FORBIDDEN, FINAL ERROR @ Herford, Kulturwerk - 02.08.2025
FORBIDDEN, die einen Tag zuvor in Wacken gespielt hatten, stecken im Stau. Irgendwo auf der A7 geht’s nur noch im Schneckentempo weiter, weshalb im Herforder Kulturwerk direkt hinter den Bahngleisen erstmal Warten angesagt ist. Nahezu zeitgleich treffen irgendwann Vor- und Hauptband ein, man macht sich umgehend an den Aufbau und beim ersten Händeschütteln in der Halle erinnert FINAL ERROR-Bassist Hammer den FORBIDDEN-Trommler an gemeinsamen Unfug, den man Ende der Achtziger in Berlin-Kreuzberg veranstaltet hat, als Chris Kontos mit seiner alten Band Verbal Abuse in genau dem besetzten Haus gelandet ist, in dem der junge Hammer gehaust hat. So entsteht ein lebhaftes Gespräch mit vielen Erinnerungen, die Welt ist eben doch ein Dorf!

Vorweggenommen: Der Abend war nicht das Konzert des Jahres, daran ist aber keine der zwei Bands schuld. Vielmehr ist der basslastige, immer ein wenig wummernde und in seinen Höhen sehr kratzige Sound heute die Spaßbremse. Irgendwann füllt sich die kleine Hütte zaghaft und kurz darauf klettern FINAL ERROR dann auf die Bühne und legen mit 'Bloodrush' und 'Soldiers' los. Man merkt, der Auftritt ist für die Truppe etwas ganz besonderes, alle legen sich ins Zeug und ab und zu wagt einer der Musiker den Blick über das FORBIDDEN-Logo auf dem Backdrop schweifen zu lassen wie um sich zu vergewissern, das man das nicht alles nur gerade vor sich hinträumt. Zwischenintro und schon kommt mit 'Enough Is Enough' der erste brandneue Song vom kommenden Album „Daemonium In Nobis“, kurz darauf mit 'Curse Of Death' ein weiterer. Es ist sichtbar das die Band bestens aufeinander eingespielt ist, die Spielfreude schafft so eine fast greifbare Verbindung der Musiker untereinander. Was ihnen auch die Sicherheit gibt, sich beim Stageacting in die Musik fallen zu lassen. So kann man Schreihals Nico einige Male dabei beobachten, wie er sich mit geschlossenen Augen in die Worte hineinsteigert, einzelne Vokale hinausschreit, andere bewusst verzögert und so ein Bild abgibt, mit dem er die Bühne für sich vereinnahmen kann. Leadgitarrist Juan und Bassist Hammer legen sich auch ins Zeug während der zweite Gitarrist Fabian der konzentrierte Ruhepol zu sein scheint, wenn er bei Stücken wie 'Hellfire' oder dem Schlußpunkt 'Dead Man Walking' sein Instrument bearbeitet. Wer ihn kennt weiß jedoch, innerlich ist der Kerl beim Spielen nicht weit von der Kernschmelze entfernt. Das der Sound stellenweise nicht gut klingt, weil die Höhen der Gitarren nicht wirklich zur Geltung kommen, ist die Achillesferse eines ansonsten sehr überzeugenden Auftritts der Lippstädter.
Das „Twisted Into Form“ Doppel 'Infinite' und 'Out Of Body (Out Of Mind)' ist dann der Einstieg in den FORBIDDEN-Set. Wer nicht gerade um einen Platz in den ersten beiden Reihen kämpfen muss, um Fotos zu machen, reibt sich die Augen. Waren bei FINAL ERROR vielleicht um die 85 Leute anwesend, sind es nun wohlwollend geschätzt vielleicht 125. Samstagabend in Herford? Was ist los mit den Metal-Freaks? Egal! Die Anwesenden lassen sich dann auch vom Sound die Laune nicht vermiesen, der auch beim folgenden 'March Into Fire' die Drums von Chris Kontos und den Bass von Matt zu weit in den Vordergrund drückt, was schon ein Stück weit zu Lasten der Gitarren und Sänger Norman Skinner geht. Es bessert sich dann bei 'Twisted Into Form', in dessen Verlauf das großartige Gitarrenduo Daniel Mongrain und Craig Locicero zu Höchstform aufläuft und auch bei 'Forbidden Evil' nichtmehr damit aufhört. An den 'neuen' Sänger Norman Skinner hat man sich inzwischen gewöhnt, der Mann macht's einem auch einfach. Sein Gesang füllt die Songs der Band komplett mit Leben und der notwendigen Energie und auch in Sachen Bühnenpräsenz ist er eine beeindruckende Erscheinung, der schon während dem Gig dauernd Kontakt zu den Fans in den ersten Reihen sucht. Auch jenseits des Rampenlichtes hat Norman eine unglaublich lockere und sympathische Art. Viel Applaus bekommt dann auch 'Divided By Zero', das erste Stück vom kommenden FORBIDDEN-Album, das nächstes Jahr erscheinen soll. Während die ersten Reihen begeistert die Haare schütteln und einander auf die Füße teten, ist der Rest der Halle eher verhalten und im Genießer-Modus, taut zum Ende hin zu 'Step By Step' und 'R.I.P.' mehr und mehr auf und die Band dankt es ihnen. Als man in einer Songpause nach 'Tossed Away' dem Schlagzeuger Chris Kontos kurz das Mikrofon in die Hand drückt, erwähnt der gleich noch die wilden Zeiten mit Hammer in Kreuzberg und lässt die Vorband hochleben, bevor man dann mit 'One Foot In Hell', 'Through The Eyes Of Glass' und dem Alltime-Klassiker 'Chalice Of Blood' die Schlußrunde einläutet und sogar doch noch einen ganz kleinen Moshpit bekommt. Dann ist Schluß. Hände werden geschüttelt, man findet Musiker zum Anfassen, die gerne einen Schnack halten und alles signieren, was ihnen unter ihre Nasen gehalten wird. Mit besserem Sound hätte das Ding durchaus das Zeug zu einem Konzert des Jahres gehabt.
Achtzig Minuten FORBIDDEN plus Vorband gibt’s in Herford für etwas über 40€! Mag man auf die allgemein übliche Kostenentwicklung bei Konzerten schieben – wenn aber am Tag darauf in Eindhoven für FORBIDDEN, WARBRINGER plus lokale Vorband nur etwa 30€ aufgerufen werden, fragt man sich schon irgendwo, was das denn alles soll... Ohne Frage, die Künstler sollen bitte von den Einnahmen leben können, aber derartige Preisschwankungen?

Wer gedacht hat, mit der Deutschen Bahn schon alles erlebt zu haben, hier noch eine Episode aus der endlosen Geschichte „Leben mit der Deutschen Bahn“:
Minden (Westf). Es ist ein Uhr. Zwölf andere Menschen und ich warten hinter dem Bahnhof auf einen Schienenersatzverkehr-Bus, der uns in die Nähe von Hannover schaffen soll. In Minden, an einem Sonntagmorgen um eins passiert: Nichts! Von einem Fuchs mal abgesehen, der am Straßenrand hockt und sich über einen halben, weggeworfenen Döner hemacht. Das Tier läuft noch nichtmal weg, wenn doch jemand vorbeiläuft. Der Bus kommt, alle haben einen Sitzplatz und es ist echt kalt. Sechs Stunden, bis ich ins Bett fallen kann. Klingt nach ereignisloser Fahrt durch die Tristesse?
Dachte ich! Wir kommen nach Bückeburg. Schrecklassnach! Am Bahnhof steht eine Horde Oger und Orks. Wild verkleidete, im Gesicht bemalte Leute, die sich beim Mittelalterfest heftig einen gegeben haben. Die drängeln nun in den Bus, hör- und riechbar alkoholisiert. Binnen drei Minuten wird das bis eben gemütliche Gefährt zur Sardinenbüchse auf Rädern und fährt in rasantem Tempo durchs schlafende Niedersachsen, während die in ihm verladenen, rülpsenden Oger und Orks auf die glorreiche Idee kommen, Fußballgesänge anzustimmen. In Wunstorf ergießt sich diese Busladung Wahnsinniger auf den Vorplatz vom S-Bahnhof. Morgens halb drei in Deutschland. Kannst du dir nicht ausdenken!
Fotos & Text: Wedekind Gisbertson