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Die Sludge-Urväter CROWBAR spielen auch bereits das zweite Mal im absoluten Heimat-Lieblingsclub des Rezensenten auf. Bei herrlichem Sommerwetter sitzen im Außenbereich des American Diners bereits Stunden vor Konzertbeginn zahlreiche Headbanger, um sich dem kühlen Gerstensaft hinzugeben oder auch einen Burger, Hot-Dog oder Burrito einzuverleiben. Die sehr angenehme, gastfreundliche und entspannte Atmosphäre des L.A. Clubs ist ja bereits legendär und wird von allen auftretenden Künstlern als auch gelegentlich von weiter her angereisten Fans durch die Bank geschätzt und geliebt. Das Herzblut und die Leidenschaft, mit dem das Besitzer Paar Tanja und Jürgen die Location führen, dekorieren und gestalten, ist eindrucksvoll und herzerwärmend.

PIECE BY TRABI 12

Den Anfang dürfen heute die Berliner PIECE machen. Die Selbstbeschreibung „in etwa wie High On Fire aber schneller und mit mehr Punk“ trifft es eigentlich sehr gut. Die Combo hat bisher jeweils eine EP, Split und Platte veröffentlicht – und ist dafür ordentlich viel unterwegs und konnte sich auch schon mit anderen Größen die Bühne teilen. Dies kommt nicht von irgendwoher denn Tightness, Ausstrahlung, Spielfreude und Energielevel stimmen hier voll und ganz. Irgendwo hat man als Zuschauer auch den Eindruck, als ob hier Kumpels auf der Bühne stehen welche jeden gemeinsamen Moment des Musizierens voll und ganz in sich aufsaugen und genießen. Dies verfehlt nicht seine Wirkung und zieht schon beachtlich viele Zuschauer schnell vor die Bühne. Originalität und Eigenständigkeit im Songwriting lassen sich sicherlich noch ausbauen. Ansonsten muss man PIECE eine fast perfekte Anzeizer-Show attestieren.

CROWBAR BY TRABI 6

CROWBAR sind aktuell unter dem Banner „Summer Of Sludge“ unterwegs und wirklich eine so gut wie lange nicht geölte Maschine. Vom Opener `Burn Your World` an sitzt hier einfach jeder Ton, jede Akzentuierung und jede der doppelstimmigen Melodien einfach PERFEKT! Von den neueren Tracks hat sich `Chemical Godz` irgendwie nicht ohne Grund fest im Set eingenistet. Sehr erfreulich ist, dass auch das Riff-Monster `I Feel The Burning Sun` wieder seinen Weg ins Programm gefunden hat. Als erstes recht lange nicht gespieltes Stück wird uns heute `Negativ Pollution` vom selbstbetitelten Zweitling serviert. Hervorragend gesungen von Mr. Windstein. `To Build A Mountain` bringt endgültig alle anwesenden auf Betriebstemperatur und zeigt einen höllisch groovenden Tommy Buckley hinter dem Drumkit. Der gute ist und bleibt ein Schweizer Uhrwerk! Sehr erfreulich das er in Kürze auch Teil der Wiedergeburt von Soilent Green sein wird. Kirk und sein Bass-Sidekick Shane posen sich nicht nur während `The Cemetary Angels` und dem Übersong `The Lasting Dose` (Gänsehaut!) viel gegenseitig an und halten Blickkontakt. Zweiter Klampfer Matt ist hingegen eher ein Ruhepol, der oft in sich versunken feinste Riff-Salven abfeuert und herrlich gut mit dem Bandkopf harmoniert. Zweite Überraschung des Abends stellt `Fixation` dar. Die Performance verschafft Diehard-Fans Gänsehaut und klappt die Kinnladen nach unten. An dieser Stelle sei auch erwähnt, dass der Sound heute großartig abgemischt ist und sich selbst kleinste Feinheiten in der Performance der Musiker ideal heraushören lassen. Das folgende `Bleeding From Every Hole` hat sich Live bereits etwas abgenutzt und könnte subjektiv gesehen gerne mal durch eine andere Nummer ersetzt werden. Dies war es dann aber auch schon mit irgendeiner Form der Kritik bei dieser Lehrstunde des Sludge heute Abend. Der Hit `Planets Collide` ist und bleibt ja so etwas wie der Signature-Track von CROWBAR und ist für viele Neulinge die ideale Einstiegsdroge. Kirk geht bei diesem Song auf besondere Tuchfüllung mit den ersten Reihen, wodurch manche am liebsten fast selbst am Griffbrett mitmischen möchten. `Like Broken Glass` mobilisiert dann nochmals die letzten Energiereserven von Publikum und Band – was die Banger-Dichte vor der Bühne auf den Tages-Höchststand treibt. Den Deckel auf eine Killer-Show macht der Klassiker `All I Had (I Gave)`, welcher zwei Freunden der Band in der erste Reihe gewidmet wird. Dies sorgt für eine deutliche Rührung der angesprochenen Personen. Besser kann man diese Art von Musik nicht zelebrieren. Es wird langsam Zeit für ein neues Album, meine lieben Herren!

CROWBAR BY TRABI 7

Text: Markus Wiesmüller
Fotos: Danny „Trabi“ Jakesch