KATATONIA, EVERGREY & KLOGR @ Täubchenthal, Leipzig - 20.11.2025
Am 20.11.2025, einem Abend, an dem sich die Kälte der kommenden Tage bereits andeutet, werden KATATONIA in Leipzig Halt machen und live auftreten. Den Anfang machen um 19:00 Uhr allerdings KLOGR. Die Jungs sind gut aufgelegt und ballern ihren Mix aus Alternative Rock bzw. Metal in die bereits gut gefüllte Halle. So ganz will der Funke allerdings noch nicht überspringen. Erst der Rausschmeißer ‚Face The Unknown‘ bringt die Menge zum Grooven und Headbangen.
Als Nächstes stehen EVERGREY auf dem Programm. Gleich das erste Lied ‚A Silent Arc‘ überzeugt das Publikum. Insbesondere die charismatische Stimme von Tom S. Englund trägt das Set, welches vor allem aus den Singles besteht. Und dass diese ein extremes Hitpotenzial haben, hat sich mittlerweile auch bis zum letzten Metalhead herumgesprochen. Bereits während des Gigs ist das Publikum voll dabei und kann sich der Magie der Songstrukturen nur schwer entziehen. Das Abschlussdoppel, bestehend aus ‚Falling From The Sun‘ und ‚OXYGEN!‘, bringt den Saal dann endgültig auf Betriebstemperatur. Ein echter Triumphzug und eine großartige Ergänzung zu den Headlinern KATATONIA.
Gegen 21:00 Uhr ist es dann endlich so weit. Vor der Bühne herrscht dichtes Gedränge, welches sich bis in die letzten Reihen durchzieht. Fünf in Schwarz gehüllte Gestalten betreten die Bühne und hauen mit ‚Thrice‘ vom neuen Album „Nightmares As The Extensions Of The Waking State“ direkt eine echte Granate raus. Die hinter den Gestalten befindliche LED-Wand spielt diverse Bilder, die die Stimmung des Liedes perfekt in Kombination mit der Lightshow untermalen. Während die Instrumente sehr gut klingen, scheint Jonas Renkse etwas schwach bei Stimme zu sein. Wie sich herausstellen wird, liegt das eher an der Mischung des Sounds. Als zweites Lied folgt direkt der Ausflug in die Vergangenheit. Mit ‚Soil’s Song‘ spielt die Band eines der schönsten Lieder von „The Great Cold Distance“. Im Anschluss geht es zurück zum aktuellen Album. ‚The Liquid Eye‘ bringt etwas Schwung in die Menge, der jedoch durch den verspielten Mittelteil ins Schwelgerische abdriftet und zum Träumen animiert.
Insgesamt ist das Set eher etwas für Kenner der Band. Statt der naheliegenden Hits bzw. Ohrwürmer der Band hat sie sich eher für die träumerischen, künstlerisch anspruchsvollen Lieder entschieden. Belege dafür sind beispielsweise ‚Rein‘, ‚Nephilim‘ und ‚The Longest Year‘. Aufgrund des hohen Anteils eher ruhiger Passagen ist die Stimmung während der Lieder auch eher gedämpft und schwelgerisch. Insbesondere die beiden Gitarristen wissen, dass sie als Aktivposten gebraucht werden, und geben daher alles beim Headbangen und Acting zur eigenen Musik. Dem Publikum ist es scheinbar egal, welche Lieder die Band spielt. Es feiert jeden Ton mit überbordendem Beifall. So richtig ab geht es dann jedoch, als Jonas Renkse ‚Lethean‘ ansagt. Die Menge gibt sich dem Rhythmus und dem jetzt fantastisch zu hörenden Gesang hin. Es ist ein wahres Fest mitzuerleben, wie viel Freude traurige Musik machen kann. Auch die Band scheint bei den härteren Passagen ihren Spaß zu haben und froh zu sein, die Haare mal so richtig fliegen lassen zu können.
Als abschließendes Doppel folgt ‚For My Demons‘ von „Tonight’s Decision“ und ‚In The Event Of‘ vom letzten Album. Beide Lieder werden von den Fans begeistert aufgenommen. Als Zugabe gibt es mit ‚Forsaker‘ von „Night Is The New Day“ noch einmal phasenweise so richtig auf die Zwölf. Das Publikum genießt jede Sekunde dieses Liedes. Zu schade, dass die Band nach knapp 90 Minuten am Ende ihres überaus gelungenen Gigs angekommen ist. Minutenlang wird die Band gefeiert, bevor jeder und jede wieder in die eisige Nacht verschwindet, um sich in den eigenen vier Wänden mit dieser außergewöhnlichen Band zu beschäftigen und sich bei einem Glas roten Weins durch die umfangreiche Diskografie zu hören.
Dirk Eisermann
