Line-Up: LIMP BIZKIT, VOLBEAT, THE PRODIGY, BULLET FOR MY VALENTINE, THE HIVES, THE OFFSPRING, PARKWAY DRIVE, ARCH ENEMY, KORPIKLAANI, DEAD CROSS, MANTAR u.v.m.
Besucher: ca. 24.000 pro Tag
Tickets: 3-Tagespass ca. € 185/ 2-Tagespass ca. € 145, jeweils inkl. Camping und Mülldepot. Für die nächste Ausgabe gibt es ein limitiertes Kontingent von Wildcard-Festivalpässen zum reduzierten Preis von ca. €135.
Rahmenprogramm
Neben der Bühne ist auf dem Greenfield Festival richtig viel los, was mit ein Grund sein dürfte, weshalb die Besucher auch bei einem etwas schwächeren Line-Up in Scharen auf den Flugplatz in Interlaken strömen. Der weiter ausgebaute Mittelaltermarkt liefert in diesem Jahr noch mehr Unterhaltung mit Axtwerfen, Schaukämpfen und am Spieß drehenden Spanferkeln. Die Hauptsponsoren lassen sich nicht lumpen und verteilen unermüdlich Zweifel-Chips, Ovomaltine-Produkte und Aldi-Sonnenbrillen. Sobald die Sonne rausschaut steht auch das Nivea Team im Einsatz und schützt das Partyvolk vor der sengenden Sonne. Wer noch einigermaßen bei Sinnen ist, kann sich das Kleinhirn in einer wilden Kirmes-Schaukel durchschütteln lassen und im Anschluss völlig vernebelt in der Wedding-Chapel im Rockstar-Block heiraten. Wer das dann gleich wieder bereut, oder andere Sorgen hat, kann in der Metalchurch Rat vom interkonfessionellen Team um den reformierten Pfarrer Samuel Hug holen. Alleine an den ersten beiden Festivaltagen fanden über 100 ernsthafte Konsultationen statt - eine Festival-Seelsorge scheint also durchaus gefragt. Wer sich sportlich betätigen möchte, kann dies in einer extra dafür eingerichteten Skater-Zone tun, in der auch Schutzausrüstung verliehen wird. Die Einnahmen gehen zugunsten des Vereins Skatepark Bödeli, welcher sich um den Bau einer Roll- und Begegnungszone in der Region kümmert. Die Greenfield Foundation ist natürlich auch wieder präsent und sammelt für die Nachwuchsförderung Pfandbecher ein. Erstmals verlieh sie in diesem Jahr auch den mit 15‘000 Schweizer Franken dotierten Bandförderpreis. Gewinner sind Cellar Darling mit den ehemaligen Eluveitie-Mitgliedern Anna Murphy, Ivo Henzi und Merlin Suter. Nächstes Jahr kann die Foundation einen zusätzlichen Van stellen, der den Nachwuchsbands kostenlos für Konzerte und Tourneen zur Verfügung gestellt wird. Auch für die Bands wurde hinter den Kulissen das Angebot erweitert. Erstmals gibt es die Möglichkeit, sich tätowieren zu lassen. Die Broilers haben sich nicht zweimal bitten lassen und die Gelegenheit beim Schopf gepackt. Auf den Knöcheln aller Bandmitglieder strahlt nun ein echter Schweizer Käse.
Die Stimmungsmacher
Viele Leute zieht es am Donnerstagnachmittag bereits zur frühen Stunde vor die Bühne um die Polit-Punker ANTI-FLAG aus den USA zu feiern. Diese liefern eine tolle Show ab und lassen den Stimmungsbarometer fühlbar ansteigen. Der Frontmann von THE HIVES ist nicht zu Unrecht zu einem der 50 besten Frontmänner gekürt worden - hier geht’s von Anfang an steil. Nicht nur die als Ninjas verkleideten Stagehands, die permanent über die Bühne rennen um das Kabelchaos neu zu entwirren, kommen da ins Schwitzen. Klarer Favorit in der Setlist ist `Walk, Idiot Walk`. PARKWAY DRIVE liefern eine der besten Show des Festivals. Die massive Pyroshow und das in einer Art Hamsterrad eingespannte, drehbare Schlagzeug sind echte Hingucker. Die Australier hinterlassen einen bleibenden Eindruck beim Publikum, was man von den Headlinern nicht behaupten kann. DRITTE WAHL wird vom Publikum richtig abgefeiert. Es wird fleißig mitgesungen und selbst Minuten nach Ende der Show sind noch Fan-Chöre zu hören. Die BACKYARD BABIES spielen am Samstag zum Tagesstart auf, da sie danach gleich zum Sweden Rock weiterreisen, wo sie am Abend einen weiteren Auftritt haben. Die Schweden bieten die perfekte Show um die Lebensgeister zu wecken. KORPIKLAANI genießen Vorschusslorbeeren. Das partyfreudige Publikum ist ihnen hörig. Die Band nutzt die geniale Ausgangslage allerdings zur teilweise. Viele der neueren Songs wirken etwas lahm und die alten Klassiker hat man wohl länger nicht geübt und so fällt ‚Vodka‘ stellenweise richtig auseinander. DOG EAT DOG lassen die 90er aufleben und wer die Band schon längst totgesagt hat, muss feststellen, dass John „JC“ Connor, Roger Haemmerli, Dave Neabore, Brandon Finley und Daniel Mallmann noch immer taufrisch sind.
Abrisskommando
Das wirkungsvoll in Szene gesetzte Backdrop lässt das Publikum erahnen, dass es zum Start in den Freitag so richtig eins auf die Fresse gibt - MINDCOLLISION kennen keine Kompromisse. ARCH ENEMY lassen für einen Moment vergessen, dass waschechte Metalbands im diesjährigen Line-Up untervertreten sind,. Sie liefern das volle Gitarrenbrett und bringen mit ihrer energiegeladenen Show so manche Köpfe zum Kreisen. Ähnlich viel Schlagkraft haben da einzig BULLET FOR MY VALENTINE. Wie bei den Schweden formiert sich auch bei ihrem Auftritt ein beachtlicher Moshpit.
Sympathieträger
SHINEDOWN glänzen mit einem sympathischen und blitzsauberen Auftritt. Die Band wirkt sehr bodenständig. Sänger Brent Smith kraxelt gar von der Bühne und schüttelt den Fotografen und Securities im Graben die Hand, um damit gegenseitigen Respekt zu propagieren. Die Hardcore Punk-Supergroup DEAD CROSS mit Faith No More-Frontmann Mike Patton am Mikrofon sind das erste Mal auf großer Festivaltour. Erst 2017 haben sie ihr erstes Album veröffentlicht und sie live zu sehen ist schon etwas Besonderes. Die Jungs haben auf jeden Fall Spaß bei ihrem Auftritt und man merkt, dass sie DEAD CROSS als ungezwungenes Projekt sehen. So hätte man ihnen etwas mehr interessierte Zuhörer gewünscht – die Konkurrenz mit PARKWAY DRIVE auf Mainstage ist zu Groß. Das Musikprojekt ZEAL & ARDOR um den in Basel wohnhaften Amerikaschweizers Manuel Gagneux gehört zu den großen Aufsteigern der Schweizer Metalszene. Als sie als letzte Band des Festivals die Eiger Stage betreten, ist der Publikumsaufmarsch noch überschaubar. Der Auftritt entwickelt sich allerdings innert Kürze zu einem würdigen Schlussbouquet. Die Anwesenden lassen sich von der unkonventionellen Mischung aus eindringlichen Gospel-Gesängen, Black Metal-Elementen und teils treibenden Beats gefangen nehmen und spenden der Truppe enthusiastischen Applaus. Der schüchtern wirkende Frontmann scheint wirklich gerührt vom tollen Feedback aus dem Publikum.
Die Headliner
Der Auftakt gelingt LIMP BIZKIT ausgezeichnet. Auf musikalischer Ebene ist die Luft allerdings sehr schnell draußen. Fred Durst kümmert sich derzeit lieber um andere Dinge – er genießt ein Bad in der Menge und flirtet mit dem Publikum. Zudem lässt er einen crowdsurfenden Rollstuhlfahrer durch die Securities auf die Bühne hieven, damit er den Rest der Show vom Bühnenrand verfolgen kann. Es folgen ein ausgedehntes Medley, unnötiges Gequatsche und viel zu lange Intros. Die in die Länge gezogene Show endet nach mageren 65 Minuten.
Setlist:
(Ministry cover) (short version)
(George Michael cover)
(Nirvana cover) (until first chorus)
(until second chorus)
Von THE PRODIGY gibt es nicht viel Neues zu berichten. Die Show ist dieselbe wie 2016, auch die Setlist ist abgesehen von der Songreihenfolge identisch. Keith Flint wirkt beleibter als auch schon und wirkt dadurch weniger agil. Die vielen Pausen und der atemloser „Gesang“ sorgen dafür, dass man sich frühzeitig auf den Weg in eines der Partyzelte macht, um dort bei gutem Sound noch weiter zu feiern.
Setlist:
THE OFFSPRING waren vergangenes Jahr so grausam schlecht, dass sich die meisten gefragt haben, wie man diese Band nochmal auftreten lassen kann. Mit derart niederen Erwartungen wird man nun aber mehr als positiv überrascht - die gesangliche Darbietung, das Tempo der Show sowie die Songauswahl waren klar besser als 2017 und das wurde zurecht begeistert im strömendem Regen gefeiert.
Pleiten, Pech und Pannen
'Augen auf, ich komme' - kaum einer ist wohl an dem Song vorbeigekommen. Auch wenn sie eine treue Fangemeinde vor der Bühne begrüßen dürfen, verpasst man nichts, wenn der Rest an einem vorbeigegangen ist. Die Show ist musikalisch und soundtechnisch auf einem tiefen Niveau. Nach satten drei Stunden Wartezeit im Flieger, mussten KADAVAR die Maschine in Berlin wieder verlassen. Die Berner von SCREAM YOUR NAME, die bereits einige Male am Greenfield zu Gast waren, haben mit massiven technischen Problemen zu kämpfen - immer wieder steigt das Mikrofon oder gar der komplette Sound aus, weshalb vor allem der Sänger in der Folge mit der Intonation zu kämpfen hat. Schade um einen der letzten Auftritte vor der angekündigten, längeren Bandpause. EISBRECHER sind zwar musikalisch fehlerlos, aber Sänger Alexx trägt mit seinen teils unpassenden Sprüchen nicht gerade dazu bei, einen sympathischen Eindruck zu hinterlassen.
Das Greenfield Festival 2018 endet mit dem inzwischen fixen Ritual - der Verbrennung der Burning Hand, einer Pommes-Gabel aus Holz. Das 2019 kann kommen – ab November werden die ersten Bands veröffentlicht.