Die Schlacht wurde auf offenem Feld in der Nähe des Dorfes Napue im Westen Finnlands geschlagen. Dabei war die finnische Armee der russischen 2:1 unterlegen, und nach einem ersten erfolgreichen Angriff wurden sie von den Russen umzingelt. Nur wenige entkamen oder wurden gefangen genommen, die meisten wurden einfach abgeschlachtet. Zum Vergleich: Der blutigste Tag der finnischen Armee im Zweiten Weltkrieg forderte 816 Opfer an einer Front von 1000 km Länge; Die Schlacht von Napue forderte 2645 finnische Opfer auf einer Fläche von gerade mal vier Quadratkilometern. Der röteste Tag der finnischen Geschichte.
Unser Erzähler hier ist ein schwedischer Offizier, angeregt von der Geschichte des Johan Henrik Fieandt. Er ergab sich in der Schlacht von Napue und seine Kapitulation wurde, wie durch ein Wunder, angenommen, während die meisten anderen Soldaten und Offiziere getötet wurden (damals üblich und keineswegs nur bei den Russen). Er wurde nach Russland deportiert, entkam aber irgendwo nahe der Stadt Nowgorod aus dem Gefangenentransport. Es gelang ihm, seinen Weg über Finnland zurück nach Schweden zu finden. Dort angekommen, meldete er sich wieder zum Dienst bei seinem alten Kommandanten, General Armfelt, der ebenso aus Napue entkommen war.
Songtexter Steven Parham sagt dazu:
„In Memoiren von Soldaten, oder auch den Erzählungen meines eigenen Großvaters über den Kampf gegen die Nazis in Nordafrika, war für mich das auffallendste und gemeine Merkmal die schiere Langeweile des Wartens auf den Beginn der Schlacht. Mit einem Bild unseres Mordengels, die über dem Schlachtfeld aufragt, ihr Gesicht in Ekstase in Erwartung dessen was unten geschehen wird, stellte ich mir vor, wie sie wohl reagieren würde, wenn ihr Hauptwerkzeug – der mörderische König Carolus, wegen seiner Hartnäckigkeit ‚Eisenschädel‘ genannt – jemals merken würde, dass er seine Kriegstreiberei beenden sollte. Würde sie resigniert seufzen; oder würde sie auf neue Überzeugungen drängen? Ich denke, sie würde bösartig werden.
In diesem zweiten Text, den ich für das Album geschrieben habe – wieder in Istanbul, aber jetzt auf der anatolischen Seite dieser Kontinente teilenden Metropole –, fand ich mich in Gedanken darüber, wie man ein Imperium verliert. Istanbul ist zweitausend Jahre alt: Tod und Krieg sind ihr in die Knochen geschrieben, die Taten ihrer byzantinischen und osmanischen Herrscher am Ende wirklich eher unheroisch, ihre Herzen klein vor Selbstherrlichkeit. Finnland, eine Pufferzone aus sumpfigem Nichts, war immer Opfer der beiden Reiche, die um die Kontrolle über seine leeren Gebiete kämpften, und die russische Machtübernahme war weniger auf deren Sieg als auf schwedische Inkompetenz zurückzuführen.
Nach der Katastrophe der Schlacht von Napue brauchte der Mordengel dringend Männer, die wie der Protagonist dieses Tracks den alten Eisenschädel daran erinnern würden, dass seine Bestimmung göttlicher Wille war, die Welt für ihre Sünden zu bestrafen.“
Nicht einmal die blutgetränkten Felder von Napue haben den Appetit Murhanenkelis gestillt, diese Gebieterin ist noch nicht satt. Für unseren Engel sollen die Brände, die sie im schwedischen Reich gelegt hat, nicht in den Weiten Finnlands gelöscht werden – dies soll in den Fjälls Norwegens geschehen, im letzten Track unseres Albums.
Ins Deutsche von Emanuel Schwarz (