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Walking Dead On Broadway

Jeder, der nicht ausschließlich Konzerte großer, angesagter In-Künstler besucht, kennt die Tragik des leeren Saals, wenn eine Band die Bühne betritt. Als der mit Elektro-, Hip-Hop- und Pop-Elementen angereicherte Metalcore von FALL OF GAIA jedoch erklingt, füllt sich der Raum langsam doch. Dank der geradezu penetranten Batterie an Aufforderungen, abzugehen, die die Band auf das Publikum abfeuert, gerät der anfangs typisch hamburgisch zurückhaltende Raum auch mehr und mehr in Stimmung. Der Klargesang gewinnt wohl nicht unbedingt Preise, aber die verschiedenen Shouting-Stile machen Freude. Besonders interessant ist eine Stimmfärbung, die Shouter Sebastian fast eher in den Ansagen durchkommen lässt und die ein wenig nach Casper klingt. Die unbeugsame, unbeirrbare Art von FALL OF GAIA ist antreibend und kann gut davon ablenken, dass die Band doch hier und da so wirkt, als habe sie sich noch nicht zu 100% selbst gefunden. Spaß machen sie auf jeden Fall schon und ihre Motivation scheint auszureichen, die Welt zu erobern!

Dann kommen WALKING DEAD ON BROADWAY. In einer Zeit, in der die meisten Ratten das sinkende Deathcore-Schiff verlassen, geben sie Vollgas in ebendiesem Genre und scheuen nicht, es sogar weiterzuentwickeln, ohne ihm den Rücken zu kehren. Roberts Vocals sind von überragender Härte und stellen die meisten der ganz großen Deathcore-Stimmen in den Schatten. Dabei ist der Frontmann herausragend grundsympathisch in seiner unaufgeregten, unprätentiösen, authentisch-angenehmen Art. Allein für den Kontrast zwischen seiner markerschütternden Stimme und seiner liebenswerten Erscheinung lohnt sich der Konzertbesuch. Weit entfernt vom 08/15-Sound des Genres ist die Musik mal brutal getrieben, mal fast sphärisch – einfach und doch komplex, geht richtig gut rein und nicht gleich wieder raus. Der deathmetallige Deathcore von WALKING DEAD ON BROADWAY ist wirklich, wirklich stark. Gerade live kann er sehr beeindrucken. Wer hier ist, scheint das ganz offensichtlich genauso zu sehen, denn die Leute moschen, pogen, rennen im Circlepit, headbangen, jubeln und strahlen Zufriedenheit und Faszination aus. So nämlich kann man sich auch im Deathcore entwickeln. Das Genre ist nicht tot. WALKING DEAD ON BRAODWAY beweisen es eindrucksvoll – auch mit dem aktuellen Album „Slaves“. Reinhören, zum Konzert kommen, ausrasten!