideen, ich bin der Haupt-Songwriter. Trotzdem überlasse ich es meinen Mitstreitern, zur Musik ebenfalls etwas beizutragen, sie haben also auch ihren Input. FIREWIND sind eine Band, die im Wesentlich auch auf Freundschaft basiert. Wenn es diese Freundschaft untereinander nicht geben würde, hätten wir uns wohl schon lange aufgelöst. Jeder bringt hier seine Persönlichkeit mit ein. Wenn es jedoch einen „Führer“ dieser Gruppe gibt, dann wäre das klar ich, weil ich einen Großteil der Musik schreibe. Meine Mitmusiker vertrauen mir komplett und das klappt eigentlich alles sehr gut!“

Indes fürchtet Gus nicht wirklich, dass trotz seiner zahlreichen Engagements bei FIREWIND, Ozzy Osbourne sowie seinem Soloprojekt irgendwann mal seine kreative Quelle versiegt. Trotzdem hatte er vor vier Jahren das Gefühl, dass es vielleicht besser wäre, mit FIREWIND etwas langsamer zu treten, was er dann auch tat. „Das war die grundlegende Idee: Ich wollte nicht einfach so schnell wie möglich wieder eine Scheibe erschaffen. Ich wollte etwas Neues ausprobieren, wollte meine Songwriting-Fertigkeiten weiterentwickeln und mit anderen Leuten Musik machen: Deswegen initiierte ich meine Solo-Alben. Das war eine inspirierende Erfahrung, bei der ich alles auf einer anderen Ebene und aus einer anderen Perspektive heraus sehen konnte. Dies half mir wirklich, meinen Kopf freizubekommen und zu wissen, wie FIREWIND klingen und welche Richtung sie einschlagen sollten. Den meisten Menschen, die mich nur von außerhalb begleiten, kommt es so vor als ob ich niemals ruhen könnte, dass ich ständig irgendetwas anderes mache (was auch irgendwie wahr ist, haha!), aber für gewöhnlich nehme ich mir die Zeit, die ich brauche, um neue Musik zu schreiben. Ich sage nur dann etwas, wenn ich was zu sagen habe. Darüber hinaus bin ich ein überaus kreativer Mensch. Ich liebe es, Musik zu machen, dies ist ja auch mein Beruf, das mache ich wirklich jeden Tag. Es ist nur natürlich für mich, eine Gitarre zur Hand zu nehmen und Sachen zu spielen.“

Und solange die Endresultate so gut sind wie „Immortals“ braucht man das auch nicht zu kritisieren. „Danke, haha! Jeder Musiker versucht, ein besseres Album als das vorherige einzuspielen. Ich glaube nicht, dass es auch nur einen Musiker auf dieser Welt gibt, der das Gegenteil behauptet, der eine wirklich beschissene Scheibe erschaffen möchte. Jeder möchte ein besseres Album schreiben. Man experimentiert viel herum und manchmal klappt`s, manchmal aber auch nicht - so ist das nun mal! Man kann dies auch nicht verhindern, sondern nur weitermachen, andere Songs schreiben und es dieses Mal versuchen, ein besseres Ergebnis zu erzielen.“ Und wie gesagt gibt der kreative Output Gus recht, ist „Immortals“ doch sicherlich eines der besten FIREWIND-Alben überhaupt. „Dankeschön! An dieser Stelle möchte ich noch etwas klarstellen: Ich möchte jetzt nicht etwas so klischeeträchtiges sagen, das in nahezu jedem Interview zu hören ist, nämlich dass “dies unser bestes Album ist”! Die Leute, mit denen ich bis dato sprechen konnte, haben mir aber alle das gesagt was Du gerade meintest. Insofern glaube ich, dass wir etwas Gutes erschaffen haben…”

Abwarten und Tee trinken

Wenden wir uns abschließend einem weiteren Betätigungsfeld des begnadeten Gitarristen zu: Bei Ozzy Osbourne geht derzeit nicht allzu viel, ist der „Madman“ momentan doch mit seinen alten Weggefährten Black Sabbath auf deren Abschiedstour „The End“ unterwegs. “Ja, Du hast recht: Zur Zeit ist Ozzys Solokarriere auf Eis gelegt, weil er so sehr mit Black Sabbath beschäftigt ist. Wir warten darauf, bis sie aufhören zu spielen und danach wird Ozzy erstmal eine Pause einlegen, um darüber nachzudenken, was er später machen will. Wir müssen also einfach noch etwas Geduld haben, hehe!” In der Zwischenzeit dürfte es Gus mit FIREWIND und seinem Soloprojekt ja nicht allzu langweilig werden… „Ja, ich bin bis Ende des Jahres bereits ziemlich ausgebucht, ich habe so viel zu tun! Ich arbeite bereits an Songs für ein neues Soloalbum. Die Arbeit geht nie aus, das ist gut, das ist eine gesunde Sache! Es ist ebenso gut, nach fünf Jahren der Stille auch wieder mal etwas mit FIREWIND zu machen!“

Während Gus bei Letztgenannten sowie logischerweise bei seinem Soloprojekt sämtliche Fäden in den Händen hält, ist das bei Ozzy Osbourne nicht der Fall: “Wenn ich ehrlich bin, war ich dort bis dato noch nicht wirklich ins Songwriting eingebunden. Als ich mich Ozzy Osbourne anschloss und das Album „Scream“ mit ihm machte, waren bereits sämtliche Stücke mit Ausnahme der Gitarren-Parts geschrieben. Meine Arbeit war es dann, diese Parts zu erschaffen. Natürlich hatten sie schon einen Teil der Riffs und gewisse Strukturen, aber Soli fehlten beispielsweise komplett. Als ich ins Studio kam, ließen sie mir völlige Freiheit und meinten: „Du kannst an der Gitarre machen was Du willst, spiel was immer Dir gefällt, solange es Dir Spaß macht!“ 2010 schrieben wir, als wir gerade on the road waren, ein paar Songs zusammen, von denen wir einige Demos anfertigten, die nicht gerade über einen guten Sound verfügten. Dies ging solange bis zu jenem Zeitpunkt, als die Black Sabbath-Reunion die ganze Angelegenheit vorerst zum Erliegen brachte. Wir konnten gar nicht damit fortfahren, ein neues Album zu schreiben. Jetzt, sechs Jahre später, vermag ich mir nicht vorzustellen, wie es sein wird, wenn wir wieder zusammenkommen, um neue Songs zu erschaffen. Ozzy schreibt ja auch mit anderen Leuten Musik. Ich weiß nicht: Wir müssen einfach abwarten und Tee trinken…!“

Anfang 2017 werden FIREWIND wieder extensiv touren, was eine gelungene Abwechslung zur Arbeit im Studio darstellen dürfte. “Nun, ich glaube, dass man Beides braucht: Man kann nur extensiv touren, wenn man Material hat, das man live vorstellen kann und wenn man neue Songs hat, muss man auch zwangsläufig rausgehen, sie promoten und auf Bühnen zum Besten geben: Das eine bedingt das andere. Ich bin definitiv jemand, der es mag, live zu spielen, ich toure exzessiv und spiele viele Shows pro Jahr. Ich liebe es, meine Musik zu zocken!“


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