BENEDICTION, JUNGLE ROT, MASTER @ F-Haus, Jena - 13.04.2025
Alter Verwalter! Das ist jetzt schon die Tour des Jahres! Darauf ein dreifach donnerndes „Old School, Old School, Old School!!!“. Mehr Old School Death Metal geht gar nicht. Das scheinen die Protagonisten auch so zu sehen und die Zeit zu genießen, die sie zusammen on the road verbringen. Zwölf Termine umfasst die Tour, die die drei Bands durch Deutschland, Österreich, Niederlande, Luxemburg und die Schweiz führt. Das es dabei auch abseits der Bühne spaßig und feuchtfröhlich zugeht, kann man nicht nur den Fotos auf den Bandkanälen entnehmen, sondern merkt man den mächtig gut aufgelegten Akteuren am heutigen Abend auch an. Oder wie mir ein zufriedener Paul Speckmann mitteilt: „Such a great tour, we are smiling everyday!“
Das F-Haus mitten in der schönen Jenaer Innenstadt ist an diesem Sonntagabend knackevoll und mit den ca. 450 anwesenden Death Metal Veteranen ausverkauft. In dem Saal geht kein Stein mehr zu Boden und die Temperaturen steigen im Laufe des Abends auf gefühlte 50 Grad Celsius, was einen schweißbedingten Duft der Marke Pumakäfig nach sich zieht. Beste Voraussetzungen also für einen ranzigen Death Metal Abend!
Den Anfang machen MASTER, die 19 Uhr die Bühne betreten und kräftig in den Arsch treten. Der Sound ist anfangs etwas matschig, wird im Verlauf des 45 minütigen Gigs aber besser, auch wenn Paule mit seinem immer wieder aussetzenden Amplifier kämpft. Das Szeneurviech ist bestens bei Laune und zelebriert mit seinen beiden Mitstreitern seinen räudigen, punkig- rock‘n‘rolligen Death Metal uralter Schule. Angetrieben vom tight knüppelnden Drummer Peter und den sägenden Riffs von Langzeitklampfer Alex, zeigt Speckmann, dass er auch mit über 60 noch nicht zum alten Eisen zählt. Mit Krachern wie ‚Judgement Of Will‘, ‚Submerged In Sin‘ oder ‚Pay To Die‘ kann er aber auch nicht viel falsch machen. ‚Terrorizer‘ wird instrumental ausgeweitet und ‚Subdue The Politician‘ mit erhobenem Mittelfinger den korrupten Politikern weltweit gewidmet. Als Abschluss fungiert ‚The Truth‘ vom ersten Album, ehe man lautstark bejubelt die Bühne freimacht.
Es folgen JUNGLE ROT aus Wisconsin, die wie immer gnadenlos nach vorn gehen und eine Stunde lang für knackende Halswirbel sorgen. Der Vierer um „Mr. Old School“ Dave Matrise hat besten Sound erwischt und hämmert seine thrashigen Riffgranaten in das transpirierend ausrastende Volk. ‚Worst Case Scenario‘, ‚E.F.K.‘, ‚A Call To Arms‘, ‚Face Down‘, ‚A Burning Cinder‘ – grenzenloser Jubel vor der Bühne. Absolute Highlights sind das Oberriffmonster ‚Stay Dead‘ und das nicht minder geile ‚Strangulation Mutilation‘. Natürlich dürfen die obligatorischen „Old School“- Spielchen nicht fehlen und die Leute ziehen selbstverständlich mit. Die Band beeindruckt durch ihre Tightness und ihre Spielfreude. Nach 15 Songs und dem abschließenden ‚Psychotic Cremation‘ ist dann Schluss und man macht Platz für die Headliner des Tages.
Die Birminghamer Death Metal Legenden BENEDICTION sind in den letzten Jahren offenbar in einen Jungbrunnen gefallen und werden gefühlt immer besser. Davon zeugen nicht nur die Killeralben ‚Scriptures‘ und ‚Ravage Of Empires‘, sondern auch die Livegigs der letzten Jahre. Nichts gegen Dave Hunt, der live auch immer alles gegeben hat, aber mit der Rückkehr von Dave Ingram hat man nochmal ein anderes Ass im Ärmel. Der Typ hat einfach eine unglaubliche Bühnenpräsenz und ist ein Fronter, wie er im Buche steht. Heute kämpft er allerdings mit einer unüberhörbaren Heiserkeit (die letzten Tage haben wohl ihren Tribut gezollt) und krächzt sich mehr durch seine Ansagen, als dass er spricht. Überlegungen, das Set etwas einzukürzen, wischt er aber vom Tisch und verspricht den gesamten Gig. Und die Stimme hält den mächtigen Growls stand. Die Band ist eingespielt und liefert ab. Das neue Album wird mit Songs wie ‚A Carrion Harvest‘ und ‚In The Dread Of The Night‘ bedient. Über Neueres, wie die Oberbanger ‚Stormcrow‘ und ‚Progenitors Of A New Paradigm‘, über Mittelaltes à la ‚They Must Die Screaming‘, ‚The Grotesque‘ und ‚Shadow World‘, bis in die Frühphase der Band mit ‚Foetus Noose‘ oder ‚Vision In The Shroud‘, liefert man einen Querschnitt durch das eigene Schaffen. Das dabei Klassiker wie ‚Nightfear‘, ‚Nothing On The Inside‘ oder ‚Experimental Stage‘ fehlen, ist zu verschmerzen, denn die Songauswahl ist nun mal groß. „Is it old school enough?“ erkundigt sich Ingram und wird entsprechend bejubelt. Bei ‚Violation Domain‘ startet dazu ein ordentlicher Pit, der sich durch das restliche Set zieht. Zu ‚Crawling Over Corpses‘ sieht man Paul Speckmann vor der Bühne abschädeln, um dann dem wie immer bestens gelaunten Gitarristen Darren Brookes einen Becher Hochprozentiges auf die Bühne zu reichen. Auch hier zeigt sich wieder, dass die Stimmung unter den Bands bestens ist. Auch wenn zwischendurch mal das Mikro ausfällt und die eine oder andere Geste auf der Bühne vermuten lässt, dass nicht alles funktioniert, hat man im Publikum einen ordentlichen Sound. Nach ‚Engines Of War‘ vom neuen Album, beendet man dann standesgemäß mit ‚The Dreams You Dread‘ und breitem Grinsen den 75-minütigen Auftritt und schickt die abgekämpfte Meute unter die wohlverdiente Dusche.
Einen riesigen Respekt vor allen drei Bands! Es war ein Fest für alle Death Metaller! OLD SCHOOL!!!
Text & Fotos: Patrick Steinbach