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SC 17

Doch vielleicht tut ein Jahr Auszeit ja auch mal gut, um die für die Organisation eines solchen Festivals nötige Kraft und Energie wieder aufzutanken. Apropos Organisation: Die ist anno 2017 wieder hervorragend gelungen! Denn außer guter bis herausragender Musik bei durchgehend gutem Sound gibt’s eine coole Location, eine anständige kulinarische Auswahl sowie prompte Bedienungen selbst zu gewissen Stoßzeiten, in denen der blonde Gerstensaft wie Wasser fließt.

Donnerstag:

Während man 2016 den sogenannten Warm-Up-Tag noch in einen kleinen Club in der Nähe verlegt hatte, hat man aus dem damit verbundenen erheblichen logistischen Aufwand seine Lehren gezogen und lässt dieses Jahr einfach alles kurzerhand in der O'schnitt Halle in Wurz über die Bühne gehen. Nicht zuletzt auch aufgrund des sehr bescheidenen, verregneten Wetters können sich so einige Fans nicht dazu überwinden, schon am Donnerstag beim Stormcrusher aufzukreuzen. Wenngleich bereits einige Leutchen da sind, sollten erst im Laufe des Wochenendes die Besucherzahlen nach oben schnellen. Den Bayern von REAPER´S REVENGE macht das überhaupt nichts aus, zu sehr überwiegt die Freude daran, den Startschuss für eine Veranstaltung der größeren Sorte geben zu können. Vor drei Jahren haben die Süddeutschen mit dem Longplayer „Wall Of Fear And Darkness“ erst ihren Einstand feiern können. Geboten wird melodischer Heavy Metal, der nicht wirklich originell daherkommt. Als Einstimmung ist das Ganze recht nett, mehr aber auch nicht.

FATAL EMBRACE haben dagegen ein paar Jährchen mehr Bandgeschichte auf dem Buckel: Die Berliner um Szene-Urgestein und Sänger Dirk „Heiländer“ Heiland sind seit mehr als zwei Jahrzehnten eine feste Bank für altehrwürdigen, traditionellen Thrash Metal. Dieser wird natürlich auch beim Stormcrusher geboten, wobei sich neben alten Stücken auch Songs neueren Datums vom letzten Album „Slaughter To Survive“ in der Setlist wiederfinden.

DARKFALL sind dann die erste Band, die musikalisch etwas aus dem Rahmen fällt, zocken die Österreicher doch eine reichlich unspektakuläre Mischung aus Melodic Death und Thrash Metal. Der Eindruck, den die bisherigen Veröffentlichungen nebst dem jüngst erschienen Zweitwerk „At The End Of Times“ vermittelten, wird im Rahmen des Auftritts leider bestätigt: Die fünf Grazer zocken tausendfach gehörten Extrem-Metal, der nicht wirklich zu begeistern vermag.

Das sieht dann bei DELIRIUM TREMENS wieder ganz anders aus. Die Bamberger kündigten bereits im Vorfeld an, dass es sich beim Stormcrusher-Auftritt um den letzten Gig nach über zwanzig Jahren Bandgeschichte handeln würde. Und die Jungs um den charismatischen Fronter Rowdy Mütze Piper lassen nichts anbrennen und liefern einmal mehr ein deftiges Thrash-Feuerwerk ab, das von einigen Spurenelementen aus dem Rock N' Roll garniert wird. Geboten wird, was sollte man auch anders erwarten, ein munterer Streifzug durch die Historie der Formation respektive deren drei Longplayer sowie der „Drink, Kill, Fuck, Die – The Rock N' Roll“-EP. DELIRIUM TREMENS waren eine der ersten Formationen damals Ende der 90er, die dem altehrwürdigen Thrash Metal neues Leben einzuhauchen verstanden und dafür gebührt ihnen heute noch Respekt – R.I.P.!

Der Übergang von deftigem Teutonen-Thrash zu WUCAN könnte krasser kaum sein. Die hierzulande ziemlich hochgelobten Jungs um Front-Fräulein Francis Tobolsky zocken jedoch auch beim Stormcrusher unbeirrbar ihren „Kräuterrock“, der Einflüsse (natürlich) aus dem Krautrock à la Lucifer's Friend, Frumpy oder Kin Ping Meh bis hinüber zu Jethro Tull bezieht. Letztgenannte Referenz rührt natürlich von der Tatsache her, dass auch Francis dann und wann mal zur Querflöte greift. Über das Charisma und das Können eines Ian Anderson verfügt Frau Tobolsky aber noch lange nicht. Und auch der Frumpy-Vergleich hinkt, ist Inga Rumpf doch eine begnadete Ausnahmesängerin, gegen die die Vocals der WUCAN-Dame wie ein laues Lüftchen wirken. 70er-Rock-Fans wippen andächtig im Takt mit, überzeugend ist das alles aber nicht wirklich, in dieser Sparte gibt's gegenwärtig weitaus bessere Acts und in jedem Fall sind die alten Helden im direkten Vergleich einfach unschlagbar!

Den geneigten Extrem Metal-Fan müssen dann die tschechischen Helden von TÖRR wieder gehörig wachrütteln. Und das schaffen die Osteuropäer mit einer ausgewogenen Mischung aus alten wie neuen Songs ganz gut! TÖRR gehen ziemlich derb zu Werke, wirken jedoch spielerisch kompetent und aufeinander eingespielt. Wenn dann noch Stücke von den ersten Klassiker-Alben „Armageddon“ oder „Institut Klinické Smrti“ erklingen, gibt’s im Lager der Die-Hard-Bangers vor Ort eh kein Halten mehr. TÖRR werden ihrem Status als Headliner des Warm-Up-Abends jedenfalls mehr als gerecht und zählen zu den frühen Höhepunkten des diesjährigen Stormcrusher-Festivals!

Freitag:

GRAND MASSIVE haben die Ehre, den Reigen des ersten „richtigen“ Festivaltages zu eröffnen: Dabei stehen die fünf Bajuwaren eher für die rockige Seite des „Stormcrushers“, richtig metallisch wird’s dann erst bei der Nachfolgeband. Trotzdem ziehen sich die Süddeutschen mit gediegenem Stoner Rock jedoch achtbar aus der Affäre.

IRON CURTAIN zocken dann wildesten Edelstahl, der überwiegend im Bereich Speed Metal zuhause ist, aber andererseits auch gerne mal in Richtung Heavy oder gar Thrash Metal lugt. Die Spanier sind nach drei feinen Scheiben schon so was wie eine Underground-Institution und auch an diesem Tag werden sie ihrem guten Ruf gerecht. Die Iberer präsentieren sich ungemein spielfreudig und sorgen bei dem einen oder anderen Fan bereits jetzt schon für erhebliche Nackenschmerzen.

WARPATH waren mit ihrem groovigen, gelegentlich in Hardcore-Fahrwassern wildernden Thrash Metal nie so richtig adäquates Futter für Traditionalisten und auch das unlängst veröffentlichte Album „Bullets For A Desert Session“ wurde keineswegs ein unverzichtbarer Überhammer. Die vier Hamburger liefern dennoch eine schweißtreibende, annehmbare Show ab, die Fans der Nordlichter sicherlich durchaus zusagen dürfte.

Etwas Irritation tritt anfänglich angesichts der nächsten Band im Programm auf: Bei den GRAVEYARD hier handelt es sich mitnichten um die gleichnamigen Schweden, sondern um die Todesblei-verrückten Spanier. Die können nunmehr auch schon aus einem Fundus von drei Longplayern sowie unzähligen Splits schöpfen und dort bedient man sich an diesem Abend auch reichlich. Da Death Metal beim diesjährigen Stormcrusher eh nicht gerade überrepräsentiert ist (außer GRAVEYARD zocken noch am nächsten Tag SULPHUR AEON), nehmen die anwesenden Fans das durchaus wohlwollend auf und feiern die Iberer standesgemäß ab. Die bedanken sich auf ihre Weise mit einer düster-aggressiven Show, die keine Wünsche offen lässt.

Danach folgt dann gleich wieder Kontrastprogramm: Auch wenn Gerrit P. Mutz gerne vereinzelt auch mal Todesblei-artige Growls ausstößt, ist die Musik SACRED STEELs doch eindeutig eher in der traditionellen Schnittmenge zwischen Speed, Power und Heavy Metal zuhause. Die Schwaben sind eine Institution in der Szene und werden ihrem Ruf als aufputschende Live-Band gerecht. Stücke vom neuen Album „Heavy Metal Sacrifice“, das letztes Jahr auf die Menschheit losgelassen wurde, bestehen dabei neben Klassikern der Marke 'Wargods Of Metal' vom gleichnamigen Zweitwerk der Jungs aus Ludwigsburg. Natürlich scheiden sich speziell am Gesang von Gerrit die Geister, aber zumindest vermag man seine charakteristische Stimme aus tausenden anderen zweifelsohne herauszuhören.

Mit viel Spannung wird dann der Auftritt von ROBERT PEHRSSON´S HUMBUCKER erwartet, die am Freitag für die obligatorische Rock-Dröhnung verantwortlich zeichnen. Die Formation gruppiert sich dabei bekanntlich um den genannten Herrn Pehrsson, der als Szeneveteran bereits bei Gruppen wie unter anderem Death Breath, Runemagick, Imperial State Electric, Slingblade oder Dagger agierte. Die Schweden legen eine engagierte Performance hin, die jedoch nicht darüber hinwegtäuscht, dass man diese oder jene Melodie respektive diverse Riffs so oder so ähnlich schon mal woanders gehört hat.

Allzu viel Neues bieten ROBERT PEHRSSON´S HUMBUCKER leider nicht. Die Jungs zocken auch zweistimmige Gitarrenlinien im schönsten Thin Lizzy-Stil, wobei nicht nur diese Parallele Erinnerungen an die Landesvettern von Dead Lord weckt. Einziger Unterschied ist nur, dass der Stil von Hakim Krim & Co. im Laufe der Jahre stetig reifen konnte und auch das Songwriting immer ausgefeilter wurde. ROBERT PEHRSSON´S HUMBUCKER stehen mit ihrem Material dagegen eher in der zweiten Reihe. Das ist nett anzuhören, aber letzten Endes nicht besonders aufregend.

Der Name MINDLESS SINNER war bis vor Kurzem ausschließlich beinharten Szene-Insidern ein Begriff. Erst als Heavy Forces Records respektive Eat Metal Records die erste EP „Master Of Evil“ von 1983 sowie das Debütalbum „Turn On The Power“ neu auflegten, hat sich das Interesse an den Schweden etwas gesteigert. Mit „The New Messiah“ legten die Skandinavier im Zuge der erwähnten Wiederveröffentlichungen 2015 auch noch eine neue Studioscheibe vor. Nun also stehen MINDLESS SINNER auf der Bühne des Stormcrusher und überzeugen mit traditionellem Heavy Metal, der zwar nicht sonderlich originell, aber durchaus solide inszeniert daherkommt. Cool auch zu sehen, dass die Band in der Besetzung ihres Debüts „Turn On The Power“ auftritt, insofern kommt diese Reunion zumindest glaubhaft rüber.

Für viele Fans sind an diesem Freitagabend indes SATAN die eigentlichen Headliner. Einmal mehr tritt die NWOBHM-Legende in der kultigen „Court In The Act“-Besetzung an, um eine erlesene Auswahl an alten Hits unters Volk zu pfeffern. Doch auch Stücke neueren Datums wie beispielsweise 'Ruination' oder 'The Devil's Infantry' vom aktuellen Album „Atom By Atom“ finden ihren Weg in die Setlist der Briten. Richtig überschwappen tut die Stimmung dann allerings erst bei frühen Klassikern der Marke 'Break Free' oder 'Oppression'. Die beiden Gitarristen Steve Ramsey und Russ Tippins beweisen einmal mehr ihre absolute Extraklasse und dudeln sich gegenseitig mit zweistimmigen Gitarrenlinien und ausgefeilten Soli ins Elysium. Über all dem thront der charismatische Gesang von Brian Ross, der es sich nicht nehmen lässt, nach Rufen der Anhängerschaft nach 'Pull The Trigger' zwischendurch zu erklären, warum SATAN keine Blitzkrieg-Songs und umgekehrt spielen. Treffend auch die Bemerkung, dass so einige der anwesenden Damen und Herren vor der Bühne noch gar nicht auf der Welt waren, als dieses oder jenes Stück geschrieben wurde. SATAN werden ihrem Status als Co-Headliner auf jeden Fall mehr als gerecht und hätten auch leicht und locker den Abend abschließen können!

Das tun stattdessen dann TOXIK: Die Amis schmettern ihre technisch versiert dargebotenen Songs ins Volk und so mancher Musiker unter den Zuschauern steht mit offenem Munde vor der Bühne. Der direkte Unterschied zu den Vorgängern SATAN ist (neben dem unterschiedlichen Musikstil) der, dass die Briten auch noch starke, mitreißende Songs im Repertoire hatten. Bei TOXIK läuft alles irgendwie auf monotones Technikgefrickel hinaus, dem Herz und Seele komplett fehlen. So wirkt das Ganze zwar durchaus wie eine beeindruckende Demonstration von Können, letzten Endes bleibt da jedoch beim Publikum nicht allzu viel hängen. Wer nicht gerade auf komplexere Mucke steht, wird mit TOXIK enttäuscht. Einige Techno-Thrash/Speed-Aficionados haben jedoch trotzdem durchaus ihren Narren an den New Yorkern gefressen. Letzten Endes läuft alles auf einen soliden Auftritt hinaus – nicht mehr, aber auch nicht weniger!

Samstag:

Die Befürchtung, MALOKARPATAN müssten angesichts der unchristlich frühen Spielzeit von 13 Uhr vor fast leerem Haus auftreten, bewahrheitet sich zum Glück nicht: So einige Banger recken zu den Klängen der Slowaken bereits die Faust in die Höhe und lassen ihre Matte kreisen. Die Osteuropäer überzeugen mit einer okkult-exotisch anmutenden Musik, die sich scheinbar vor allen Dingen von alten Tschechoslowakei-Größen der Marke Root oder Master's Hammer nachhaltig beeinflussen ließ. Auch vom demnächst bald erscheinenden, superben Zweitwerk „Nordkarpatenland“ zocken MALOKARPATAN das eine oder andere Stück. Die Jungs sind so dermaßen drin in diesem Auftritt, dass Sänger Temnohor noch einen Song ankündigt, ohne bedacht zu haben, dass die Spielzeit schon längst abgelaufen bzw. gar überzogen ist. Grinsend verabschieden sich die Slowaken dann, ohne dieses Stück gezockt zu haben, jedoch wohlwissend, das eine oder andere Fanherz an diesem Tag im Sturm erobert zu haben.

VULTURE trifft man derzeit irgendwie auf nahezu jedem traditionellen Metal-Festival an: Kein Wunder, schlug doch das über High Roller unters Volk gebrachte Debüt „The Guillotine“ in der Szene ein wie eine Bombe. Doch bereits davor waren die Speed / Thrasher mit einigen Vorschusslorbeeren bedacht. Zunächst denkt man auch, VULTURE würden das Stormcrusher im Sturm erobern und irgendwie bewahrheitet sich das dann schon irgendwie: Fäuste fliegen, Schädel bangen im Takt, die Band erntet lautstarken Applaus. Doch irgendwie will der Funken auf den Rezensenten nebst Anhang nicht wirklich überspringen. Das Ganze ist gut in Szene gesetzt und sauber gespielt, keine Frage: Aber es fehlt schlichtweg die nötige Prise Wahnsinn und Dreck, um daraus etwas wahrhaft Authentisches zu machen. So klingt das Ganze irgendwie eher wie aufgewärmter Kaffee aus den 80ern: Die Musik passt, die Klamotten auch, aber Herz und Seele hat das nicht wirklich.

Ähnliches lässt sich über die darauf folgenden SEPTAGON berichten, abgesehen davon, dass das Quintett um Atlantean Kodex-Sänger Markus Becker von Haus aus nicht so roh und 80er-getreu auftritt wie VULTURE. Zwar operiert man schon irgendwo zwischen Speed-, Thrash- und Power Metal, jedoch gehen SEPTAGON weitaus melodischer zu Werke. Bei einem Teil des Publikums kommt das auch recht gut an, letzten Endes hat das Ganze jedoch nicht wirklich hohes Potential oder immensen Wiedererkennungswert.

Allzu originell ist die Mucke der LIZZIES auch nicht wirklich, aber wie würde ein sattsam bekannter Poptitan aus dem hohen Norden sagen: “Das Gesamtpaket stimmt!” Die drei blutjungen Spanierinnen nebst Live-Schlagzeuger überzeugen mit Esprit und Leidenschaft. Da fällt es auch nicht allzu schwer ins Gewicht, dass die LIZZIES streng genommen eigentlich nichts wirklich Neues machen: Man nehme etwas Girlpower der Marke Runaways, Girlschool oder Rock Goddess, kreuze dies mit 80er-Hardrock sowie melodischerer NWOBHM à la Def Leppard, Tokyo Blade oder Praying Mantis und fertig ist das neue Fräuleinwunder aus Madrid! Gitarristin Patricia Strutter und Bassistin Motorcycle Marina agieren cool-lässig, während Frontdame Elena Zodiac wie ein Derwisch über die Bühne fegt und sämtliche 80er-Posing-Moves leicht und locker aus dem Ärmel ihrer weißen Lederjacke schüttelt. Überhaupt sieht Elena wie die fleischgewordene Inkarnation einer 80er-Metalbraut dar, Erinnerungen an Bands wie Warlock oder Plattform werden unweigerlich wach.

Die LIZZIES machen an diesem Nachmittag jedenfalls mächtig Laune und stimmen hervorragend auf ARGUS ein, deren Musik schwermütiger, bedächtiger und ernster daherkommt. Dennoch zelebrieren die Amis ihren Sound auf inbrünstige Art und Weise. Insbesondere Bassist Justin Campbell hat scheinbar Hummeln im Hintern und fegt über die Bühne wie ein Derwisch. Erst wenige Tage vor dem Stormcrusher brachte das Quintett das superbe neue Album „From Fields Of Fire“ heraus, was zum Anlass genommen wird, davon das eine oder andere Stück zu zocken. Ansonsten begeistern ARGUS mit epischem Heavy/Doom Metal, der sehr vom charakteristischen Gesang von Butch Balich geprägt ist.

Absoluter Kontrast dann wieder bei SULPHUR AEON, die einmal mehr ihren düsteren Todesblei zum Besten geben. Die Jungs aus Nordrhein-Westfalen haben sich mittlerweile als feste wie ernstzunehmende Größe im Underground etabliert und stellen dies mit einem guten Auftritt unter Beweis, dem insbesondere in technischer Hinsicht nichts mehr hinzuzufügen ist.

Nicht wenige der Anwesenden fiebern dem Auftritt von HIGH SPIRITS entgegen, die einmal mehr eine engagierte, gut inszenierte Performance ablieferten. Leider will beim Schreiberling der Funke jedoch nicht so überspringen, wirkt die Musik der Amis streckenweise doch viel zu vorhersehbar. Ein großes Problem bei den Bands von Mastermind Chris Black ist die Tatsache, dass eine genaue Abgrenzung nicht immer möglich ist. Klar, HIGH SPIRITS stehen eher für die hart rockende, NWOBHM-beeinflusste Seite seiner Persönlichkeit. Aber letzten Endes ist das was da geboten wird alles nichts Neues. Zudem lässt die Stimme des Herrn Black an diesem Abend eindeutig Charisma wie Ausdrucksstärke vermissen.

Trotzdem stellt der Gig aber eine gute Einstimmung auf eines der Highlights des diesjährigen Stormcrusher-Festivals dar: OLIVER/DAWSON SAXON versetzen die Anwesenden direkt in die glorreichen Zeiten der NWOBHM und erinnern so manchen an selige Jugendtage. Gitarrist Graham Oliver und Bassist Steve „Doobie“ Dawson gehören zur Gründungsbesetzung der Heavy-Legende und schmettern zusammen mit ihren Mitstreitern ein mehr als gelungenes Potpourri an alten SAXON-Hits ins frenetisch abfeiernde Publikum. Egal ob '747 (Strangers In The Night)', 'Princess Of The Night', 'Strong Arm Of The Law' oder die Hymne 'Denim And Leather': Die Gruppe präsentiert sich als eingespielte Einheit und lässt auch die nötige Portion Spielfreude nicht missen. Das Epos 'Crusader' ist dann ein weiterer Höhepunkt in einer an Höhepunkten ohnehin schon nicht armen Setlist. Zum Schluss gibt's natürlich dann noch standesgemäß 'Motorcycle Man' und 'Wheels Of Steel'. Wer dachte, dass die alten SAXON-Klassiker ohne Biff Byford am Gesang nicht möglich seien, wird hier eines Besseren belehrt: Der sympathische Bri Shaughnessy erweist sich als mindestens gleichwertiger Ersatz. Fazit: Eine verdammt starke Vorstellung und eine wahre Freude, diesen furiosen Ritt durch ein Stück Metal-Historie noch einmal von zwei Original-Mitgliedern dargeboten zu bekommen!

OLIVER/DAWSON SAXON legen die Messlatte für die darauffolgenden Bands dabei so hoch, dass die TYGERS OF PAN TANG dem dann auch gar nicht mehr gerecht werden können. Während bei den Vorgängern noch Herzblut und viel Feuer auf der Bühne entfacht wurde, kommt einem bei der NWOBHM-Legende um Originalmitglied Robb Weir an der Gitarre alles so vor als sei das nur auf Sparflamme gekocht. Die „neuen“ Mitstreiter des alten Sechssaiter-Recken versuchen ihr Bestes und auch die Songauswahl konzentriert sich glücklicherweise nicht nur auf das aktuelle, selbstbetitelte Album. Trotzdem hat der Schreiberling die Band in der Vergangenheit auch schon mal viel besser gesehen: 1999 auf dem Wacken Open Air beispielsweise, als neben Weir auch noch ein gewisser Jess Cox am Gesang agierte. Vielleicht wäre es besser gewesen, die TYGERS vor OLIVER/DAWSON SAXON spielen zu lassen? – Egal, eine solide Performance gelingt den Briten allen Unkenrufen zum Trotz ja doch noch.

Und dann war es endlich an der Zeit für „Finest Canadian Metal“: Dass sich die in der Originalbesetzung angetretenen EXCITER an dem Abend in erster Linie auf die ersten drei Platten konzentrieren würden, war vorauszusehen gewesen. Seltene Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel, so auch hier: Beispielsweise zocken die Nordamerikaner an diesem Abend auch noch 'Rain Of Terror' vom 1992er Sechstwerk „Kill After Kill“. Ansonsten gibt’s (fast) alles, was das Fan-Herz begehrt: 'I Am The Beast' eröffnet den Reigen, und spätestens bei Klassikern wie 'Iron Dogs', 'Violence & Force', 'Cry Of The Banshee', 'Evil Sinner', 'Long Live The Loud', 'Stand Up And Fight', 'Rising Of The Dead' oder natürlich 'Heavy Metal Maniac' gibt's kein Halten mehr. Bassist Allan Johnsson spielt den coolen Counterpart zum heißblütigen John Ricci an der Gitarre, der sich beständig in alle erdenklichen Posen schwingt, um seinen Emotionen auch visuellen Ausdruck zu verleihen. Höhepunkt für den Mann an der Sechssaiter-Axt dann das kurze „Solo“, das natürlich nichts für Filigrankunst liebende Weicheier ist. Über allem thront (im wahrsten Sinne des Wortes) auf seinem Drum-Riser Schlagzeug-Urvieh Dan Beehler, der selbstverständlich nach wie vor gleichzeitig auch noch singt. Kritische Stimmen lassen verlauten, dass Dans Vocals gegen Ende des Sets etwas zu wünschen übrig lassen, allerdings kümmert dies die beinharten Fans einen feuchten Kehricht, die EXCITER abfeiern als gebe es kein Morgen mehr. Neben jungen Heavy Metal Maniacs findet sich im Publikum auch der eine oder andere, der das Trio bereits 1985 im Rahmen seiner ersten Europatournee im Vorprogramm von Accept sah. Insofern trifft hier jugendlicher Eifer und gediegene Nostalgie aufeinander: Macht nichts, gefeiert und gebangt wird gemeinsam und das ohne Rücksicht auf Verluste! Sichtlich zufrieden verlassen die Kanadier die Bühne und das ausgelaugte Publikum. Ein denkwürdiger Abend fürwahr und der perfekte Abschluss eines einmal mehr rundum gelungenen Festivals! Wir sehen uns 2019 wieder!!!