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Line-Up:

Hemesath
Nox Interna

Erdling

Vlad In Tears

Aeverium

Ost+Front

Crematory

Moonspell

 

Festivaltag 2 startet dann ungefähr so wie der erste Tag endete: Trotz der Uhrzeit gut gelaunt, bei trübem Wetter (und der Prognose "besser wird´s nicht mehr") und mit guter Musik - was uns zum Opener bringt, denn das Beckumer Quintett HEMESATH rocken den sich stetig füllenden Burghof direkt ordentlich, was seinen Teil dazu beiträgt die Reste von Schlaf abzuschütteln.

Ein kurzer Überblick des Publikums läßt kurioserweise bereits zu diesem Zeitpunkt eine interessante Beobachtung zu: Der Anteil des "Szenevolks" ist deutlich größer als am Vortag, während die Gesamtbesucherzahl im Schnitt niedriger scheint - eine Tatsache, die wohl der medialen Präsenz des DARK TENOR vom Vortag geschuldet sein dürfte.

Nach HEMESATH steht dann mit NOX INTERNA einer der ersten Festivalhöhepunkte an.
Die Berliner Gothicrocker liefern dabei eine beeindruckende Show, die auf der größeren Bühne des Castle Rock nochmal eine Kante besser wirkt als in ihrer ohnehin überzeugenden Clubtour.
Neben dem hervorstechenden Äußeren der Musiker, irgendwo zwischen frühem Goth, Punk und Wave, gibt es eine Menge Feuer, eine ansprechende Bühnendeko, Krallenhandschuhe á Edward mit den Scherenhänden und und und...
Aber auch die Musik kommt nicht zu kurz, denn NOX INTERNA liefern mit Songs wie 'Seeds of Disdain',
'Tomorrow Never Knows' oder dem abschließenden Cover von 'Entres dos tierras' das volle Brett an eingängigen, düsteren Rocknummern mit Mitsingfaktor. Ganz großes Kino von einer Band, von der man in Zukunft sicher noch hören wird.

Optisch weniger extravagant geht es mit ERDLING weiter, einer Band, die sich aus Ex-Mitgliedern von Stahlmann/Sündenklang rekrutiert und bei denen dementsprechend NDH auf dem Programm steht.
Auch wenn ERDLING das schwere Los erwischt haben sich nach dem effektvollen Gig von NOX INTERNA wirklich hervorzutun, gibt es einen soliden Auftritt mit bodenständigen, druckvollen Songs aus den beiden Alben "Aus den Tiefen" und "Supernova", die auch live nichts von ihrem Ohrwurmcharakter vermissen lassen. Nummern wie 'Absolutus Rex' , 'Angst' oder das sehr emotionale 'Frei wieder Wind' beweisen dabei auch die deutliche Weiterentwicklung in punkto Lyrics und Routine seit dem Debütalbum. Konzeptionell und stilistisch wären die ERDLINGe wohl vor NOX INTERNA besser aufgehoben gewesen und hätten dabei vermutlich einen bleibenderen Eindruck hinterlassen, aber dennoch ein schöner Auftritt ohne wirkliche Schwächen.

Weiter im Programm geht es anschließend mit den Italoberlinern VLAD IN TEARS, die diesmal anstatt Ilia Offe Giovanni de Benedetto als Gitarristen dabei haben. Die vor allem bei der Damenwelt beliebten Darkrocker haben wie erwartet wenig Probleme die Besucher mitzureißen, der Stimmung wird aber durch den einsetzenden starken Regen ein gewisser Dämpfer versetzt... unbeeindruckt davon geben die Vladdies einen Querschnitt durch die beliebtesten Songs ihrer Karriere wie beispielsweise 'Blame Yourself', 'Fade Away' oder die Covernummer 'Wicked Game' zum Besten und besonders Sänger Kris sammelt pluspunkte dadurch, dass er den überdachten Teil der Bühne verlässt und sich zusammen mit den Fans den widrigen Wetterumständen aussetzt.

Jetzt wird es ein paar Takte härter - denn nun stehen AEVERIUM auf der Bühne, im Gepäck ihre melodisch-metallischen Songs mit dem kontrastreichen Duo Aeva Maurelle und Marcel Roemer an den Mikes. AEVERIUM lassen sich von den nach wie vor dezent humiden Wetterverhältnissen dann auch gar nicht beirren und brennen ein temporeiches und mitreißendes Programm ab (im wahrsten Sinne des Wortes, den hier wird wieder nicht an Feuer gespart). Bei Liedern wie 'Otherside' oder 'What about me' gibt´s auch gar keine Fragen mehr, jetzt wird gemosht und mitgesungen auf Teufel komm raus und einfach mal aufs Wetter gepfiffen - jedenfalls merkt man der vorherrschenden Stimmung nicht an, dass es regnet. Zum Abschluß gibt es sogar eine Zugabe - und die Band entscheidet sich für ein Cover von 'Paparazzi' von Lady Gaga. Überraschende Wahl, aber macht Laune.

Anschließend ist erstmal Schluß mit lustig und zarten Frontdamen auf der Bühne, jetzt regiert die NDH-Axt - Bilder von Panzern auf der Bühne, Fliegeralarmsirene, martialische Grundstimmung und Sichtverhältnisse wie nach einer Nebelkerze, enter OST+FRONT, die skandalträchtigen Rocker um "Herrmann Ostfront", inklusive ihren bizarren Bühnenoutfits. Es gibt Fleisch, Baby! Ob 'Fiesta de Sexo' , 'Denkelied', 'Bruderherz' oder die Showeinlagen wie der kräftige Schluck aus dem Katheter/Tropf von EVA Edelweiß, hier ist einfach alles stimmig und gut aufeinander abgestimmt.
Besonderer Gageffekt sind dabei sicherlich die rot gefüllten Riesenballons, die man dem Publikum zum Spielen überläßt - selbstverständlich inklusive kleiner... Unfälle. Aber hey, ist ja niemand weiß gekleidet, nächwahr.

Nachdem OST+FRONT im wahrsten Sinne des Wortes abmarschiert sind geht´s an den Co-Headliner des Tages, CREMATORY. Diese können zwar weder irgendwelche bizarren Outfits oder bezaubernde Frontfeen bieten, aber ihr handwerklich solider und eingängiger Gothic Metal entschädigt dafür weißgoth - und mehr als das. Seit 26 Jahren auf den dunklen Bühnen dieser Welt wissen CREMATORY um Felix Stass auch was sie ihrem Publikum schuldig sind und liefern ein Best Of ihrer Werke, das sich erfreulicherweise vor allem auf ältere Nummern beschränkt, und wer kann sich als Szenefan schon zurückhalten wenn einem ein Klassiker wie 'Tears of Time' um die Ohren geballert wird? Eben. Dazu wird vor allem von der Saitenfraktion gar herrlichst gepost dass es eine wahre Freude ist, und Feuer gibt es gegen Ende auch nochmal en masse. Ein unglaublich packender und eindringlicher Auftritt, der dem Headliner angemessen den Weg ebnet.

Den Headliner, bei dem es sich um niemand geringeren als die portugiesischen Dark-Götter MOONSPELL handelt. Und darüber was Fernando Ribeiro und seine Mannen auf der Bühne für ein mitreißendes Erlebnis abliefern können muss man nach ca 27 Jahren wohl nicht mehr sinnieren. Ähnlich wie CREMATORY konzentiert das Urgestein des Düsterrocks sich dabei ebenfalls auf ältere Klassiker, und Nummern wie 'Vampiria', 'Opium' , 'Fullmoon Madness' und Co haben in den Jahren kein Stück ihres Gänsehautfaktors eingebüßt - eher das Gegenteil ist der Fall. Für die Optik gibt es außerdem eine sehr ansprechende Bühnendeko, noch mehr Feuer (keine Sorge, der einzelne Baum vor der Bühne hat auch dieses Jahr wieder unbeschadet überstanden, by the way) und Handschuhe mit grünen Laserpointern, die mit dezentem Nebel und bei den schwindenden Lichtverhältnissen besonders genial rüberkommen.
Aber auch dieser Auftritt muss irgendwann zu Ende gehen, und so endet dann auch Castle Rock 18.

Zu dem Festival gibt es nicht viel zu sagen das die letzten Jahre nicht bereits wiederholt gesagt wurde - wie schon in der Vergangenheit ein voller Erfolg, und die irgendwie familiäre Atmosphäre und schnell überspringende gute Stimmung büßt summa summarum auch bei regnerischen Verhältnissen nur ein kleines bißchen ihres Effektes ein. Hervorzuheben ist dabei wieder, dass sich auch dieses Jahr die meisten Bands nicht nur ausgiebig Zeit für ihre Fans am M&G/Merchstand nahmen, sondern auch teilweise wieder privat unter die feierwütige Meute mischen.

Als Appetizer gab es übrigens auch schon ein kleines Preview auf 2018 (weil fuck you, Festivalsterben): Mit Lacuna Coil, Stahlmann, Tanzwut und Beauty Of Gemina steht bereits jetzt ein besuchenswertes Line-Up, das sicher noch mit der einen oder anderen Überraschung aufzuwarten weiß.

 

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